RSV-Infektion bei Kleinkindern: Worauf Eltern achten sollen
Das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) ist einer der bedeutendsten Erreger von Atemwegsinfektionen bei Säuglingen und Kleinkindern. Meist verläuft die Infektion wie eine Erkältung. Greift sie von den oberen auf die unteren Atemwege über (vor allem auf die kleinsten Verästelungen der Bronchien), kann es jedoch auch zu schweren Verläufen kommen. Und das ist derzeit bei unzähligen Kindern in ganz Österreich der Fall.
Aber wie können Eltern rechtzeitig erkennen, ob sich ein schwerer Verlauf abzeichnet?
50-70 Prozent der Kinder machen innerhalb des ersten Lebensjahres eine RSV-Infektion durch, bis zum Ende des zweiten Lebensjahres sind es fast alle Kinder. Eine langfristige Immunität besteht nicht, neuerliche Infektionen sind häufig. Bei älteren Säuglingen und Kleinkindern ist eine RSV-Infektion die häufigste Ursache von Erkrankungen der unteren Atemwege und von damit verbundenen Krankenhauseinweisungen.
„2020 gab es wegen der Covid-Schutzmaßnahmen wie der Maskenpflicht keine RSV-Welle, 2021 startete sie stark und war mit dem Lockdown Ende November aber vorbei“, sagt der Kinderinfektiologe Volker Strenger, Leiter der Arbeitsgruppe Infektiologie der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde.
Grund für die vielen Infektionen heuer sei „möglicherweise teilweise ein Nachholeffekt. Das Immunsystem ist aber nicht durch die Covid-Maßnahmen der vergangenen Jahre geschwächt. Wenn, dann durch eine noch nicht lange zurückliegende Covid-Erkrankung.“
Allerdings kann ein Nacholeffekt nur bei den etwas größeren Kindern eine Rolle spielen, wie neben Strenger auch die Virologin Isabella Eckerle aus Genf betont: "Die Säuglinge, die jetzt mit RSV in der Klinik sind, können im Übrigen nicht von Lockdown, Masken, Impfung oder sonstigen Maßnahmen aus 2020/2021 betroffen sein, die waren da nämlich noch nicht auf der Welt!"
Ein Teilaspekt der aktuellen Situation könnte auch sein, dass "eine Frau, die in der Schwangerschaft sich mit RSV infiziert, dem Baby einen besseren Nestschutz weiter gibt", schreibt Eckerle auf Twitter. Trotzdem würde man keiner Schwangeren absichtlich eine Infektion raten.
Je kleiner die Kinder, umso schwerer können die Verläufe sein – das gilt vor allem für die ersten zwei Lebensjahre. Ein Warnzeichen ist, wenn Säuglinge schlecht trinken, weil die Nase verstopft ist, sie zusätzlich husten, fiebern und sich beim Atmen anstrengen. Dann sind die kleinsten Verzweigungen der Bronchien, die Bronchiolen, entzündet und verengt: „Die Atmung wird schneller, das Kind benötigt die Bauchmuskeln, um die Luft hinauszupressen“, sagt Strenger.
"Meist dauert die Erkrankung etwa 3 bis 12 Tage, wobei respiratorische Symptome, insbesondere Husten, über mehr als vier Wochen anhalten können", so das RKI. Eine genaue Diagnose ist mittels PCR-Test im Spital möglich.
Rund zwei Prozent aller infizierten Kinder müssen in einem Spital behandelt werden.
Auch andere Erreger können auf die Lunge übergreifen – Rhinoviren etwa, wird der Kinderinfektiologe Friedrich Reicher vom Stuttgarter Olgahospital in einem Interview mit zeit.de zitiert: „Aber RSV macht das eben deutlich häufiger. Das Krankheitsbild der Bronchiolitis – also die Entzündung der kleinsten Atemwege – wird zu etwa 90 Prozent durch RSV verursacht.“ Die Bronchiologen verengen sich und „verkleben“ durch den Schleim, was die Atmung deutlich erschwert.
Spätestens dann sollte ein Kinderarzt aufgesucht werden: Mit Nasentropfen werden die oberen Atemwege freigehalten, manche Kinder benötigen auch Sauerstoffgaben oder eine Atemunterstützung bis hin zur maschinellen Beatmung, sagt Strenger.
Hauptübertragungsweg sind Tröpfchen, die beim Sprechen oder Husten ausgeschieden werden. Aber auch Schmierinfektionen, etwa über die Hände, sind möglich.
"Das Einhalten von Hygieneregeln im öffentlichen Leben und innerhalb der Familie kann die Ausbreitung von RSV-Infektionen minimieren“, so das RKI. "Hierzu gehören regelmäßiges Händewaschen, hygienisches Husten und Niesen sowie die Reinigung eventuell kontaminierter Gegenstände wie Kinderspielzeug."
Strenger: "Menschenansammlungen sollte man derzeit mit Säuglingen meiden. Denn Auslöser eines Schnupfens bei Erwachsenen können auch RS-Viren sein.“
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