"Dieser Ausbruch kann gestoppt werden, wenn Länder, Gruppen und Einzelpersonen sich informieren, die Risiken ernst nehmen und die Schritte unternehmen, die nötig sind, um die Übertragung zu stoppen und gefährdete Menschen zu schützen", sagte Tedros. Was Impfungen angehe, gebe es noch viele offene Fragen, etwa über die Wirksamkeit oder wer genau geimpft werden solle. Die WHO empfehle zur Zeit keine Massenimpfungen, sondern nur Exponierten.
Auch in Österreich empfiehlt das Impfgremium die Impfung engen Kontakpersonen sowie Personal in Gesundheitseinrichtungen empfohlen, wenn sie mit Infizierten Kontakt hatten. Die Viren können durch jede Art von engem körperlichen Kontakt übertragen werden.
Im frühen Stadium ist eine Infektion mit Affenpocken schwer zu erkennen, zudem kann die Inkubationszeit bis zu 21 Tage betragen. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist nur bei engem Kontakt möglich, schreibt das Robert-Koch-Institut: "Sie kann durch Kontakt mit Körperflüssigkeiten und den typischen Hautveränderungen (Pockenläsionen, z.B. Bläscheninhalt, Schorf) der Affenpocken-Infizierten stattfinden, unter anderem auch im Rahmen sexueller Aktivitäten."
Nach Kindern erstmals Schwangere infiziert
Schon vor einigen Wochen warnte die WHO davor, dass ein Ausbreiten der Infektionen Schwangere und Kinder gefährden könnten. Infizierte Kinder wurden u.a. aus Holland und den USA gemeldet.
Die USA gehören zu jenen Ländern, die zahlenmäßig besonders stark von der Epidemie betroffen sind: Gestern verzeichneten der Staat die bisher größte Anzahl von Neuinfektionen von 1.048 Fällen innerhalb von 24 Stunden. Erst am Wochenende berichteten Beamte des US-Centers for Disease Control and Prevention von einer mit Affenpocken infizierten Schwangeren. Dabei dürfte es such um den ersten Fall weltweit seit dem Ausbruch im späten Frühjahr handeln.
Laut CBS sei das Baby sicher entbunden worden, Mutter und Kind seien wohl auf. Das Baby habe sich offenbar nicht während der Schwangerschaft bei der Mutter angesteckt, wie dies bei einigen früheren Ausbrüchen im Ausland der Fall gewesen sei. Die Behörde warnten allerdings, dass schwangere Frauen ein besonders hohes Risiko für einen schweren Verlauf bei Affenpocken haben.
Das Neugeborene habe vorbeugend eine Infusion mit Immunglobuline erhalten, einer Antikörperbehandlung, die die Behörde mit Genehmigung der Food and Drug Administration bei Ausbrüchen von Affenpocken einsetzen darf.
Wie und wo sich die Mutter angesteckt hat, wollte die CDC nicht beantworten.
Pockenläsionen treten häufig anal oder genital auf
Zu jenen Ländern, die stark betroffen sind, gehört auch Deutschland: Affenpocken scheinen sich als neue, ernste sexuelle übertragbare Krankheit zu etablieren, so das Studien-Ergebnis von Christian Hoffmann in einem Beitrag im Deutschen Ärzteblatt. In der Studie wurden bis zum 23. Juni 2022 insgesamt 301 Fälle aus 32 Zentren der Deutschen AIDS-Gesellschaft und der Deutschen Arbeitsgemeinschaft ambulant tätiger Ärztinnen und Ärzte für Infektionskrankheiten und HIV-Medizin erfasst.
Zu den betroffenen Patienten zählten ausschließlich Männer, die Sex mit Männern haben. Bei den untersuchten Fällen waren 46,7 Prozent mit einer HIV-Infektion und 44,7 Prozent mit einer Präexpositionsprophylaxe.
Die weitaus meisten Pockenläsionen traten anal oder genital auf: Die häufigste Symptome waren Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen sowie oft schmerzhafte Lymphknotenschwellungen.
Die meisten Erkrankungen stellten sich als relativ mild dar, allerdings kam es in 5 Prozent der deutschen Fällen zu Hospitalisierungen. Todesfälle wurden nicht beobachtet. Auffällig war die hohe Zahl sexuell übertragbarer Infektionen. Nur bei 41 Prozent wurde keine sexuell übertragbare Infektion innerhalb der letzten sechs Monate vor der Affenpocken-Infektion festgestellt.
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