Hohes Fieber
Die Symptome beschreibt Kinderinfektiologe Volker Strenger (MedUni Graz): „So gut wie immer stellen wir einen hohen Entzündungswert im Blut fest. Die Patienten haben sehr hohes Fieber, oft 39 oder 40 Grad, gleichzeitig heftige Bauch- oder Gliederschmerzen. Manche entwickeln Herz- und Kreislaufprobleme.“ Laut Thom sind die Kinder auch häufig extrem müde und abgeschlagen, insbesondere, wenn es im Rahmen der allgemeinen Entzündungsreaktion zu einer Herzmuskelentzündung gekommen ist. „Zusätzlich besteht oft die bereits angesprochene Bauchschmerz-Problematik – ohne Durchfälle. Die Lunge ist hingegen so gut wie nie betroffen.“
Diagnose PIMS
An der Kinderklinik im AKH wurden seit November 2020 elf Patienten zwischen 4 und 17 Jahren mit der Diagnose PIMS behandelt, zwei davon waren kurz auf einer Intensivstation, einige benötigten kurzzeitig ein herzstärkendes Medikament. „Bei kardialer Beteiligung sind Kontrollen nach einer PIMS-Erkrankung erforderlich, um langfristige Auswirkungen zu untersuchen und eine Sportfreigabe zu erteilen“, erläutert Thom. Welche Langzeitfolgen eine PIMS-Erkrankung mit Herzbeteiligung haben kann, wird am AKH-Kinderherzzentrum untersucht.
Österreichweit wurden bis Jänner 51 Kinder mit überschießenden Immunreaktionen registriert – davon mussten 20 auf die Intensivstation: „Zum Glück konnten wir alle ohne Komplikationen nach Hause schicken“, sagt Strenger. In Relation zu den bisher fast 50.000 infizierten Kindern und Jugendlichen sei das PIMS allerdings eine extrem seltene Corona-Folge. Zudem seien die Ärzte jetzt sensibilisiert und wissen, wie man reagieren muss.
Österreichische Studie zu Long Covid
Weniger Zahlen gibt es zu Long-Covid-Verläufen bei Kindern. „Derzeit läuft eine Studie, die die österreichische Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde, die AGES und die Meduni Graz gestartet haben und für die rund 5.000 zuvor infizierte Kinder und Jugendliche untersucht werden. Wir erwarten Daten, die es weltweit so noch nicht gibt“ erläutert Strenger. In ein paar Wochen sollten die Zahlen ausgewertet sein.
Manche Studien gingen ja davon aus, dass bis zu 20 Prozent der Betroffenen an Long Covid leiden. Strenger hält das für ein wenig alarmistisch: „Diese Zahlen basieren nur auf Untersuchungen in Spitälern. Wir schätzen aber, dass nur rund fünf Prozent der Infizierten tatsächlich einen Arzt kontaktieren – ins Spital kommen noch weniger. Deshalb ist die Zahl der Betroffenen wohl deutlich niedriger.“
Frage der Definition
Zudem stelle sich die Frage, wie man Long Covid definiert: „Dass jemand fünf Wochen nach einer Viruserkrankung noch etwas schlapp ist, gibt es nicht nur bei Corona, sondern etwa auch beim Epstein-Barr-Virus.“ Manche Long-Covid-Symptome wie Kopfweh oder Müdigkeit könne auch eine Folge des Lockdown und nicht von Corona sein: „Isolation kann bei Kindern auch Depressionen auslösen.“
Ansteckungsrisiko
Kinder erkranken also nur selten. Bleibt die Frage: Wie groß ist das Ansteckungsrisiko, das von ihnen ausgeht? „Nach aktuellen Daten ist die britische Variante für Kinder nicht bedrohlicher als die ursprüngliche. Sie werden auch nicht überdurchschnittlich häufiger angesteckt, aber die Variante ist wohl für alle ansteckender“, meint Volker Strenger.
Immerhin wird dort, wo Schulen offen sind, jetzt getestet: „500 bis 1000 infizierte Kinder werden pro Woche entdeckt, damit auch die Familien geschützt“, argumentiert Strenger. Allerdings, geben einige Experten zu bedenken, dass durch die Schnelltests nur knapp ein Viertel der Infizierten entdeckt werden, in Volksschulen sogar noch weniger. Dasselbe gilt für Kindergärten. Doch leider können manchmal auch von kleinen Kindern Infektionen ausgehen, wie das Beispiel Blaufelden in Deutschland zeigt. Dort ist die Inzidenz in die Höhe geschossen: Auslöser waren wohl Cluster in zwei Kindergärten, wird vermutet. Allerdings war in den dort umliegenden Gemeinden zuvor die Inzidenz schon extrem hoch. „Kindergärten spiegeln eben auch nur das allgemeine Infektionsgeschehen wieder“, gibt Strenger zu bedenken.
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