Ein Formular & ein paar Nippes

Ein Formular & ein paar Nippes
Sie will seine Sachen per Amtsbescheid entfernen lassen, er schließt sich insgeheim an.
Gabriele Kuhn

Gabriele Kuhn

Michael Hufnagl

Michael Hufnagl

Sie

So ein neues Jahr beginnt ja häufig mit einer ganzen Suada an eigenartigen Vorsätzen. Nicht bei mir. Weil ich weiß, dass im Wort Vorsatz das Scheitern lauert – und das ist vorprogrammiert. Aber diverse gefinkelte Ideen, frei nach dem Motto „Das muss heuer unbedingt anders werden“, habe ich selbstverständlich.

Formularmania

So überlege ich heuer erstmals, Formulare in unseren Ehe-Alltag einzuführen. Genauer gesagt: Antragsformulare. Etwa eines für die In-Ordnung-Haltung unseres Esstischs, der immer wieder einmal zur Mülldeponie verkommt. Dieses Formular würde ungefähr so lauten: Ich, Gabriele Kuhn, Ehefrau des Mannes von nebenan, beantrage die sofortige Räumung des Esstischs von – Hauben, – Jacken, – Laptops, – Zeitungen, – gebrauchten Taschentüchern und, jawohl, – sehr alten Panini-Pickerl-Alben. Gewünschtes bitte ankreuzen, es ist auch möglich, mehrere Dinge anzukreuzen. (Und ja, Sie dürfen das gerne für sich ausschneiden). Ich fände das insoferne praktisch, als ich des 17-jährigen Redens, so lange sind wir zusammen, müde geworden bin. Ein hübsch ausgefüllter Wisch macht es hingegen wortlos amtlich und offiziell. Er wirkt nachhaltiger als mein peinlich-unterwürfiges „Bitte, bitte, sei so lieb“ im Halbstundentakt. Allerlei Formular-Formen habe ich schon geistig fertig im Kopf: Der „Leere-Klopapierrollen-Wegwerf-Antrag“, der „Angefangene Rotweinflaschen-Zumach-Zettel“, das „Bitte nicht neben mir im Bett lesen, weil ich nicht schlafen kann“-Formular und der Antrag „Lass dir für einen sonnigen Samstagnachmittag endlich einmal was anderes einfallen als dieses depperte Match im Fernsehen.“ Was daraus geworden ist – ein amtlicher Zwischenbericht folgt nach dem ersten Quartal.

Twitter: @GabrieleKuhn

facebook.com/GabrieleKuhn60

Er

Gleich einmal vorweg, ganz wichtige Mitteilung in eigener Sache: Mein Match ist nicht deppert. Und zwar kein einziges. Ich überlege mir nach dieser groben Unsportlichkeit der Liebsten jetzt sogar fast justament, mir heute Abend Cardiff City gegen Shrewsbury Town, eine von sehr vielen unterklassigen FA-Cup-Partien, anzuschauen. Die interessiert mich zwar tatsächlich nicht im Geringsten, aber ich kann als Fußball-Liebhaber ganz schön deppert sein, wenn ich will.

Das Angebot

Die leidige Sache mit dem vollgeräumten Esstisch habe ich hingegen schon einmal gehört. Oder zwei Mal. Könnte auch 381-mal gewesen sein, wer weiß das schon genau? Jedenfalls vergisst meine Frau interessanterweise in Anbetracht dieses sagenhaften Skandals stets, mein feines ehemännliches Angebot zu erwähnen. Dass ich nämlich sehr wohl bereit wäre, mein Deponieren etwas bewusster zu gestalten, sobald sie die Wege zu meinem Glück freimacht. Was bedeutet: Ich kann in unserem Wohnzimmer seit Jahren schon kein Buch mehr aus der Bibliothek holen, ohne vorher ganz behutsam Glaskugeln, Leuchtherzen, Urlaubsmuscheln, Kinderfotos, Lavasteine, Zinnzwerge, Kristalltiere, Tontöpfchen, Glücksbringer, Duftlampen, Teelichtbehälter, Räucherstäbchenpfannen und präkolumbianischen Silberschmuck von den Regalen zu entfernen. Ich habe ihr daher schon einmal gesagt, dass mich ihr Dasein als Nippes-Königin irgendwann sicher in den Wahnsinn treiben wird. Oder zwei Mal. Könnte auch 381-mal gewesen sein. Also her mit den Formularen!

Unsere nächsten Paaradox-Auftritte: 15. 2., 13. 3., 3. 4. und
25. 4. im Wiener Rabenhof, 17. 2. in Mödling (Stadtgalerie),
4. 3. in St. Pölten (Bühne im Hof), 15. 4. in Melk (Tischlerei)

Twitter: @MHufnagl

www.michael-hufnagl.com

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