Paxlovid reduziert das Risiko für Long Covid deutlich
Bisher konnte man das Risiko, an Long Covid zu erkranken, nur mittels Impfung reduzieren. Je nach Studie senkten Impfungen und Booster das Risiko um bis zu 50 Prozent. Jetzt gibt es eine weitere Möglichkeit: Das von Pfizer entwickelte Medikament Paxlovid, das in den ersten Tagen einer Covid-Infektion vor einem schweren Verlauf schützen soll, senkt auch das Risiko, an Long Covid zu erkranken.
Das Medikament hemmt die Virusvermehrung und gibt dem Körper Zeit, einen Immunschutz aufzubauen. Entscheidend ist, dass das Medikament eingenommen wird, bevor ernste Symptome auftreten. Fünf Tage hindurch werden morgens und abends zwei pinkfarbene und eine weiße Pille eingenommen. Die pinkfarbenen Tabletten enthalten den Wirkstoff Nirmatrelvir, der die Virusvermehrung hemmt, die weißen Ritonavir, der den Abbau des Medikaments verlangsamt.
Paxlovid senkt laut Studie Long-Covid-Risiko
Für seine Studie, die noch von Fachexperten begutachtet werden muss, untersuchte Studienleiter und Long Covid-Experte Ziyad Al-Aly anhand von Gesundheitsdaten von US-Veteranen, ob die Behandlung mit Nirmatrelvir in der akuten Infektionsphase mit einem geringeren Risiko für Folgeerkrankungen verbunden war.
Die Veteranen wurden zwischen dem 1. März 2022 und dem 30. Juni 2022 positiv auf SARS-CoV-2 getestet: Keiner der Patienten wurde am Tag des positiven Tests ins Krankenhaus eingeliefert, alle Patienten wiesen mindestens einen Risikofaktor für das Fortschreiten einer schweren Covid-19-Erkrankung auf, zudem überlebten sie die ersten 30 Tage der Infektion. (Sie können die Studie hier auf Englisch nachlesen.)
Das Durchschnittsalter betrug 65 Jahre, 12 Prozent der Studienteilnehmer waren weiblich.
Dann wurden zwei Gruppen gebildet: Jene Studienteilnehmer, die innerhalb von fünf Tagen nach ihrem positiven Test mit Paxlovid behandelt wurden (9.217 Veteranen), und diejenigen, die während der akuten Phase der Coronavirus-Infektion keine antivirale Behandlung oder Antikörperbehandlung erhielten, also eine Kontrollgruppe mit 47.123 Veteranen.
Auch Geimpfte profitierten von Einnahme
Im Vergleich zur Kontrollgruppe senkte die Behandlung mit Nirmatrelvir das Risiko, an Long Covid zu erkranken, um rund 26 Prozent. Die Einnahme senkte auch das Risiko, an der Infektion zu sterben, und das Risiko wegen einer Folgeerkrankung in ein Krankenhaus eingewiesen zu werden.
Auch nach vier Wochen nach der akuten Erkrankungsphase war der Schutz hoch. Zudem verringerte sich das Risiko für zehn von zwölf postakuten Folgeerkrankungen betreffend:
- Herz-Kreislauf-System (Herzrhythmusstörungen und ischämische Herzerkrankung)
- Gerinnungs- und hämatologische Störungen (tiefe Venenthrombose und Lungenembolie)
- Müdigkeit
- Lebererkrankungen
- akute Nierenerkrankungen
- Muskelschmerzen
- neurokognitive Beeinträchtigungen
- Kurzatmigkeit
Bei Diabetes und Husten als Folgeerkrankung wurde keine Risiko-Minimierung festgestellt.
"Insgesamt zeigen unsere Ergebnisse, dass bei Personen mit einer Coronavirus-Infektion, die mindestens einen Risikofaktor aufwiesen, die Behandlung mit Nirmatrelvir innerhalb von fünf Tagen nach einem positiven Test mit einem verringerten Risiko für Long Covid verbunden war, unabhängig vom Impfstatus und der Vorgeschichte der Infektion." Schon im Sommer hatte eine US-Studie gezeigt, dass das Medikament auch Geimpfte vor einem schweren Verlauf schützt und das Risiko senkt, an einer Infektion zu sterben.
Zudem profitierten Studienteilnehmer unter 60 gleichermaßen von der Einnahme wie Patienten über 70 Jahren, es gab auch keinen Unterschied zwischen Männern und Frauen: "Die Gesamtheit der Ergebnisse deutet darauf hin, dass eine Behandlung mit Nirmatrelvir in der akuten Phase von Covid-19 das Risiko für postakute Gesundheitsschäden verringert", so Ziyad Al-Aly.
Erklärung für Long Covid
Warum Long Covid entsteht, ist nicht restlos geklärt. Allerdings weiß man, dass verbliebene SARS-CoV-2-Virenschnipsel Probleme verursachen können, weil sie das Immunsystem stimulieren. Auch Mini-Blutgerinnsel in den kleinsten Gefäßen werden als Ursache für Long-Covid-Beschwerden diskutiert.
Yale-Professorin und Long Covid-Spezialistin Akiko Iwasaki: "Diese Ergebnisse haben wichtige Auswirkungen auf die öffentliche Gesundheit und geben Aufschluss über mögliche Mechanismen von Long Covid. Das Blockieren der Ausbreitung von SARS-CoV-2 bei bestimmten infizierten Personen kann Long Covid verhindern – möglicherweise durch Senkung der Viruslast und/oder durch das Minimieren von infektionsbedingten Schäden."
In Österreich erfolgt die Abgabe von Paxlovid mittels Rezept durch den Hausarzt, ausgehändigt bekommt man es in der Apotheke oder sogar via Boten wie in der Bundeshauptstadt. In Wien gibt es eigene Fahrradboten, die die Tabletten zu den Erkrankten bringen.
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