Covid-Subvarianten: Therapie für Risikogruppen ist wirkungslos
Sie waren eine Strategie im Kampf gegen Corona: Monoklonale Antikörper wurden bei Menschen eingesetzt, die ein erhöhtes Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf haben, aber keinen Sauerstoff benötigen. Besonders Menschen mit geschwächtem Immunsystem, etwa nach einer Organtransplantation, haben von diesen Medikamenten profitiert. Die Betroffenen erhielten die Therapie noch bevor sie ins Spital kamen - so sollte ein Krankenhausaufenthalt vermieden werden.
Doch für die Behandlung der Corona-Subvariante Omikron BQ.1.1 wirken offenbar alle derzeit zugelassenen Antikörpertherapien nicht. In den USA wurde deshalb jetzt die Zulassung des letzten dort noch verbreiteten Antikörper-Medikaments Bebtelovimab zurückgezogen. Begründung: Es sei nicht zu erwarten, dass es die dominanten Subvarianten neutralisieren könne.
Auch das Deutsche Primatenzentrum in Göttingen sowie Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen der Universität Erlangen-Nürnberg wiesen in einer Studie auf die Tatsache hin, dass die derzeit zugelassenen monoklonalen Antikörper nicht mehr wirken, und veröffentlichen ihre Erkenntnisse in der Fachzeitschrift The Lancet Infectious Diseases.
Nicht neutralisiert
Bei ihren Labortests an Zellkulturen stellten sie fest, dass BQ.1.1 weder durch einzelne Antikörper noch durch Antikörpercocktails neutralisiert werden konnte. Gegen einige Präparate waren auch andere Subtypen schon immun. Ursache der Resistenzen seien Mutationen des sogenannten Spikeproteins des Coronavirus, hieß es.
"Die immer weiter fortschreitende Resistenzentwicklung von Sars-CoV-2-Varianten mache es deshalb erforderlich, dass neue Antikörpertherapien entwickelt werden, die insbesondere auf die derzeit zirkulierenden und zukünftige Virusvarianten abgestimmt sind", erläuterte Stefan Pöhlmann, Leiter der Abteilung Infektionsbiologie am Primatenzentrum gegenüber dem Spiegel. "Idealerweise sollten sie auf Regionen im Spikeprotein abzielen, die nur wenig Potenzial für Fluchtmutationen aufweisen." Denn Ursache der Resistenzen seien Mutationen des sogenannten Spikeproteins des Coronavirus.
Monoklonale Antikörper sind im Labor entwickelte Proteine. Sie können sich gezielt an Krankheitserreger binden und helfen, diese abzuwehren. Monoklonale Antikörper werden in der Medizin vielfältig eingesetzt, zum Beispiel in Medikamenten.
Die monoklonalen Antikörper in den neuen Medikamenten binden sich gezielt an das Spike-Protein des Coronavirus. Sie verhindern so, dass sich das Virus an eine menschliche Zelle binden kann. Spike ist das wichtigste Oberflächenprotein des SARS-CoV-2-Virus für die Infektion von Zellen. Bei den neuen COVID-19-Medikamenten werden monoklonale Antikörper eingesetzt, um die Infektion von Zellen zu blockieren.
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