In der Mausefalle

In der Mausefalle
Investition. Sie will auf Top-Niveau klicken, er will ihr das aber irgendwie nicht gönnen.
Gabriele Kuhn

Gabriele Kuhn

Michael Hufnagl

Michael Hufnagl

Ich stellte ihr lediglich eine Frage.

von Gabriele Kuhn

über die Szenen einer Redaktionsehe.

Sie

Und wieder einmal bin ich die Buh-Frau. Laut Mann nebenan würde ich stets zum Teuersten greifen. Und das ist pfui, weil: Du bist ja nicht die Paris Hilton! So lautet sein Vorwurf seit ich a) vor drei Jahren ein Sackerl Bio-Mehl in den Einkaufskorb gelegt habe, das um ein Häuchlein ungünstiger war als gleichwertige Produkte, b) Herrensocken erstanden habe, die nicht seinem Mäc-Geiz-Preisbewusstsein entsprachen (diesbezüglich lebt er geistig ja noch in der Dreigroschen-Ära), – und c) seit wir vergangenen Samstag eine Computermaus für mein Notebook erstehen wollten.

Plug, play, preisbewusst

Da standen wir, in der Mause-Falle eines Elektronik-Marktes, vor uns an die 120.000 Variationen des Dings. Er tat, als würde er das Angebotene fachmännisch vergleichen. Halt, streichen Sie das „fach“ bitte wieder. Denn an seinem Blick erkannte ich, dass Produktbeschreibungen wie „Direkt nach dem Anschließen per Plug & Play einsatzbereit. Kompatibel mit Windows 8 / Windows RT“ direkt im Papierkorb seines sonst recht hellen Köpfchens landeten. Motto: Will ich net verstehen. Werd’ ich net verstehen. Muss ich net verstehen. Wobei mir bis heute nicht klar ist, ob er „Plug&Play“ nicht für etwas sehr Unanständiges hielt. Dennoch kam es in der Sekunde zum Börserlkrach. Ich fand nämlich, dass diese schicke, weiße, aber nicht billigste Schnurlos-Maus perfekt mit meinem schicken, weißen Arbeitskastl harmonieren würde. Worauf er sich outrierte: Typisch du, die Luxusmaus muss es natürlich sein. Dass wir von einem lächerlichen Unterschied von ein paar Euros redeten, knapp über dem einstelligen Bereich, sei nur nebenbei erwähnt. Und so griff die Luxusmaus entschlossen zur Luxusmaus, wohl wissend, was es wirklich heißt, wenn mich mein Charmeur mit „Du Teuerste“ ansäuselt.

Twitter: @GabrieleKuhn

facebook.com/GabrieleKuhn60

Er

Ich darf festhalten, dass ich es in meinem Leben schon mit einer Menge Mäuse zu tun hatte. Und ich darf aus dieser Tatsache messerscharf ableiten, dass ich genau weiß, welche (simple) Funktion das süße kleine Ding in unserem Beruf erfüllen muss, und in welcher Frequenz wir beide so vor uns hinklicken. Und nur deshalb habe ich im grenzenlosen Elektronik-Universum, das in mir immer nur den Reflex auslöst, augenblicklich in einem schwarzen Loch verschwinden zu wollen, behutsam leise Zweifel an der Mauswahl von gnä Kuhn angemeldet.

Ums Prinzip

Ich stellte ihr also in Anbetracht des gefühlten 163-Mäuse-Sortiments lediglich eine Frage. Ob es aus ihrer Sicht eine ernsthafte Notwendigkeit darstellt, ausgerechnet jene Maus zu erstehen, die offenbar das Masterpiece der weltbesten Hightech-Ingenieure ist. Die auf der FutureFusionFunction-Messe (so heißen solche Events doch, oder?) ganz sicher sämtliche Designer- und Ergonomiepreise abgeräumt hat. Und die bei Bedarf auch mit ihrer verträumten Benutzerin eine kleine Runde durch den Bezirk fliegen kann. Dabei ging es natürlich nicht um den Spargedanken, diesbezüglich ist die Liebste eh gewissenhafter als ich, sondern ums Prinzip. Wie so oft. Das Problem: Je beharrlicher ich die Meinung vertrat, dass es ja nun wirklich nicht das vermutlich von Lagerfeld erdachte und vom Papst garantiert persönlich gesegnete weiße Mäuslein sein müsste, desto leidenschaftlicher bestand sie drauf – inklusive Gute-Gründe-Suada. Und es endete einmal mehr mit jenem Satz, der als Lebensmotto taugt wie kein anderer: „Na gut. A scho’ wurscht.“

Unser nächsten Paaradox-Auftritte im Wiener Rabenhof: 22. 10. und 13. 11. (Karten: www.rabenhoftheater.com)

Twitter: @MHufnagl

www.michael-hufnagl.com

Kommentare