Was die Knieschmerzen eines Österreichers mit Affenpocken zu tun haben
Ein 31-jähriger Mann suchte Anfang des Sommers das Krankenhaus Wiener Favoriten auf: Laut dem Fallbericht der Wiener Mediziner, der im Wissenschafts-Magazin The Lancet veröffentlicht wurde, litt der Mann u.a. unter einem Bläschen-Ausschlag, geschwollenen Leistenlymphknoten und Gelenksschmerzen im rechten Knie.
Angesichts der steigenden Zahl von Affenpockenfällen in Europa zu dieser Zeit und des ungeschützten sexuellen Kontakts des Patienten mit einem Mann eine Woche vor Auftreten der Symptome wurde eine Infektion mit dem Affenpockenvirus vermutet.
Anfangs teilweise unspezifische Symptome:
- Fieber
- Schüttelfrost
- Kopf-, Rücken und Muskelschmerzen
- geschwollene Lymphknoten
- Erschöpfung
Hautveränderungen nach 1 bis 3 Tagen:
- Ausschlag:
- ausgehend von der Stelle der Infektion über den Körper
- ausgehend vom Gesicht über den Körper
- im Gesicht, an den Händen und Unterarmen
- im Mund und Rachenraum
- im Genitalbereich
- auf den Augen
- teilweise stark juckend oder schmerzhaft
- durchläuft die typischen Stadien: Flecken, Bläschen, Pusteln und Krusten
Im weiteren Verlauf:
- Bildung von Krusten
- Abfallen der Krusten
Der Inhalt der Bläschen ist hochinfektiös. Ansteckungsfähigkeit besteht, so lange Krusten vorhanden sind. Im Durchschnitt sind dies drei Wochen.
Quelle: Österreichisches Gesundheitsministerium
Proben von zwei verschiedenen Hautläsionen ergaben ein positives PCR-Ergebnis auf Affenpocken. Der Patient wurde entlassen und isoliert sich zu Hause. (Sie können den Fall hier auf Englisch nachlesen.)
Elf Tage später wurde eine Nachuntersuchung angesetzt, bei der der Ausschlag und die Vergrößerung der Lymphknoten vollständig verschwunden waren, aber eine deutliche Schwellung des rechten Knies festgestellt wurde. Es wurde eine Punktion des Kniegelenks durchgeführt: Auch hier ergab der PCR-Test der Gelenksflüssigkeit ein positives Ergebnis auf Affenpocken.
- direkter Kontakt mit dem Ausschlag von Affenpocken-Infizierten (z.B. Bläschen, Schorf)
- direkter Kontakt mit Körperflüssigkeiten von Affenpocken-Infizierten
- direkter Kontakt mit Schleimhäuten von Affenpocken-Infizierten
- Tröpfcheninfektion bei direktem engen Kontakt von längerer Dauer
- direkter Kontakt mit Virus-kontaminierten Objekten (z.B. Bettwäsche, Kleidung)
- vermutlich über die Plazenta (von der Mutter auf den Fötus)
- vermutlich über den Geburtsvorgang (von der Mutter auf den Fötus)
Nach aktuellem Wissensstand findet die Übertragung von Mensch zu Mensch nur statt, während Symptome vorliegen, jedoch nicht in der Inkubationszeit.
Quelle: Österreichisches Gesundheitsministerium
Eine neuerliche Punktation war acht Tage später wegen des erneuten Auftretens eines Ergusses erforderlich. Erneut konnte das Affenpockenvirus in der Gelenksflüssigkeit nachgewiesen werden.
Die Magnetresonanztomographie zeigte Entzündung der Gelenkschleimhaut, einen Gelenkerguss und ein ausgeprägtes Ödem, was auf eine Arthritis hindeutet. Die Behandlung mit Antirheumatika führte innerhalb von drei Wochen zu einer Besserung.
Viren sind häufige Auslöser von Arthritis, aber über virale Knochenentzündungen wurde bisher nur selten berichtet. Das Krankheitsbild war jedoch eine typische Komplikation der Pocken.
"In der Literatur sind bisher keine Fälle von Arthritis oder Osteomyelitis im Zusammenhang mit Affenpocken beschrieben worden. In Anbetracht der Tatsache, dass das Variola-Virus und das Affenpocken-Virus eng miteinander verwandt sind, glauben wir, dass das Affenpocken-Virus zu Arthritis und möglicherweise Osteomyelitis führen könnte", so die Wiener Wissenschafter
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