Effektive Stressreduktion
Kanadische Psychologinnen und Psychologen haben analysiert, welche konkreten elterlichen Verhaltensweisen unmittelbar nach dem Stich Stress bei Kindern am effektivsten verringern. Die Erkenntnisse wurden unlängst im Fachblatt Pain veröffentlicht.
An der Studie nahmen 760 Vorschulkinder (zwischen vier und fünf Jahre alt) aus dem Großraum Toronto teil. Laut den Forschenden handelt es sich um die weltweit größte Studie, in der der Effekt der Begleitung von Kindern während einer Standardimpfung beobachtet und untersucht wurde.
Die Erkenntnisse sind durchaus interessant. Es zeigte sich etwa, dass verbale Beruhigungsversuche (z. B. "Du schaffst das schon" oder "Es wird gleich besser") in der ersten Minute nach der Impfung bei den Kindern tatsächlich mehr Stress auslösten. Auch der Versuch, die Kinder abzulenken, indem man über etwas Anderes mit ihnen sprach, war in der ersten Minute nach der Spritze mit höherem Leidensdruck verbunden.
In Minute zwei nach der Spritze standen die unterstützenden Aussagen allerdings mit geringerem Leidensdruck in Verbindung. In diesem Zeitraum waren insbesondere abwertende Kommentare (z. B. "Sei kein Baby") mit mehr Stressgefühlen verbunden.
Ruhe ausstrahlen
Was also sollten Eltern tun, um den kindlichen Stress im Zusammenhang mit einer Impfung zu verringern? In einem Artikel für Psychology Today rät Psychologin Cara Goodwin, das Kind bereits vor der Impfung so gut es geht zu beruhigen. Dafür eignen sich Entspannungstechniken, die gemeinsam angewandt werden können, zum Beispiel Atemübungen oder Fantasiereisen.
Unmittelbar nach der Spritze (weniger als eine Minute nach der Injektion) hilft man dem Kind am besten, wenn man selbst ruhig bleibt und körperliche Zuwendung in Form von Umarmen, Kuscheln oder Händchenhalten zeigt. In dieser Phase sollte man das Kind eher nicht gezielt ablenken.
Die US-amerikanische Seuchenschutzbehörde (CDC) empfiehlt, Säuglinge und Kleinkinder, denen Impfungen meist in den Oberschenkel verabreicht werden, auf dem Schoß zu positionieren, den Arm des Kindes unter die eigene Achselhöhle zu legen und mit dem Oberarm sanften Druck auszuüben, um das Kind sicher zu umarmen. Die Unterarme und Hände des Kindes sollten sanft, aber keinesfalls grob gehalten werden. Die Füße des Kindes verankert man unterdessen fest zwischen den Oberschenkeln. Ältere Kinder, die eine Spritze in den Arm bekommen, setzt man laut CDC ebenfalls am besten auf den Schoß, umarmt sie und verankert beide Beine des Kindes zwischen den eigenen Oberschenkeln.
Sobald sich das Kind wieder entspannt (mehr als eine Minute nach der Spritze), eignen sich aufmunternde Botschaften als Bewältigungshilfe. Eine ängstliche Reaktion des Kindes sollte jedenfalls nie kritisiert oder als unsinnig abgetan werden.
Schmerz-Biene
Auch der Markt hat Produkte parat, die Impfungen für Kinder erträglicher machen sollen. Erst kürzlich empfahl etwa eine Medizinerin auf Twitter "Buzzy". Dabei handelt es sich um eine kleine vibrierende Biene mit blauen Cool-Pack-Flügeln. Die Biene wird auf den Oberarm gelegt: Die Kombination aus Kälte und Vibration hilft, den Injektionsschmerz zu dämpfen.
Warum ist das überhaupt wichtig? Forschungsergebnisse belegen, dass die Unterstützung von Kindern bei der Bewältigung von mit Spritzen verbundenen Ängsten das Risiko für eine spätere Nadel- oder Arztphobie zuverlässig verringern kann.
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