Impfdurchbrüche trotz Booster bei Omikron, aber leichte Verläufe

Impfdurchbrüche trotz Booster bei Omikron, aber leichte Verläufe
Sieben mit der neuen Variante infizierte deutsche Reiserückkehrer im Alter von 25 bis 39 Jahren hatten milde Verläufe.

Sieben deutsche Reiserückkehrer haben sich nach einer Untersuchung in Südafrika trotz Booster-Impfung mit der Omikron-Variante des Coronavirus angesteckt. "Durchbruchsinfektionen gibt es sehr viele. Was wir nicht wussten ist, dass auch eine Booster-Impfung mit Biontech/Pfizer das nicht verhindert", sagte Wolfgang Preiser, Mitglied des Forschungskonsortiums, das die Variante entdeckt hat, dem Tagesspiegel.

Aber: "Das darf man natürlich nicht falsch verstehen, dass die Impfung nicht helfe. Im Gegenteil: Das zeigt nur, dass auch die bestmögliche Impfung offensichtlich nicht ausreicht, um eine Infektion zu verhindern – was wir ja schon geahnt haben."

Die Studie von Preiser und Kollegen vom Donnerstag wurde noch nicht in einem Fachjournal veröffentlicht (hier können Sie die Vorab-Studie lesen).

Keiner der sieben Deutschen im Alter von 25 bis 39 Jahren hatte mit einem schweren Verlauf der Infektion zu kämpfen. "Man kann jetzt natürlich sagen: Das sind doch ohnehin junge Leute. Aber man kann schon davon ausgehen, dass zumindest ein schwerer Verlauf verhindert wird", sagte Preiser von der Stellenbosch University in der Nähe von Kapstadt.

Das Forscherteam zieht das Fazit: Obwohl die Ergebnisse die Notwendigkeit einer Impfstoff-Anpassung unterstreichen, ist der Schutz vor schwerer Erkrankung nach einer Booster-Impfung wahrscheinlich weiterhin intakt.

Biontech und Pfizer arbeiten bereits an einem an Omikron angepassten Impfstoff. Es ist aber noch nicht sicher, ob er tatsächlich benötigt wird. Bis zu einem etwaigen angepassten Impfstoff sei die Booster-Impfung das einzige, das gegen Omikron helfe, sagte Preiser. "Aber man muss sich bewusst sein, dass auch die eine Infektion nicht zu 100 Prozent verhindert. Sprich: Man muss die Vorsichtsmaßnahmen weiterhin einhalten."

Die Booster-Dosis mit dem Impfstoff von Biontech/Pfizer erhöhte den Antikörper-Spiegel nach Angaben der Hersteller in einer Studie um das 25-Fache. Diese Antikörper-Spiegel würden mit einer hohen Wirksamkeit sowohl gegen das Wildtyp-Virus als auch gegen zuvor aufgetauchte Varianten in Verbindung gebracht.

"Auch wenn zwei Dosen des Impfstoffs möglicherweise weiterhin Schutz vor schweren Krankheitsverläufen bieten, zeigen diese ersten Daten sehr deutlich, dass der Schutz mit einer dritten Dosis unseres Impfstoffs verbessert wird", hatte Albert Bourla, Chef des Pharmakonzerns Pfizer, am Mittwoch gesagt.

Welche Symptome zeigten sich?

Die Symptome der deutschen Reiserückkehrer gleichen jenen, die bei milden Verläufen mit der Delta-Variante beobachtet werden: Am ersten Tag der Symptome berichteten die meisten Erkrankten über Müdigkeit und Halsschmerzen. Am dritten Tag kamen trockener Husten, Schnupfen, Druck in den Nebenhöhlen und Kopfschmerzen hinzu. Am fünften Tag hatten alle sieben Erkrankten trockenen Husten, der auch noch an Tag sieben anhielt.

Impfdurchbrüche trotz Booster bei Omikron, aber leichte Verläufe

Bei der neuen Untersuchung hatten nach Forscherangaben alle sieben Menschen mindestens zwei ihrer drei Impfungen mit einem mRNA-Vakzin erhalten: 5 Personen hatten 3-mal Biontech erhalten, eine Person 2-mal Biontech und 1-mal Moderna, eine Person 1-mal Astra Zeneca und 2-mal Biontech.

Die Auffrischungsimpfungen wurden zwischen fünf und zehn Monate nach den Zweitimpfungen verabreicht.

Die Booster-Impfungen lagen mindestens einen Monat zurück. Vier von ihnen machten ein Praktikum in lokalen Krankenhäusern, die drei anderen Urlaub. Bei fünf wurde die Omikron-Variante der Studie zufolge nachgewiesen, bei zwei schlossen die Forscher aus epidemiologischen Zusammenhängen darauf.

Diskussion um neues Impfschema

Biontech-Gründer Uğur Şahin erklärte im Interview mit dem Spiegel, dass Staaten wegen Omikron schneller boostern müssen – und dass sogar noch eine vierte Spritze nötig sein wird.

"Die Faktenlage ist inzwischen eine andere. Mit Blick auf Omikron sind zwei Dosen noch keine abgeschlossene Impfung mit ausreichendem Schutz. Wenn sich Omikron, wie es aussieht, weiter ausbreitet, wäre es wissenschaftlich sinnvoll, bereits nach drei Monaten einen Booster anzubieten."

Jene, die jetzt eine Drittimpfung bekommen oder schon bekommen haben, brauchen dann bereits vor dem Sommer oder im Sommer eine weitere Auffrischung.

Wäre diese vierte Impfung dann der eigentliche Booster, wenn die Impfung erst nach drei Dosen vollständig ist? Şahin: "Ja, das ist richtig, falls sich Omikron durchsetzt. Die vierte Impfung könnte aber auch ein an eine Omikron-Variante angepasster Impfstoff sein."

Angesprochen auf die am Mittwoch bekannt gewordenen Antikörper-Studien aus zahlreichen Ländern wie Österreich, sagte Şahin: "Nach den vorläufigen Daten neutralisieren drei Dosen das Virus deutlich. Wie stark der Schutz ist und wie lange er hält, werden weitere Daten zeigen."

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