Wie Forscher Florian Krammer den Impfschutz gegen Omikron einschätzt

Europaweit (im Bild ein Impfzentrum in London) laufen die Impfkampagnen auf Hochtouren.
Österreichischer Impfstoff-Experte Florian Krammer über die offenen Fragen zur neuen Coronavirus-Variante, den kommenden Impfstoff von Novavax und sein Ausblick auf 2022.

Ein massiver Anstieg der Neuinfektionen mit der Omikron-Variante in Südafrika, ein Omikron-Cluster in Oslo, neue Fälle  in vielen  Staaten: „Die neue Coronavirus-Variante hat sich weltweit ausgebreitet, in vielen Ländern gibt es bereits lokale Übertragungsketten“, sagt Florian Krammer, Professor für Impfstoffkunde an der Icahn School of Medicine am Mount Sinai Krankenhaus in New York im KURIER-Gespräch. „Wir sehen das Virus überall – es ist bisher unter dem Radar geflogen.“

KURIER: Nach dem Bekanntwerden der ersten Daten über die neue Omikron-Variante des Coronavirus vor mehr als einer Woche haben Sie gesagt, Sie sehen "mit etwas Sorge, aber ohne Panik" auf die neue Variante. Ist das auch heute Ihre Einschätzung? Eine noch nicht begutachtete Studie zeigt, dass das Risiko für Genesene, sich mit Omikron zu infizieren, mehr als doppelt so groß ist wie das Risiko einer neuerlichen Infektion mit  der Beta- oder Delta-Variante.

Florian Krammer: Also Panik ist sicher nicht angebracht, die bringt uns nicht weiter. Sorgenvoll bin ich aber schon nach wie vor. Tatsächlich zeigt diese eine Studie, dass der Schutz von Genesenen in Südafrika, sich neuerlich mit dem Coronavirus zu infizieren, bei der Omikron-Variante geringer ist. Das Reinfektionsrisiko scheint bei Omikron im Vergleich zu Beta oder Delta um das 2,4-Fache erhöht zu sein. Das ist kein gutes Zeichen und ich wäre beruhigter gewesen, wenn man hier keine Unterschiede gesehen hätte. Es ist ein Hinweis darauf, dass es sich um eine starke Fluchtmutante handelt, die einen bestehenden Immunschutz gegen die Beta- oder Delta-Variante bei Genesenen zumindest teilweise umgehen kann. Aber es gibt noch viele Fragezeichen. Wir haben jetzt eine einzelne Studie, brauchen aber für verlässliche Aussagen noch mehr Daten. Wir wissen auch noch nicht, ob Omikron tatsächlich infektiöser ist, oder die derzeitige starke Ausbreitung an der Umgehung des Immunschutzes der Genesenen liegt.

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