Paxlovid: Erfolgreiches Covid-Mittel ist Ladenhüter

Paxlovid: Erfolgreiches Covid-Mittel ist Ladenhüter
Trotz nachgewiesener Wirksamkeit wird das antivirale Medikament in Österreich nur wenig verschrieben. Wichtige Fragen und Antworten dazu.

US-Bundespräsident Joe Biden hat kürzlich mithilfe des antiviralen Medikaments Paxlovid seine Covid-Infektion überstanden. Eine Woche danach fiel ein Covid-Test allerdings erneut positiv aus und er hatte wieder milde Symptome. Biden ist nicht allein, Schätzungen zufolge betrifft dieses als Rebound-Effekt bezeichnete Phänomen rund fünf Prozent all jener, die Paxlovid einnehmen. Die US-Arzneimittelbehörde FDA nahm diese Fälle zum Anlass, die Herstellerfirma Pfizer aufzufordern, die Auswirkungen einer zweiten Behandlung für Patienten nach einem Rückfall zu testen. Der KURIER beantwortet die wichtigsten Fragen.

Für wen ist Paxlovid, wie wird es eingenommen?

Paxlovid besteht aus zwei Tablettenformen – über fünf Tage hindurch werden morgens und abends zwei pinkfarbene und eine weiße Pille eingenommen. Die pinkfarbenen Tabletten enthalten den Wirkstoff Nirmatrelvir, der die Virusvermehrung hemmt, die weißen Ritonavir, der den Abbau des Medikaments verlangsamt. Paxlovid hemmt also die Virusvermehrung und gibt dem Körper so mehr Zeit, einen Immunschutz aufzubauen. Entscheidend ist, dass das Medikament bereits früh – noch bevor ernste Symptome auftreten – eingenommen wird. Das Medikament ist für Risikopersonen gedacht, etwa Patienten mit Diabetes, Bluthochdruck, Adipositas, Autoimmunerkrankungen.

Ist das Medikament auch für Geimpfte?

Paxlovid kann sowohl geimpften als auch ungeimpften Personen mit Risikofaktoren für einen schweren Krankheitsverlauf verschrieben werden. Eine aktuelle US-Studie zeigt, dass auch Geimpfte durch das Medikament gut vor einem schweren Verlauf und vor dem Todesfall mit Paxlovid geschützt sind. Die Forscher verglichen die Gesundheitsdaten von Geimpften, die entweder mit Paxlovid behandelt wurden oder es nicht erhalten hatten. Das Ergebnis: Geimpfte Patienten, die das Medikament eingenommen hatten, wiesen um 41 Prozent weniger Besuche einer Notfallambulanz und 60 Prozent weniger Krankenhausaufenthalte auf. Keiner der teilnehmenden Patienten verstarb. In der Gruppe der Geimpften ohne Medikamenten-Einnahme wurden zehn Todesfälle verzeichnet.

„Es sollte keine Entweder-oder-Entscheidung sein – Paxlovid wirkt auch bei geimpften Kranken sehr gut und wir sind froh, diese Behandlungsmöglichkeit zu haben“, sagt Lungenmediziner Arschang Valipour von der Klinik Floridsdorf in Wien.

Wie erhält man Paxlovid in Österreich?

Die Abgabe ist durch die Gesundheitsbehörden in den Bundesländern geregelt und erfolgt mittels Rezept durch den Hausarzt. Erhältlich ist Paxlovid dann in der Apotheke. Vielerorts erfolgt dies unbürokratisch – telefonisch mittels elektronischem Rezept, manche Apotheken stellen das Medikament dann zu. In Wien gibt es eigens Fahrradboten, die die Tabletten zu Erkrankten bringen.

Warum wird Paxlovid nur wenig verschrieben?

In Österreich wurden laut dem aktuellsten Bericht der gesamtstaatlichen Covid-Krisenkoordination Gecko, der Anfang August veröffentlicht wurde, bisher von den insgesamt rund 107.000 gelieferten Behandlungszyklen rund 11.000 verabreicht. Nur rund 2.200 davon wurden von niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten verschrieben, der Rest in Krankenhäusern.

Laut Infektiologen Herwig Kollaritsch hat das mehrere Gründe: „Vor der Zulassung von Paxlovid wurde immer wieder gesagt, dass es heikel ist in Bezug auf Interaktionen mit anderen Medikamenten. Das lässt manche Hausärzte zurückschrecken, da sie fürchten, etwas falsch zu machen – es sollen ja jene bekommen, die ohnehin schon einige Medikamente einnehmen, weil sie bereits Grundkrankheiten haben.“

Die Ärztekammer setzt auf Weiterbildung und versucht aufzuklären. Zudem gibt es online Programme, mit denen Ärzte prüfen können, ob ein Risiko für Wechselwirkungen vorliegt.

Auch die Risikogruppen selbst seien mittelmäßig informiert und würden selten nach Paxlovid fragen. So zeigen laut Gecko-Bericht Daten vom April, dass nur 54 Prozent der über 65-jährigen und nur rund 37 Prozent der 50-bis 64-jährigen sich gut über die verfügbaren Covid-Medikamente informiert fühlten. Bei Personen mit einer Vorerkrankung zeigten sich rund 39 Prozent gut über die Medikamente informiert.

Was hat es mit dem Rebound-Effekt auf sich?

Kollaritsch: „Der Rebound-Effekt ist ein vorübergehendes erneutes Auftreten von sehr milden Symptomen. Das gibt es auch bei anderen Medikamenten und schmälert die Bedeutung von Paxlovid in der Covid-Behandlung nicht.“

Es handelt sich nicht um eine erneute Infektion, sondern um ein Wiederauftreten der Symptome nach Beendigung einer Therapie. Laut einer US-Studie von Juni sind etwa fünf Prozent der Patienten, die Paxlovid einnehmen, davon betroffen. Das Phänomen, das auch als „Absetzeffekt“ bezeichnet wird, sei kein Grund zur Beunruhigung, sondern kann möglicherweise damit zusammenhängen, dass manche Menschen eine längere Einnahmedauer benötigten. Dies wird derzeit von Pfizer geprüft. Noch gibt es allerdings keine Daten, sodass der Einnahmezeitraum vorerst nicht verändert wird.

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