"Ich dachte, ich werde alleine sterben": Wie ein junger Mann Affenpocken erlebte
Zuerst dachte Harun Tulunay er hätte sich mit Covid-19 infiziert oder Long Covid, da er erst kürzlich Covid hatte. "Es begann mit hohem Fieber und ich dachte, das Fieber kommt nach der Covid-Infektion wieder zurück. Ich habe mich jeden Tag auf Covid getestet aber die Tests waren negativ und das Fieber ging nicht weg", erzählt der Londoner in einem Video, das die Weltgesundheitsorganisation (WHO) online stellte.
"Richtig schmerzhaft"
Seine Lymphknoten schwollen an und begannen zu schmerzen. "Das war richtig schmerzhaft. Das Fieber und die geschwollenen Lymphknoten gingen für vier oder fünf Tage nicht weg – das hat mich beunruhigt. Ich nahm Ibuprofen und andere Schmerzmittel, fast schon stündlich, um den Schüttelfrost wegzubekommen."
Und weiter: "Ich lag nur noch am Sofa und konnte mich nicht bewegen. Ich konnte nicht schlafen wegen dem Fieber, dem Schüttelfrost und der Schmerzen im gesamten Körper, das war zu viel für mich", berichtet Tulunay.
Kleine Blase wurde große Wunde
Die geschilderten Symptome – Fieber, geschwollene Lymphknoten – sind typisch für Affenpocken, gleichzeitig aber unspezifisch, das heißt, sie können auch auf andere Krankheiten hindeuten. Die Windpocken-ähnlichen Pusteln hatte Tulunay anfangs noch nicht. Der Brite rief bei der Gesundheitshotline an und bat um Hilfe, allerdings wurde ihm gesagt, er sei kein Notfall und solle sich erst wieder melden, wenn es schlimmer werde.
Das Fieber stieg weiter auf 39,6 Grad und Tulunay entdeckte eine kleine Blase auf seiner Nase. "Sie war wirklich klein, aber wurde größer und größer und richtig schmerzhaft mit der Zeit", erzählt der junge Mann. Im Video sind Fotos zu sehen, die zeigen, wie sich die Blase entzündete und zu einer großflächigen Wunde entwickelte.
Angst wegen ernster Beschwerden
Zudem litt Tulunay unter Schluckbeschwerden, konnte nicht essen und trinken. Ärzte vermuteten, dass seine Symptome von bestimmten Medikamenten kommen, die er einnimmt, da er HIV-positiv ist.
"Mich haben die Symptome sehr gestresst. Und offensichtlich, als das Testergebnis kam, dass es Affenpocken sind, dachte ich, okay, Gott sei Dank, jetzt weiß ich zumindest, was los ist. Aber ich hatte auch ein bisschen Angst. Ich setze mich zwar für sexuelle Gesundheit ein und kenne Affenpocken, aber ich habe nie gedacht, dass es so ernst sein kann. Diese Schmerzen und alles, ich war wirklich besorgt."
Unsicherheit
Tulunay wurde in einem Londoner Krankenhaus aufgenommen und auf einer Isolierstation behandelt. "Ich war alleine, ich konnte niemanden zu mir lassen, keine Freunde, keine Familie. Wenn ich sterbe, wird es hier sein. Das hat mich sehr gestresst. Die Unsicherheit rund um die Erkrankung und die Tatsache, dass ich es offensichtlich sehr schwer hatte im Vergleich zu anderen Fällen."
Tulunay wurde erfolgreich behandelt und ist vollständig von Affenpocken genesen. Er teilt seine Geschichte, um andere aufmerksam zu machen, damit sie sich nicht anstecken und damit bei einer Infektion die Krankheit rasch erkannt wird.
Gut behandelbar
Affenpocken können mit einem Medikament gut behandelt werden. Wer Kontakt mit einer infizierten Person hatte, kann sich zudem danach impfen lassen. In Österreich sind kürzlich die ersten Impfstofflieferungen eingetroffen. Derzeit rät das Nationale Impfgremium (NIG) nicht dazu, sich präventiv impfen zu lassen. Die Impfung ist lediglich als sogenannte Postexpositionsprophylaxe, also nach Kontakt mit einer infizierten Person, empfohlen.
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