Dritte Impfung: Muss ich mit stärkeren Impfreaktionen rechnen?
Viele können sich bereits für einen Termin zur dritten Impfung anmelden. Derzeit ermöglicht das Online-Anmeldesystem Registrierungen für alle, deren zweite Impfung mindestens sechs Monate zurückliegt. Damit fallen viele Termine in die Weihnachtszeit oder kurz vor das Weihnachtsfest. Kopfschmerzen, Müdigkeit, Fieber oder Schüttelfrost passen da nicht so richtig hinein. Aber ist überhaupt mit starken Impfreaktionen zu rechnen? Und hat dies mit der Wahl des Impfstoffes zu tun?
Generell zeigen Studien, dass eine von vier Personen milde Symptome nach einer Covid-Impfung bekommt. Meist handelt es sich um Müdigkeit, Kopfschmerzen oder Schmerzen an der Impfstelle. Diese sind 24 Stunden nach der Impfung am stärksten und halten im Schnitt ein bis zwei Tage an. Möglich ist, dass es auch beim dritten Stich zu derartigen Reaktionen kommt.
Lukas Weseslindtner, Virologe an der MedUni Wien, geht jedoch nicht davon aus, dass die Impfreaktionen bei der dritten Impfung stärker ausfallen als bei der zweiten Impfung. "Studien bilden ab, dass die zu erwartenden Impfreaktionen mit jenen der zweiten Impfung vergleichbar sind. Das sind jene, die wir bereits kennen, wie Schüttelfrost, Infektzeichen oder sich einen Tag lang krank zu fühlen. Sie sind nicht automatisch viel stärker als bei der ersten und zweiten Impfung." Manche Menschen würden die dritte Impfung sogar besser vertragen als die zweite, wie Studien zeigen.
Daten aus Israel
Die meisten Daten gibt es bisher aus Israel, das im Sommer als erstes Land mit Auffrischungsimpfungen begann. Israels größter Gesundheitsdienstleister Clalit teilte etwa mit, dass von 4.500 Menschen, die eine dritte Impfung mit Biontech/Pfizer erhalten hatten, 88 Prozent sich in den Tagen nach der dritten Impfung ähnlich oder besser als nach der zweiten Impfung gefühlt haben. 31 Prozent berichteten das Auftreten zumindest einer Impfreatkion, wobei Schmerzen an der Einstichstelle am häufigsten genannt wurden. Etwa 0,4 Prozent der Befragten gaben an, dass sie unter Atembeschwerden litten, und ein Prozent der Personen offenbarte, dass sie aufgrund einer oder mehrerer Beschwerden nach der Impfung einen Arzt aufsuchten.
Es gibt jedenfalls keine eindeutige Regel, die etwa besagt, wer beim ersten Mal nicht reagiert hat, werde beim zweiten oder dritten Mal Symptome merken - oder wer beim ersten Mal stark reagiert hat, werde beim zweiten bzw. dritten Mal nichts spüren. Viele spüren weder beim ersten, zweiten noch dritten Mal starke Reaktionen.
Besser vor Weihnachten
Weseslindtner rät dazu, sich noch vor Weihnachten zu impfen. Denn: Bei Weihnachtsfeiern und Treffen in der Familie steigt die Zahl der Kontakte und damit auch das Risiko, sich anzustecken. "Die Fallzahlen nehmen schon jetzt zu. Wir dürfen nicht glauben, dass Immunität bedeutet, gar keine Infektion zu bekommen. Das Immunsystem wird mit einer dritten Impfung an den Erreger erinnert, der Schutzwall gegen das Virus wird dadurch besser", sagt Virologe Weseslindtner.
Auch Geimpfte seien in der Weihnachtszeit stark exponiert. Für sie könne es einen Unterschied machen, ob sie zwei oder drei Impfungen erhalten haben. "Die meisten Durchbruchsinfektionen verlaufen mild, sie können aber auch unangenehme Konsequenzen haben", so Weseslindtner. So könne man z.B. auch nach einem Impfdurchbruch aufgrund nachlassender Schutzwirkung das Geruchsempfinden verlieren.
Moderna vs. Biontech/Pfizer
Frühere Studien haben gezeigt, dass die Impfreaktionen nach der zweiten Dosis stärker ausfallen als nach der ersten Dosis. Das betrifft vor allem den Impfstoff von Moderna. Auch beim Impfstoff von Biontech/Pfizer kommt es häufig nach dem zweiten Stich zu stärkeren Reaktionen als nach dem ersten Stich. Beim Vakzin von Moderna ist dieser Unterschied etwas stärker ausgeprägt. Auch das Alter spielt eine Rolle. Lokale und systemische Reaktionen werden häufiger von Menschen ab 65 Jahren berichtet als von Jüngeren. Bei der dritten Impfung sind ähnliche Reaktionen wie bei der zweiten Impfung wahrscheinlich.
Wie hoch der Antikörperspiegel im Blut ist, spielt übrigens keine Rolle dafür, ob Impfreaktionen auftreten oder ob diese besonders heftig wären. Die Höhe der Antikörper im Blut habe keinen Einfluss darauf, wie stark die Reaktion des Immunsystems auf die dritte Impfung ausfällt, meint Weseslindtner. Sie sagt auch nichts darüber aus, wie stark jemand reagieren könnte.
Unterschied zu Nebenwirkungen
Zu unterscheiden sind Impfreaktionen von Nebenwirkungen einer Impfung. Dabei handelt es sich um Symptome, die innerhalb von wenigen Wochen nach der Impfung auftreten. "Danach ist die Immunreaktion abgeschlossen und der Impfstoff ist aus dem Körper verschwunden. Was offensichtlich viele Menschen unter Langzeitfolgen verstehen, nämlich dass ich heute geimpft werde und nächstes Jahr eine Nebenwirkung auftritt, das gibt es nicht, hat es noch nie gegeben und wird auch bei der Covid-19 Impfung nicht auftreten", erläuterte der deutsche Immunologe Carsten Watzl auf Twitter.
Da die Impfungen unterschiedlicher Hersteller bereits mehr als sechs Milliarden Mal verimpft wurden, kenne man bereits mögliche seltene Nebenwirkungen wie Sinusvenenthrombosen – ein Verschluss bestimmter Venen im Gehirn.
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