Die originellsten Impf-Locations: Wo und wie man Impfmuffel zur Spritze lockt

Die originellsten Impf-Locations: Wo und wie man Impfmuffel zur Spritze lockt
Überall auf der Welt werden Menschen mit teils skurrilen Angeboten zur Corona-Impfung gelockt. Der Hintergrund: Menschen brauchen Anreize – und sie sind bequem.

Ok, nicht jeder hat einen Vlad Tepes. Damit ist Rumänien klar im Vorteil, wenn es um die originellsten Impf-Orte geht: Denn in Transsylvanien kann man sich seine Dosis im Dracula-Schloss abholen – Unsterblichkeitsdiplom inklusive.

So skurril manche Anreize auch wirken – neu sie sind nicht. Ähnliches gab es schon Anfang des 19. Jahrhunderts bei der Pockenschutzimpfung. Auch damals war die Impfung neu und die Skepsis erst einmal groß. Deshalb wurden von offizieller Seite Lebensmittel mitgebracht, Süßigkeiten verschenkt oder sogar Impfmedaillen verliehen – als Anreiz, sich freiwillig impfen zu lassen.

„Im 20. Jahrhundert hat man zunehmend auch die Erfahrung gemacht: Die Menschen müssen nicht zur Impfung kommen, sondern die Impfung zu den Menschen“, weiß der Medizinhistoriker Malte Thießen, der die Geschichte des Impfens erforscht hat. Und so kamen auch im Frühling 2021 die Ärzte zu den Leuten. Und nicht umgekehrt. Selbst wenn man dafür zu einer Expedition aufbrechen musst. Etwa in der Osttürkei, wo viele Menschen in schwer zu erreichenden Bergregionen leben. Sogar die Ribeirinhos erhielten zu Hause – am Ufer des Solimoes-Flusses im Bundesstaat Amazonas den ersten Stich.

Der KURIER hat die originellsten Impf-Locations zusammengetragen:

  • Impfen und Kultur:

Im Frühling  wurde das American Museum of Natural History zu einer begehrten Covid-19-Impfstelle in New York – und über allem schwebt ein riesiges Modell eines Blauwals.

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Was die Amerikaner können, haben andere auch drauf: Im Staatlichen Kunstmuseum der Republik Kasachstan Abylkhan Kasteyev in Almaty wurde ebenfalls ab April geimpft.

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Für alle, die noch keine Karten für die Elbphilharmonie in Hamburg ergattert haben: Durch die Impfhintertür ging es dieser Tage hinein. Viele nutzten das, die Schlange war angeblich 700 Meter lang.

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Das Castello di Rivoli in der Nähe von Turin hat schon im Mai mit der Gesundheitsbehörde ein Pilotprojekt erdacht, um das Museum als Ort für Impfungen zu nutzen – die perfekte  Synergie zwischen Schutz der Gesundheit und der Kultur.

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  • Impfen und Kirchgang:

Die Westminster Abbey ist nur eine der Kirchen, die sich dem Impfen verschrieben haben; allerdings mit potenziellem Promifaktor: sogar Kate und William zeigten sich dort.

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In Österreich  öffnete  der Stephansdom in Wien, genauer gesagt die Barbarakapelle, ihre Pforten für Impfwillige. Schon bald soll auch das Stift Göttweig folgen. Motto: Impfen unter Sternen?

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In der Saint Mark's Episcopal Cathedral in Seattle wiederum wird die Impfung mit Orgelmusik versüßt.

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Apropos:

  • Impfen und Musik:

Im Kirchner-Kulturzentrum in Buenos Aires  setzt man auf die  Kombination von Tango und Impfstoff als „heilende Erfahrung“. Mehr als 13.000 Menschen holten sich eine Dosis Gesundheit und eine weitere Dosis Kultur.

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In Bukarest versuchte man es im Mai mit einer Stradivari: Während der akustischen Live-Performance eines Geigers bereiteten sich 1.200 Freiwillige, 260 Ärzten, 300 Krankenschwestern, 135 Assistenzärzten und 500 Studenten auf einen  Impfmarathon vor.

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  • Impfen und Sport:

Im nationalen Velodrom in Saint-Quentin-en-Yvelines in der Nähe von Paris konnte man die französische Radsportnationalmannschaft während eines Trainings beobachten und sich gleichzeitig seine Impfdosis holen.

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Und auch Quebec hat im März das Olympiastadion zur Impfstraße umgewandelt.

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  • Impfen und Abenteuer:

Dieser Tage erregte auch das Bundesheer mit einer besonderen Impfaktion Aufsehen:  Am Salzburger Flughafen gab es Stiche im - Laien sonst verschlossenen Ambiente –  der Transportmaschine Hercules.

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Rollenspiele mit falschen „Krankenschwestern“ verspricht ein Bordell in Wien. Die Impfung ist garantiert echt.

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Wir lernen: Das Repertoire der Impfmotovatoren ist längst noch nicht ausgeschöpf. Auch ungewöhnlichen Aktionen wie die der Stadtverwaltung von New Orleans können helfen: In nur drei Stunden konnte sie 125 Pfund Langusten und entsprechend viele Impfdosen an den Mann bringen. Medizinhistoriker Thießen abschließend: "All das weist auf einen ganz wichtigen Punkt hin: dass Menschen bequem sind. Und das wiederum zeigt: Je einfacher wir Dinge gestalten, desto erfolgreicher sind sie. Und das ist dann oft schon die Lösung."

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