BA.2 deutlich ansteckender
Untersucht wurden Covid-Infektionen in mehr als 8.500 dänischen Haushalten zwischen Dezember 2021 und Jänner 2022, dem Zeitraum, in dem Omikron für tägliche Höchststände bei Dänemarks Neuinfektionen sorgte.Das Ergebnis: Menschen, die mit der BA.2-Variante infiziert waren, steckten mit einer um 33 Prozent höheren Wahrscheinlichkeit andere an, als diejenigen, die mit BA.1 infiziert waren.
"Wir schließen daraus, dass Omikron BA.2 von Natur aus wesentlich stärker übertragbar ist als BA.1 und dass BA.2 auch Immune-Escape-Eigenschaften besitzt, die die Schutzwirkung der Impfung gegen Infektionen weiter verringern", schreiben die Forscher der Studie. Immun-Escape meint, dass die Variante sich den Abwehrmechanismen des Immunsystems entziehen kann. Sie ist an einigen Stellen so mutiert, dass aufgrund von Impfung oder Genesung gebildete Antikörper nicht andocken können. Das Immunsystem erkennt den Eindringling schlechter als andere Varianten.
In Haushalten, in denen eine Person mit BA.2 infiziert ist, besteht eine Wahrscheinlichkeit von 39 Prozent, dass sich andere Personen im Haushalt innerhalb von sieben Tagen bei ihr anstecken. Bei BA.1 beträgt diese Wahrscheinlichkeit laut der dänischen Haushaltsstudie hingegen 29 Prozent.
Impfstoffe dennoch effektiv
Trotz der Eigenschaften, die es BA.2 ermöglichen, sich dem Immunsystem besser zu entziehen als BA.1, spielen Impfstoffe nach wie vor eine wichtige Rolle, betonen die Studienautoren. Sowohl dreimal als auch zweimal geimpfte Personen wurden im Vergleich zu nicht geimpften Personen mit geringerer Wahrscheinlichkeit infiziert und übertrugen die Untervarianten weniger als Ungeimpfte.
Der österreichische Mikrobiologe Ullrich Elling fasst auf Twitter zusammen: "Wer als Ungeimpfte(r) mit BA.2 infiziert ist, produziert mehr Virus als bei BA.1, ist also selbst ansteckender. Bei Geimpften zeigt sich dieser Effekt übrigens nicht. Die Ansteckungen könnten sich also vermehrt durch Ungeimpfte ausbreiten."
Geimpfte und Geboosterte stecken sich laut Elling weniger an. "BA.2 kann sich in einem Maße schneller verbreiten als BA.1, das den Saisoneffekt übersteigt. Da BA.2 den Immunschutz noch besser unterläuft, wird BA.2 auch einige infizieren, die gegen BA.1 gerade noch geschützt waren. BA.2 wird also die 2. #Omikron Raketenstufe zünden", so Elling.
Ende Februar dominante Variante?
Der Experte geht davon aus, dass sich BA.2 in Österreich stärker verbreiten wird, möglicherweise Ende Februar, genau könne dies aber noch nicht eingeschätzt werden, da eine "solide Datenbasis" fehle. Bisher belaste die kleine Schwester von Omikron die Intensivstationen nicht. Für vulnerable Personen stelle sie dennoch ein Risiko dar, ebenso wie für die kritische Infrastruktur. Da BA.2 noch ansteckender ist als BA.1 ist bei einem Durchsetzen der Variante mit starken Ausfällen zu rechnen.
Molekularbiologe Andreas Bergthaler schreibt ebenfalls auf Twitter, dass laut Schätzungen bis Ende März mehr als 50 Prozent der Weltbevölkerung mit Omikron infiziert sein werden. Wesentlich für den weiteren Pandemieverlauf werde sein, wie gut wir nach einer Omikron-Infektion für bisherige und zukünftige Varianten geschützt sind. Aktuelle Studien würden zeigen, dass Omikron-induzierte Antikörper bei Geimpften, also bei Impfdurchbrüchen, Delta "relativ gut" neutralisieren. "Bei zuvor Ungeimpften ist diese Kreuzimmunität jedoch kaum vorhanden", schreibt Bergthaler.
Schon bisherige Studien hatten gezeigt, dass sich BA.2 zweimal so schnell verbreitet wie BA.1. Wenig bekannt ist bisher darüber, wie sich die beiden Subvarianten hinsichtlich des Erkrankungsverlaufs auswirken. In Dänemark zeigte sich kein Unterschied hinsichtlich Spitalsaufenthalten, wie das Staten-Serum-Institut (SSI), das in Dänemark für das Corona-Monitoring zuständig ist, bekannt gab.
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