Darum haben Kinder seltener schwere Covid-19-Verläufe

Darum haben Kinder seltener schwere Covid-19-Verläufe
Forscher konnten zeigen, dass das kindliche Immunsystem in den oberen Atemwegen stärker aktiv ist als bei Erwachsenen.

Kinder infizieren sich ebenso mit dem neuen Coronavirus SARS-CoV-2, haben im Vergleich zu Erwachsenen aber ein sehr geringes Risiko, schwer an Covid-19 zu erkranken.

Offenbar können Kinder die Infektion besser kontrollieren, doch die genauen molekularen Mechanismen dafür waren bisher nicht bekannt. "Wir wollten verstehen, warum die Virusabwehr bei Kindern offenbar so viel besser funktioniert als bei Erwachsenen", erklärt Irina Lehmann, Leiterin der AG Molekulare Epidemiologie am Berlin Institute of Health und der Charité.

Die Wissenschafter und Wissenschafterinnen der Berliner Charité konnten zeigen, dass das kindliche Immunsystem in den oberen Atemwegen wesentlich stärker aktiv ist als bei Erwachsenen und damit besser gewappnet im Kampf gegen das Virus (hier die Studie zum Nachlesen).

Die Ergebnisse wurden jetzt im Fachjournal Nature Biotechnology veröffentlicht.

Für ihre Untersuchungen nahmen die Forschenden Proben aus der Nasenschleimhaut von gesunden und von mit SARS-CoV-2 infizierten Kindern und Erwachsenen und analysierten die Krankheitsverläufe: "Die meisten der infizierten Kinder hatten nur leichte Symptome wie Schnupfen oder leicht erhöhte Temperatur, und die Beschwerden klangen nach wenigen Tagen wieder ab", erklärt Marcus Mall, Klinikdirektor der Klinik für Pädiatrie an der Charité.

Überraschendes Ergebnis

Sie untersuchten, welche Gene in welchen Zellen wie häufig abgelesen wurden. Insgesamt wurden für diese Studie 268.745 Zellen von 42 Kindern und 44 Erwachsenen analysiert.

Der Vergleich zeigte ein überraschendes Ergebnis. Die Immun- und Epithelzellen der Nasenschleimhaut von gesunden Kindern waren bereits in erhöhter Alarmbereitschaft und vorbereitet für den Kampf gegen SARS-CoV-2.

Normalerweise infiziert SARS-CoV-2 eine Zelle, indem das Frühwarnsystem überrumpelt wird und die Anti-Virus-Antwort eher schwach ausfällt. In den untersuchten kindlichen Zellen war dieses Erkennungssystem jedoch deutlich stärker ausgeprägt als bei Erwachsenen.

Im Labor infizierten Forscher Lungenepithelzellen mit SARS-CoV-2 und konnten so zeigen, dass das Vorhandensein genau jener Mustererkennungsrezeptoren, die bei den Kindern stärker ausgeprägt sind, darüber entscheidet, ob infizierte Zellen schnell genug auf eine Infektion mit dem Virus reagieren können.

Wie bei diesen Labor-Experimenten beobachtet, zeigten infizierte Kinder vor allem in den ersten Tagen der Infektion eine deutlich stärkere Virusabwehr als Erwachsene.

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