Erst diese Woche stiegt die Anzahl der weltweit bestätigten Affenpockenfälle auf mehr als 10.000, auch in Österreich erhöhte sich die Anzahl der bestätigten Fälle von 62 in der Vorwoche auf 83 Fälle diese Woche. Das Gesundheitsministerium veröffentlichte die aktuellen Empfehlungen des Nationalen Impfgremiums (NIG) zur Impfung gegen die Virus-Erkrankung: Eine Impfung wird derzeit nur bestimmten Risikogruppen wie Labormitarbeitern sowie Menschen, die direkt mit dem Virus in Kontakt gekommen sind, empfohlen.
Seit Anfang Mai verbreitet sich in Europa und Nordamerika die Infektionskrankheit, die erstmals 1970 in Zaire, der heutigen Demokratischen Republik Kongo, beim Menschen festgestellt wurde - in einer Region, in der die Pocken zwei Jahre zuvor ausgerottet worden waren.
Im Laufe der kommenden Woche ist mit einer Entscheidung des Notfallausschusses der Weltgesundheitsorganisation zu rechnen, ob ein globaler Gesundheitsnotstand ausgerufen werden soll. Aufgrund fehlender Tests gäbe es wohl noch viele weitere Fälle, die nicht gemeldet würden. Etwa 80 Prozent der Fälle bisher traten nach Angaben der WHO in Europa auf.
Schwer zu erkennen
Im frühen Stadium ist eine Infektion mit Affenpocken schwer zu erkennen, zudem kann die Inkubationszeit bis zu 21 Tage betragen. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist nur bei engem Kontakt möglich, schreibt das Robert-Koch-Institut: "Sie kann durch Kontakt mit Körperflüssigkeiten und den typischen Hautveränderungen (Pockenläsionen, z.B. Bläscheninhalt, Schorf) der Affenpocken-Infizierten stattfinden, unter anderem auch im Rahmen sexueller Aktivitäten."
Ein Fallbericht des Universitätsklinikums Bonn Beschreibt nun ein frühes Symptom, das auf eine Infektion mit Affenpocken deuten kann.
direkter Kontakt mit dem Ausschlag von Affenpocken-Infizierten (z.B. Bläschen, Schorf)
direkter Kontakt mit Körperflüssigkeiten von Affenpocken-Infizierten
direkter Kontakt mit Schleimhäuten von Affenpocken-Infizierten
Tröpfcheninfektion bei direktem engen Kontakt von längerer Dauer
direkter Kontakt mit Virus-kontaminierten Objekten (z.B. Bettwäsche, Kleidung)
vermutlich über die Plazenta (von der Mutter auf den Fötus)
vermutlich über den Geburtsvorgang (von der Mutter auf den Fötus)
Nach aktuellem Wissensstand findet die Übertragung von Mensch zu Mensch nur statt, während Symptome vorliegen, jedoch nicht in der Inkubationszeit.
Quelle: Österreichisches Gesundheitsministerium
Bläschen im Mundwinkel
Die Wissenschafter Stefan Schlabe und Christoph Boesecke stellen im Deutschen Ärzteblatt den Fall eines Patienten vor, der seinen Hausarzt wegen eines Bläschens im Mundwinkel aufsichte. Der HIV-Patient, der sonst keine weiteren Krankheitszeichen zeigte, bekam vom Arzt eine Salbe verordnet und wurde nach Hause geschickt.
Allerdings brachte diese keine Besserung, einige Tage später entstand aus dem Bläschen ein sogenannter Ulkus im Mundwinkel, ein schmerzhaftes Geschwür.
Anfangs teilweise unspezifische Symptome:
Fieber
Schüttelfrost
Kopf-, Rücken und Muskelschmerzen
geschwollene Lymphknoten
Erschöpfung
Hautveränderungen nach 1 bis 3 Tagen:
Ausschlag:
ausgehend von der Stelle der Infektion über den Körper
ausgehend vom Gesicht über den Körper
im Gesicht, an den Händen und Unterarmen
im Mund und Rachenraum
im Genitalbereich
auf den Augen
teilweise stark juckend oder schmerzhaft
durchläuft die typischen Stadien: Flecken, Bläschen, Pusteln und Krusten
Im weiteren Verlauf:
Bildung von Krusten
Abfallen der Krusten
Der Inhalt der Bläschen ist hochinfektiös. Ansteckungsfähigkeit besteht, so lange Krusten vorhanden sind. Im Durchschnitt sind dies drei Wochen.
Quelle: Österreichisches Gesundheitsministerium
Der Patient konsultierte erneut den Hausarzt, der einen Abstrich von dem Geschwür machte und zur Untersuchung in ein Labor schickte. Dort wurde mittels eines PCR-Tests Affenpockenviren nachgewiesen.
Erst später bildeten sich bei dem Patienten typische Affenpockenbläschen auf der Haut und im Mund. Im Bereich des Gaumens nahmen die Bläschen weiter zu. Die Bläschen wurden so zahlreich, dass der Zungengrund anschwoll und der Patient nicht mehr richtig sprechen konnte.
Daraufhin nahm das Universitätsklinikum Bonn den Infizierten stationär auf, wo auch mit der antiviralen Therapie mit Tecovirimat begonnen wurde. Der Infizierte erholte sich schnell und konnte nach vier Tagen aus dem Krankenhaus entlassen werden.
Kommentare