Bereits in der vergangenen Woche berichtete das Covid-Prognosekonsortium in Österreich von einem Anstieg der positiven Tests bei Jüngeren. Das zeigt jetzt auch die Datenauswertung von Neuwirth besonders für die Altersgruppe der Fünf- bis 14-Jährigen: Demnach sind die Zuwachsraten im Burgenland und in Kärnten besonders hoch, in Salzburg und in Vorarlberg sind sie niedriger.
Auslöser für den Anstieg dürfte die weitere Ausbreitung der bisher infektiösesten Omikron-Subvariante XBB.1.5. sein. Sie ist mittlerweile mit einem Anteil von 20 Prozent die häufigste Subvariante. "Allerdings nehmen auch anderen Subvarianten zu, der Anstieg der Inzidenzen geht also nicht nur auf XBB.1.5. zurück", schreibt der Molekularbiologe Ulrich Elling von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften auf Twitter.
Auf jeden Fall sei es jetzt sehr wichtig, die Situation weiter zu beobachten, ob XBB.1.5. nur in einer Nische von Personen wächst, die immunologisch dafür empfänglich sind, oder ob es auf breiter Basis zu Infektionen führen wird und dadurch ein kontinuierliches, fortgesetztes Wachstum zeigen wird.
Tatsächlich könnte auch das Abflachen der Influenza- und der RSV-Welle dazu führen, dass sich SARS-CoV-2 wieder besser ausbreiten kann. Die Experten sprechen von einer "Interferenz" der Viren: "Die Grippe und andere Atemwegsviren und SARS-CoV-2 kommen nicht sehr gut miteinander aus", erklärte der Virologe Richard Webby vom St. Jude Kinderspital in Memphis, Tennessee, USA, im Fachmagazin Science. Zirkulieren jetzt aber Influenzaviren und RS-Viren in geringerem Ausmaß, könnte das eine stärkere Zirkulation von SARS-CoV-2 begünstigen.
Antigentests
Die steigende Zahl an Infektionen lässt auch die Anwendung von Antigen-Tests wieder zunehmen. Immer wieder gibt es hier Zweifel, ob ihre Wirksamkeit bei den Omikron-Subvarianten genauso gut ist wie bei früheren Varianten von SARS-CoV-2. US-Behörden geben hier aber Entwarnung: Eine große Meta-Analyse von mehr als 150 unabhängigen Studien (also nicht von den Herstellern finanziert) ergab, dass sie im Durchschnitt 73 Prozent der Infektionen korrekt nachweisen, wenn die Person bereits symptomatisch ist. Bei asymptomatischen Personen fällt dieser Prozentsatz auf 55 Prozent.
Wer Symptome hat und beim ersten Test ein negatives Testergebnis erhält, sollte auf jeden Fall 48 Stunden später nochmals testen, empfiehlt die US-Arzneimittelbehörde FDA, wie die New York Times berichtete. Denn am ersten Tag der Symptome liegt laut einer anderen Untersuchung die Trefferquote nur bei 60 Prozent. 48 Stunden später aber liegt sie bei 92 Prozent. Auch bei Personen ohne Symptome steigt mit dem Infektionsverlauf die Quote der entdeckten Infektionen: Sind es zu Beginn der asymptomatischen Infektion nur 12 Prozent, sind es 48 Stunden bereits 51 Prozent und weitere 48 Stunden später sogar 75 Prozent, auch wenn nach wie vor keine Symptome vorhanden sind.
Ein falsch negatives Ergebnis kann aber auch daran liegen, dass die Probenentnahme nicht optimal war: So sollte man sich davor unbedingt die Nase schneuzen. Denn die Antigentests weisen die Viren aus der Nasenschleimhaut nach, aber nicht aus dem Nasenschleim bzw. Nasensekret, umgangsprachlich auch Rotz genannt.
Laut den US-Experten hätten mehrere Studien gezeigt, dass die Antigen-Tests auf die ersten Omikron-Varianten genauso gut ansprechen wie auf die früheren Virusvarianten, wie etwa Delta. Es gebe keine Hinweise und keine Gründe anzunehmen, dass dies bei den jüngeren Omikron-Subvarianten wie BA.5 und XBB.1.5 anders sei.
170.000 Todesfälle in acht Wochen
Laut WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus hat sich die globale Corona-Lage zwar verbessert, doch in den vergangenen acht Wochen sind der WHO dennoch rund 170.000 Todesfälle im Zusammenhang mit Covid-19 aus aller Welt gemeldet worden. Gesundheitsbehörden würden die Verbreitung des Virus weniger genau überwachen, während medizinische Einrichtungen weiterhin vielerorts überfordert seien, so Tedros.
Das Beratergremium zeigte sich zudem besorgt, dass in Risikogruppen weltweit sowie in ärmeren Ländern immer noch nicht ausreichend viele Menschen gegen Covid-19 geimpft sind. „Es besteht wenig Zweifel, dass dieses Virus für die absehbare Zukunft dauerhaft ein menschlicher und tierischer Krankheitserreger bleiben wird“, teilten die Experten mit.
Die Berater forderten Staaten dazu auf, langfristige Maßnahmenpläne zur Vorbeugung, Überwachung und Kontrolle von Infektionen aufzusetzen, und auch nach einer Aufhebung des Gesundheitsnotstandes wachsam zu bleiben.
Als die WHO den Corona-Gesundheitsnotstand am 30. Januar 2020 ausrief, waren außerhalb Chinas rund 100 Infektionen in rund 20 Ländern bekannt und keine Todesfälle. Inzwischen wurden der WHO zufolge weltweit rund 665 Millionen Infektionen und gut 6,7 Millionen Todesfälle gemeldet. Die Dunkelziffer dürfte viel höher sein.
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