Entzündung in Immunzellen des Fettgewebes
Die Studienautoren der Stanford University School of Medicine weisen darauf hin, dass diese Erkenntnisse Hinweise für neue Covid-19-Behandlungen liefern könnten, die auf Körperfett abzielen. Möglicherweise "verstecke" sich das Virus in den Fettzellen, um Immunreaktionen zu umgehen.
Die Autoren führten Experimente durch, um zu sehen, ob Fettgewebe von Patienten mit bariatrischen Operationen, das sind solche, die Körpergewicht reduzieren sollen, mit dem Coronavirus infiziert werden kann und untersuchten, wie verschiedene Arten von Zellen reagierten.
Sie zeigten, dass die Fettzellen selbst infiziert werden konnten, sich aber nicht sehr entzündeten. Aber auch bestimmte Immunzellen, die Fettgewebsmakrophagen, konnten infiziert werden und entwickelten eine starke Entzündungsreaktion. Bei einer Entzündung reagiert der Körper auf einen Eindringling. Sie kann teils heftiger ausfallen als die Infektion, die sie ausgelöst hat.
Untersucht wurde auch Fettgewebe verstorbener Covid-19-Patienten – sie hatten das Virus ebenfalls im Fettgewebe in der Nähe unterschiedlicher Organe.
Fett als Reservoir
Die Idee, dass Fettgewebe als Reservoir für Krankheitserreger dienen könnte, sei nicht neu, so die Autoren. Auch HIV und das Influenzavirus lässt sich in Fettgewebe nieder. Das Coronavirus scheint in der Lage zu sein, sich der Immunabwehr des Körperfetts zu entziehen – sie kann das Virus nicht effektiv bekämpfen. Und bei übergewichtigen Menschen ist viel Körperfett – bei sehr fettleibigen Menschen ist Fett das größte einzelne "Organ" des Körpers.
Die Entzündungsreaktion auf das Coronavirus kann sich im Fettgewebe verstärken und von dort in den restlichen Körper ausbreiten. Dieser Vorgang könnte auch eine Rolle für das Auftreten von Long Covid spielen. Dabei kommt es noch Wochen bis Monate nach der eigentlichen Infektion zu Symptomen wie Müdigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten, Atemproblemen und ähnlichen, die den Alltag massiv einschränken.
Möglich ist, dass diese Erkenntnisse eine Rolle für das Impfen spielen. So könnte etwa das Gewicht oder der Körperfettanteil einbezogen werden, wenn es um die Dosierung von Impfstoffen geht. Die Studie ist besonders relevant für Staaten mit hoher Fettleibigkeit – so sind etwa im Ursprungsland der Studie, den USA, 42 Prozent der Erwachsenen fettleibig.
Die Studie ist im Preprint erschienen und noch nicht von Fachkollegen begutachtet. Sie kann hier nachgelesen werden.
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