Corona-Variante XBB.1.5 ist in Österreich jetzt dominant
Die hoch ansteckende Omikron-Variante XBB.1.5 hat sich binnen weniger Wochen in Österreich ausgebreitet: Betrug der Anteil in der Kalenderwoche 5 noch 33 Prozent, so ist sie laut dem Molekularbiologen Ulrich Elling seit dieser Woche die vorherrschende Variante mit einem Anteil von mehr als 50 Prozent.
Die aktuelle Analyse umfasst Proben bis zum 8. Februar, was laut Elling eine zuverlässige Vorhersage ermöglicht, obwohl die Anzahl der Proben jedoch abnimmt. Am Donnerstag verzeichnete Österreich mehr als 5.000 Neuinfektionen, die 7-Tages-Inzidenz beträgt 363,2: Die derzeitige Zunahme der Inzidenz ist fast ausschließlich auf die Variante XBB.1.5 zurückzuführen und verläuft laut dem Experten synchron in allen Bundesländern.
Der Experte, der in Österreich für die Varianten-Beobachtung zuständig ist, berichtete auf Twitter, dass auf der Grundlage der Abwasseranalyse die aktuellen Fallzahlen höher sind als jene zur Zeit der Omikron-Variante BA.1 vergangenen Winter sowie der BA.5-Linien vor dem Sommer und im Herbst.
Bereits vor einer Woche erklärte Elling: "Zum ersten Mal seit BA.5 (Anm: die Variante war für eine Sommerwelle verantwortlich) wird eine neue Linie dominant und zum ersten Mal überhaupt wird eine rekombinante Linie dominant sein." Diese Dominanz bedeutet das Ende der sogenannten "Varianten-Suppe": Einen nennenswerten Anteil am Varianten-Pool in Österreich hat noch CH.1.1.
Vollständige Genom-Sequenzierungen zeigen auch die Ausbreitung von XBB.1.9.1, "aber diese Linie wird aller Wahrscheinlichkeit nach nicht mehr dominant werden, bevor die XBB-Welle ihren Höhepunkt erreicht hat".
Wie die Symptome aussehen
Die Symptome von XBB.1.5 ähneln den bekannten Omikron-Subvarianten: Sie können von typischen Erkältungssymptomen wie Husten und Verstopfung bis hin zu Kurzatmigkeit und niedrigem Sauerstoffgehalt reichen, die eine medizinische Notfallversorgung erforderlich machen.
Symptome wie der vorübergehende Verlust von Geschmack und Geruch können in einigen Fällen zwar auftreten, sind aber (wie schon bei anderen Omikron-Varianten) seltener geworden.
Weitere Symptome können Fieber, Schüttelfrost, Müdigkeit, Muskel- oder Körperschmerzen, Halsschmerzen, Übelkeit oder Erbrechen und Durchfall sein. Die Symptome können fünf bis sieben Tage andauern, berichtet die American Medical Association.
Was wir über XBB.1.5 wissen
Nach WHO-Kriterien handelt es sich bei XBB.1.5 um die jüngste "besorgniserregende Variante".
Die Übervariante XBB ist aus einer Rekombination zweier BA.2-Sublinien (BA.2.10.1.1 und BA.2.75) entstanden: Daraus entwickelte sich XBB.1. und daraus wiederum XBB.1.5, die sich nur durch eine Mutation ihrer Vorgängerin unterscheidet und wahrscheinlich Ende 2022 im Bundesstaat New York entstanden ist.
Schon der Urahne XBB konnte dem menschlichen Immunsystem als Immunflucht-Variante gut ausweichen. Das bekannte Sato-Labor der Universität Tokio zeigte, dass XBB in Labor-Tests die am stärksten resistente Variante gegenüber BA.2/5-Durchbruchsinfektionen überhaupt ist.
Laut einer Laborstudie des Gentikers Yunlong Cao von der Universität Peking weicht XBB.1.5 im Vergleich zu XBB.1 genauso gut unserem Immunsystem aus, also nicht besser. Allerdings hat die Variante eine verbesserte Version: Sie dockt nämlich besser an unsere Zellen an.
Im Vergleich zu anderen zirkulierenden Omikron-Varianten dürfte XBB.1.5 daher einen Wachstumsvorteil haben, allerdings dürfte sich der Schweregrad der Erkrankungen nicht wesentlich von den aktuell kursierenden Varianten unterscheiden.
Die Variante dominiert im Nordosten der USA bereits seit Mitte Dezember das Infektionsgeschehen: In zahlreichen Ländern wie in den USA und auch in Österreich trifft die Coronavirus-Variante auf eine nachlassende Immunität von Geimpften und Genesenen, da Impfungen und Infektionen teils schon länger zurückliegen. Die US-Arzneimittelbehörde FDA entzog erst vor wenigen Wochen dem Antikörperpräparat Evusheld die Zulassung für den Notfalleinsatz. Es sei unwahrscheinlich, dass Evusheld gegen XBB.1.5 wirken kann, so die US-Behörde.
Impfung schützt
Daten zu XBB.1.5 fehlen noch, aber es liegen Daten zum Impfschutz des Boosters (3. Stich) bei XBB vor: Laut einer US-Studie, die in der renommierten Fachzeitschrift New England Journal of Medicine erschienen ist, wirkt der bivalente BA.5-Booster bei der Variante XBB: "Personen, die den bivalente BA.5-Booster erhielten, hatten eine bessere neutralisierende Aktivität gegen alle Omikron-Subvarianten - insbesondere gegen BA.2.75.2, BQ.1.1 und XBB - als diejenigen, die nur einen oder zwei Stiche mit dem herkömmlichen Impfstoff hatten." (Sie können die Studie hier auf Englisch nachlesen.)
Nach Angaben der EU-Gesundheitsbehörde ECDC stellt XBB.1.5 ein mäßiges bis hohes Risiko für gefährdete Personen wie Ältere, Nicht-Geimpfte und Immungeschwächte dar.
Kommentare