Im Herbst könnte es erste Covid-Impfstoffe für Kinder geben
Die Jüngsten sind noch Babys. 6.750 Kinder im Alter von sechs Monaten bis maximal elf Jahre werden in den USA und in Kanada im Rahmen einer Studie den Covid-19-Impfstoff von Moderna erhalten. Derzeit sind Covid-19-Impfstoffe für Personen unter 16 Jahren (Biontech/Pfizer) bzw. unter 18 Jahren (Astra Zeneca, Moderna) noch nicht zugelassen. Ein Überblick zu den Jüngeren.
Wieso ist eine Impfung auch für Kinder wichtig?
In Österreich gibt es etwa 1,7 Millionen unter 18-Jährige. "Wenn wir eine Herdenimmunität und damit einen Gesamtschutz für die Bevölkerung erreichen wollen, können wir diese große Gruppe nicht einfach außer Acht lassen", betont der Kinderarzt Karl Zwiauer, Mitglied des Nationalen Impfgremiums. Dem schließt sich der Kinderinfektiologe Volker Strenger, MedUni Graz, an: "Außerdem gibt es auch Kinder mit erhöhtem Risiko, die geschützt werden müssen, zum Beispiel Junge mit schweren Herz- oder Lungenerkrankungen."
Welche Studien laufen bereits zu Kindern?
Studien mit Kindern führen derzeit laut British Medical Journal neben Moderna bereits auch Biontech/Pfizer und Astra Zeneca durch. Bei Pfizer etwa sind vier Studien mit Kindern und Jugendlichen geplant: Für die Altersgruppen ab der Geburt bis 5 Jahre, von 5 bis 18, von 12 bis 18 Jahre sowie eine für Kinder mit Immunschwäche ab Geburt bis 18 Jahre. Im Herbst könnten die ersten Kinderimpfstoffe zugelassen werden. Sie könnten dann eine große Rolle dabei spielen, die Weitergabe von Infektionen durch Kinder, die keine Symptome aufweisen, zu reduzieren.
Wie sicher werden Impfstoffe für Kinder sein?
"Kinder sind keine kleinen Erwachsenen", betont Zwiauer im KURIER-daily-Podcast. Daten aus den bisherigen Studien mit Erwachsenen reichen also für eine Zulassung noch nicht aus. "Es müssen erst Studien in den jeweiligen Altersgruppen durchgeführt werden, um ein entsprechendes Sicherheits- und Wirksamkeitsprofil zu garantieren", betont der Kinderarzt. Auch innerhalb der jüngeren Altersgruppen muss weiter differenziert werden. Durch Erkenntnisse aus bisherigen Studien könne man die Risiken für Kinder schon eingrenzen.
Welche Herausforderungen gibt es bei solchen Kinder-Studien?
"Das kann ethisch schwierig sein", sagt Strenger. "Denn die Gruppe der ganz Jungen ist ja eine, die von schweren Erkrankungen weniger bedroht ist. Und daher könnte es hier auch schwieriger sein, Freiwillige zu gewinnen, auch weil ja die Eltern für die Kinder entscheiden oder mit entscheiden." Das Risiko für Kinder und Jugendliche könne jedoch schon minimiert werden, beruhigt Zwiauer. Und erste Daten von Kinderimpfungen aus Israel zeigen bereits, dass keine schweren Nebenwirkungen aufgetreten sind.
Die Infektionen steigen besonders bei Kindern und Jugendlichen stark. Wieso?
"Einerseits werden Kinder mehr getestet – weil man nun anerkennt, dass sie eine Rolle im Infektionsgeschehen spielen", sagt der Mikrobiologe Michael Wagner von der Uni Wien. Eine Hypothese ist, dass die ursprünglich aus England stammende Variante B.1.1.7 Kinder effizienter als die Vorgängervarianten infizieren kann: "Kinder besitzen weniger von dem Rezeptor ACE2. Da B.1.1.7 fester an diesen bindet, könnte es zu mehr Infektionen kommen." Und Kinder könnten mit B.1.1.7 öfter Symptome zeigen – und auch deshalb öfter getestet werden. Generell ist B.1.1.7 nicht nur infektiöser, sondern führt auch zu mehr schweren Verläufen und Todesfällen, so Wagner.
"Die voranschreitenden Impfungen bei Älteren erhöhen den Druck zu Öffnungen und führen dazu, dass viele glauben, sich mehr trauen zu können – dadurch verlagern sich die Infektionen zu den ungeschützten Jüngeren. Wir haben hochwirksame Impfstoffe und stehen kurz vor dem Ziel alle Impfwilligen schützen zu können: Darum müssen wir jetzt unbedingt noch diszipliniert sein."
Sollen mittelalte und jüngere Erwachsene auch geimpft werden?
"Wir sollten auch andere Altersgruppen diskutieren – abhängig davon, wie viele Seren verfügbar sind", sagt Mediziner Hans-Peter Hutter von der MedUni Wien (siehe auch Seite vier). "Das betrifft viele, die im Arbeitsleben stehen. Die sollten auch berücksichtigt werden." Es sei nicht so einfach, übrig gebliebene Dosen zu vergeben: "Aber man kann sich überlegen, eine Alternative zu finden, falls Personen doch nicht geimpft werden wollen, damit die nächsten Gruppen schneller drankommen."
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