Starke Schmankerl, schwache Listen, viele Zahlen und drei Videos

Starke Schmankerl, schwache Listen, viele Zahlen und drei Videos
16 gedrehte Gemeinden, 13 Stichwahlen - und was war sonst noch so los bei der Gemeinderatswahl?

Bei einer Gemeinderatswahl im Burgenland geht es nach wie vor in erster Linie um zwei Parteien - SPÖ und ÖVP. Denn obwohl die Anzahl der diversen Bürgerlisten und kleineren Gruppierungen zunimmt, spielen sie doch nur in manchen Gemeinden eine wichtige Rolle.

Das Burgenland hat am Sonntag die Gemeinderäte und Bürgermeister in den 171 Gemeinden gewählt, um 21 Uhr lag das Endergebnis vor. Die SPÖ hat an Stimmen, Mandaten und auch Bürgermeistern dazugewonnen. 277.473 Personen waren wahlberechtigt, die Wahlbeteiligung betrug 75,79 Prozent.

Die SPÖ erzielte 48,8 Prozent (2017: 44,4 Prozent) und an Mandaten ein Plus von 162 auf nun 1.623. Die ÖVP hingegen verlor 1,96 Prozentpunkte auf 39,9 Prozent. An Mandaten bedeutete dies für die Türkisen ein Minus von 64. Die FPÖ reduzierte ihre Zahl an Gemeinderäten auf 67 (2017: 144) und erzielte 3,5 Prozent (2017: 6,3 Prozent).

Die Grünen mussten ein leichtes Minus verzeichnen und kamen auf 1,6 Prozent (2017: 1,9 Prozent). Grüne Mandatare gibt es nun 26 statt 27. Die NEOS gewannen drei Mandate - alle in Breitenbrunn; insgesamt gibt es nun vier pinke Gemeinderäte (0,4 Prozent). Genauso viele Mandatare (vier) erreichte die MFG (0,5 Prozent).

Listen und Impfgegner unter den Erwartungen 
Kaum etwas zu holen gab es für die Impfkritiker der MFG (Menschen, Freiheit, Grundrechte) und die Liste Klartext von Herbert Adelmann. Letzterer scheiterte in allen 15 Gemeinden am Einzug in den Gemeinderat, die MFG schaffte jeweils ein Mandat in Wimpassing, St. Martin an der Raab, Burgauberg-Neudauberg und Bad Sauerbrunn. In Oberschützen, der Heimatgemeinde von MFG-Landessprecher Helmut Eller, reichte es nicht zu einem Einzug. 

Parteichefs von FPÖ und Grüne zur Wahl

Genau hinschauen beim „Kreuzerl machen“ 
In manchen Gemeinden war es empfehlenswert, den Stimmzettel etwas genauer unter die Lupe zu nehmen: Denn wenn Bürgermeister Pinzker gegen Vizebürgermeister Pinczker antritt (in Unterkohlstätten) oder in Pamhagen sowohl Tschida als auch Csida zur Wahl standen, kann es schon einmal zu (ungewollten) Verwechslungen kommen.

Bei den Bürgermeistern zählt die SPÖ aktuell 86 Ortschefs, die ÖVP 68. In 17 Gemeinden gab es einen Bürgermeisterwechsel. Elf neue Ortschefs zählte die SPÖ, sechs die ÖVP. Gleichzeitig verloren die Roten fünf, die Türkisen elf Bürgermeister. In 13 Kommunen ist am 23. Oktober eine Stichwahl notwendig, 2017 war das in 19 Orten der Fall.

In Eisenstadt verteidigte die ÖVP die Absolute im Gemeinderat, sie hält weiterhin 17 Mandate (53,4 Prozent; 2017: 55,3 Prozent). Die SPÖ erzielte 26 Prozent (2017: 22,1 Prozent) und gewann ein Mandat. Die FPÖ verlor zwei Mandate und damit den Klubstatus, nur noch ein Freiheitlicher ist im Gemeinderat der Landeshauptstadt vertreten. Die Grünen hingegen gewannen ein Mandat und verfügen mit insgesamt drei nun über den Klubstatus. Bürgermeister Thomas Steiner (ÖVP) verteidigte sein Amt mit einem kleinen Plus (61,64 Prozent; 2017: 60,32 Prozent) und zeigte sich erfreut, dass die ÖVP „weiter die bestimmende Kraft im Gemeinderat ist“.

Bürgermeister ohne Mehrheit im Gemeinderat
Willibald Goldenits von der ÖVP gewinnt die Bürgermeisterwahl in Tadten (Bezirk Neusiedl am See) mit einem hauchdünnen Vorsprung von sechs Stimmen. Im Gemeinderat konnte allerdings die SPÖ knapp die Mehrheit zurückerobern. Kein Einzelfall: Bürgermeister ohne absoluter Mehrheit im Gemeinderat gibt es nach dieser Wahl auch in Antau, Bad Sauerbrunn, Bad Tatzmannsdorf, Breitenbrunn, Hannersdorf, Heiligenkreuz, Kittsee, Litzelsdorf, Markt Allhau, Oberloisdorf, Oberwart, Pinkafeld, St. Michael, Sieggraben, Stinatz, Tadten und Unterrabnitz-Schwendgraben. 

Landesparteichefs von SPÖ und ÖVP zu Wahl

Strem: Eine Wahl, fast genau wie vor fünf Jahren
In der Gemeinde im Bezirk Güssing änderten nur 0,21 Prozent der Wählerinnen und Wähler ihre Meinung. Über den Mini-Zuwachs darf sich Bürgermeister Bernhard Deutsch (ÖVP) freuen.

Ihr stärkstes Ergebnis machte die SPÖ in der kleinsten Gemeinde, Tschanigraben (Bezirk Güssing). Dort trat sie als einzige Partei an und verbuchte dementsprechend 100 Prozent der Stimmen. In vier weiteren Kommunen schafften die Sozialdemokraten über 80 Prozent: in Olbendorf (Bezirk Güssing), Neutal (Bezirk Oberpullendorf), Mühlgraben (Bezirk Jennersdorf) und Schattendorf (Bezirk Mattersburg).

Für die ÖVP war Leithaprodersdorf (Bezirk Eisenstadt-Umgebung) mit 84,22 Prozent die beste Gemeinde. Dahinter folgt Großmürbisch (Bezirk Güssing) mit 75,19 Prozent. Die FPÖ war in Deutsch Schützen-Eisenberg (Bezirk Oberwart) mit 17,12 Prozent am stärksten. Die Grünen erzielten ihr bestes Ergebnis mit 14,27 Prozent in Frankenau-Unterpullendorf (Bezirk Oberpullendorf), die NEOS mit 16,6 Prozent in Breitenbrunn und MFG mit 8,9 Prozent in Wimpassing (beide Bezirk Eisenstadt-Umgebung).

In Parndorf wohnen die meisten „Wahlmuffel“
Die Wahlbeteiligung liegt bei Gemeinderatswahlen traditionell höher als bei Bundes- oder EU-Wahlen. Nicht so in Parndorf: Hier haben nur 55,9 Prozent der Wahlberechtigten von ihrem Recht Gebrauch gemacht. 75 Prozent davon haben Bürgermeister Kovacs wiedergewählt.   

Politologe zur Gemeinderatswahl

Wahlgeschenke: Wein gewinnt gegen Striezel
Im Wahlkampf-Endspurt  wurden am Sonntag in Jois noch Geschenke verteilt: Die SPÖ spendierte Striezel, die ÖVP Wein. Der Rebensaft hatte in der Wählergunst wohl die Nase vorn – die Volkspartei und Bürgermeister Steurer gewannen in Jois klar.

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