Ein Jahr nach mildem Corona-Verlauf erhöhtes Schlaganfall-Risiko
Die erhöhten Risiken von neurologische Erkrankungen wie Schlaganfälle nach einer Coroanvirus-Infektion sind bekannt. Jetzt aber untersuchte eine Studie die Erkrankungen im Verlauf von zwölf Monaten nach der Genesung.
Dafür verwendete der bekannte US-Epidemiologe Ziyad Al-Aly nationale Gesundheitsdatenbanken des Veteranen-Departments: Für die Studie wurden eine Gruppe mit 154.068 Coronavirus-Genesenen sowie zwei Kontrollgruppen mit je fünf Millionen Studienteilnehmern gebildet.
Dann wurde mittels Wahrscheinlichkeitsgewichtung die Risiken und Belastungen für auftretende neurologische Störungen zwölf Monate nach einer akuten SARS-CoV-2-Infektion berechnet. Al-Aly veröffentlichte bereits Studien über Langzeitfolgen wie Herzerkrankungen oder Diabetes nach einer Infektion mit Covid-19.
Junge Genesene betroffen
"Unsere Ergebnisse zeigen, dass in der postakuten Phase von Covid-19 ein erhöhtes Risiko für eine Reihe von neurologischen Folgeerkrankungen bestand, darunter Schlaganfälle, Kognitions- und Gedächtnisstörungen, Störungen des peripheren Nervensystems, Migräne und Krampfanfälle, Bewegungsstörungen, psychische Störungen, Störungen des Bewegungsapparats, sensorische Störungen, Guillain-Barré-Syndrom sowie Entzündung des Gehirns oder Schädigungen der Gehirnfunktion." (Sie können die Studie hier auf Englisch nachlesen.)
Unabhängig vom Alter hatten Genesene ein höheres Risiko für alle in dieser Analyse untersuchten neurologischen Folgen.
Die Analysen deuten darauf hin, dass das Risiko von Gedächtnis- und kognitiven Störungen, sensorischen Störungen und anderen neurologischen Störungen - einschließlich Guillain-Barré-Syndrom und Entzündung des Gehirns oder Schädigungen der Gehirnfunktion - bei jüngeren Erwachsenen stärker ist.
"Die Auswirkungen dieser Störungen auf ein jüngeres Leben sind tiefgreifend und können nicht hoch genug eingeschätzt werden. Es ist dringend erforderlich, diese langfristigen Auswirkungen und die Mittel zu ihrer Milderung besser zu verstehen. Ebenso beunruhigend ist die stärkere Auswirkung von Covid-19 auf psychische Störungen, Muskel-Skelett-Erkrankungen und episodische Störungen bei älteren Erwachsenen."
Auch bei milden Verläufen
Die Risiken und Belastungen waren auch bei Personen erhöht, die während des Verlaufs nicht ins Krankenhaus mussten, also nur einen milden Verlauf hatten. Das Risiko einer Erkrankung stieg je nach Betreuungssituation in der akuten Phase der Erkrankung von der ambulanten über die stationäre bis zur intensivmedizinischen Behandlung an.
"Insgesamt zeigen unsere Ergebnisse, dass die Risiken und Belastungen durch neurologische Störungen in der Covid-19-Gruppe nach zwölf Monaten erheblich sind. Die Gesundheitssysteme sollten diese Erkenntnisse bei der Kapazitätsplanung und bei der Gestaltung klinischer Versorgungswege berücksichtigen, um den Versorgungsbedarf von Menschen zu decken, die die akute Infektionsphase überleben."
Zu den Einschränkungen der Studie gehört, dass es sich um eine Gruppe aus hauptsächlich weißen Männern handelte.
Weiters führen die Studienverfasser aus: "Angesichts des Ausmaßes der Pandemie und obwohl die in dieser Arbeit berichteten absoluten Zahlen gering sind, kann dies zu einer großen Anzahl betroffener Personen auf der ganzen Welt führen - und dies wird wahrscheinlich zu einem Anstieg der Belastung durch neurologische Erkrankungen beitragen. Dies unterstreicht den anhaltenden Bedarf an Präventionsstrategien durch nicht-pharmazeutische Maßnahmen (z. B. Maske) und Impfstoffe, um das Risiko einer Ansteckung mit SARS-CoV-2 so weit wie möglich zu verringern.
Darüber hinaus ist es dringend erforderlich, langfristige und nachhaltige Strategien zur Verhinderung von Masseninfektionen mit SARS-CoV-2 zu entwickeln und festzustellen, ob und wie diese langfristigen neurologischen - und anderen - Komplikationen bei Menschen, die bereits mit SARS-CoV-2 infiziert sind, verhindert oder anderweitig gemildert werden können", so die Wissenschafter.
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