Covid-19: Werden wir bald auch eine vierte Impfung benötigen?
Am 2. Jänner hat Israel begonnen, allen Menschen über 60 Jahren und Risikopatienten eine vierte Dosis des Impfstoffes von Biontech/Pfizer anzubieten. Israelische Forscher verglichen jetzt, wie häufig es zu schweren Covid-Erkrankungen bei Dreifach- und Vierfach-Geimpften kam, deren vierte Impfung mindestens zwölf Tage zurücklag. Fazit: Das ohnehin bereits geringe Risiko für schwere Erkrankungen bei Dreifachgeimpften konnte durch den vierten Stich nochmals um das 4,3-Fache gesenkt werden. Kommt auch in Österreich bald der vierte Stich? Die wichtigsten Fragen und Antworten.
Was sagt das Impfgremium?
"Noch gibt es keine ausreichenden Daten zur vierten Impfung", sagt die Virologin Monika Redlberger-Fritz von der MedUni Wien, die auch Mitglied im Nationalen Impfgremium ist. "Wir sehen nach der dritten Impfung einen sehr guten Schutz gegen eine schwere Infektion, der ungefähr in der Größenordnung von 88 Prozent liegt. Wie stark er durch eine vierte Impfung erhöht werden kann, lässt sich noch nicht sagen." – "Mangels wissenschaftlicher Daten ist eine weitere (4.) Impfung derzeit nicht allgemein empfohlen", heißt es auch in den jüngsten Anwendungsempfehlungen des Impfgremiums zu den Covid-19-Impfungen von Dezember.
Wie sieht die Gecko-Kommission das Thema?
"Neueste Untersuchungen aus Großbritannien zeigen, dass der Schutz vor schweren Verläufen auch bei längerem Zurückliegen der 3. Impfung kaum weiter abnimmt ...", hält die gesamtstaatliche Covid-Krisen-Koordination (Gecko) in einem Bericht vom 21. 1. fest. "Dies bekräftigt einerseits, dass eine 4. Impfung derzeit nicht notwendig ist und andererseits unterstreicht es nochmals die Wichtigkeit der 3. Impfung nachdrücklich."
Aber gibt es nicht auch bereits Personen mit vier Impfungen?
Laut Impfgremium kann sie "in Hochrisikobereichen (z. B. exponiertes Gesundheitspersonal) sowie in systemkritischen Bereichen ab 6 Monaten nach der 3. Impfung angeboten werden". Diese "Kann-Bestimmung" gilt auch für Personen mit einem beeinträchtigten Immunsystem und/oder einer Therapie, die ihr Immunsystem unterdrückt, z. B. nach Organtransplantationen oder bei bestimmten Therapien bei Autoimmunerkrankungen. "Diese Patienten haben teilweise sogar schon eine 5. und 6. Impfung bekommen", sagt Redlberger-Fritz. Bei einem Teil reagiert dann das Immunsystem mit der Bildung von Antikörpern.
Wird eine jährliche Auffrischungsimpfung kommen?
"Auch das lässt sich noch nicht beantworten, da wir nicht wissen, wie lange der Impfschutz hält", sagt Redlberger-Fritz. "Auch ist noch nicht entschieden, ob eine breite vierte Impfung, falls sie kommt, künftig mit einem alten Impfstoff oder einem an Omikron angepassten stattfinden würde – Letzterer müsste erst zugelassen werden."
Die ersten Impfzertifikate nach dem dritten Stich laufen im Juli ab. Was passiert danach?
Am 17. Oktober begannen in Österreich die Auffrischungsimpfungen (neun Monate nach den ersten Zweitstichen am 17. 1.). 270 Tage danach, also ab Mitte Juli, wäre laut derzeitiger Regelung der Covid-Maßnahmenverordnung ein vierter Stich notwendig, um wieder ein gültiges Impfzertifikat zu bekommen. "Andernfalls ist das Zertifikat abgelaufen", heißt es bei der Elga GmbH. Allerdings: "Die Gültigkeit der Impfzertifikate wird immer an die wissenschaftlichen Erkenntnisse angepasst", betont man im Gesundheitsministerium. "Sollten die wissenschaftlichen Erkenntnisse zeigen, dass die Schutzwirkung der Booster-Impfung länger als bisher angenommen anhält, ist auch hier eine Anpassung in der Gültigkeit möglich."
Dass eine Impfpflicht kommt, andererseits die PCR-Tests auch für Ungeimpfte kostenlos bleiben, wird vielfach kritisiert. Bleibt das so?
"Wir befinden uns inmitten der Omikron-Welle. Hier ist es besonders wichtig, einen guten Überblick über das Infektionsgeschehen zu haben und den Menschen einen einfachen und niederschwelligen Zugang zu den Testmöglichkeiten zu bieten", lautet die Begründung des Ministeriums. "Die Tests werden daher jedenfalls bis Ende März kostenfrei bleiben, das Vorgehen darüber hinaus wird aktuell evaluiert."
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