Corona-positiv: Was Donald Trump zum Risikopatienten machen könnte
"Es geht uns gut." Mit diesen Worten machte die First Lady der USA, Melania Trump, am Freitag ihre Corona-Infektion auf Twitter öffentlich. Auch ihr Ehemann, US-Präsident Donald Trump, wurde positiv auf das neuartige Virus getestet und war um Besänftigung bemüht: "Wir werden das zusammen überstehen", twitterte er.
Ob sich die Ansteckung für den Politiker glimpflich entwickeln wird, ist schwierig zu prognostizieren. Allerdings erfüllt Trump eine Reihe von Kriterien, die das Risiko eines schweren Verlaufs erhöhen könnten.
Alter
So ist der Republikaner beispielsweise 74 Jahre alt. Ältere Personen gelten seit Beginn der Pandemie als Risikogruppe – "mit stetig steigendem Risiko für einen schweren Verlauf ab etwa 50 bis 60 Jahren", wie es das Robert Koch-Institut auf seiner Homepage festhält. Denn auch das Immunsystem altert und wird schwächer.
In Deutschland waren bisher 86 Prozent der an Covid-19 Verstorbenen 70 Jahre alt oder älter. Eine bereits im März im medizinischen Fachjournal The Lancet veröffentlichte Studie ergab, dass die Gesamtsterblichkeitsrate für Menschen mit Covid-19 1,4 Prozent beträgt, für Menschen über 70 aber auf 8,6 Prozent steigt. Die Studie basierte damals auf Daten aus China. Laut der US-amerikanischen Seuchenkontrollbehörde sind Menschen im Alter von 65 bis 74 Jahren einem fünfmal höheren Risiko für Krankenhausaufenthalte und einem 90-mal höheren Risiko für den Tod durch Covid-19 ausgesetzt als junge Erwachsene im Alter zwischen 18 und 29 Jahren.
Geschlecht
Trump ist bekanntermaßen ein Mann. Zwar sind Frauen und Männer von einer SARS-CoV-2-Infektion etwa gleich häufig betroffen, Männer erkranken inzwischen aber erwiesenermaßen häufiger schwerer an Covid-19.
Trügerische Symptome zu Beginn
Dass Trump sich derzeit mit milden Symptomen daheim auskurieren kann, garantiert nicht, dass sich sein Zustand in den kommenden Tagen nicht doch noch verschlechtert. Zur Erinnerung: Dies war im Frühjahr auch bei einem anderen prominenten Polit-Corona-Patienten, Großbritanniens Premierminister Boris Johnson, der Fall.
Covid-19 verläuft oft wellenförmig, bei manchen Betroffenen kann zwischen Tag sieben und neun nach Symptombeginn eine Lungenentzündung mit Symptomzunahme auftreten – und das, obwohl die Beschwerden anfänglich sehr mild waren. Ein Symptom, das bisherigen Beobachtungen zufolge besonders häufig auf eine Verschlechterung des Zustandes hindeutet und damit ein Alarmsignal ist, ist eine Verschlechterung der Atmungsfunktion, sprich Kurzatmigkeit.
Insbesondere bei Patienten über 65 und Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen steigt die Covid-19-Sterblichkeitsrate in Verbindung mit einer Lungenentzündung deutlich an, erklärte Barry Dixon, Intensivmediziner am St. Vincent's Hospital in Melbourne, gegenüber dem Guardian. "Trump hat ein viel höheres Sterberisiko, wenn er eine schlimme Lungenentzündung entwickelt", sagte Dixon. "Es gibt andere Risikofaktoren und Komorbiditäten, zum Beispiel starkes Rauchen, Diabetesleiden oder Herzerkrankungen. Die relevantesten Risikofaktoren bei Trump, die wir kennen, sind sein Alter und die Tatsache, dass er übergewichtig ist – und das sich echte Risikofaktoren."
Übergewicht
Tatsächlich macht schweres Übergewicht – Trump hat laut seinem Leibarzt Sean Conley einen Body-Mass-Index von 30,5 und kratzt damit an schwerer Fettleibigkeit – sogar Jüngere unter 60 Jahren zu Risikopatienten. Darauf weisen Studien aus den USA hin. Sie müssen häufiger intensivmedizinisch versorgt werden. Ein hoher Körperfettanteil setzt Immunreaktionen in Gang, die mitverantwortlich für das Auftreten von Lungenentzündungen bei dieser Personengruppe sind. Erklärbar ist das durch die Freisetzung von Entzündungsmediatoren aus dem Fettgewebe im Bauchraum. Diese Botenstoffe fördern Entzündungen und beeinträchtigen die Immunabwehr. Dazu kommt, dass das Bauchfett die Atemtätigkeit der Lunge, die sich in den Bauchraum ausdehnt, einschränkt.
Bei seiner jährlichen Gesundenuntersuchung war Trumps Blutdruck laut CNN unterdessen allerdings nur leicht erhöht; es gab keine Hinweise darauf, dass er an Krebs, Nierenerkrankungen, Diabetes oder anderen Krankheiten leidet, von denen ebenfalls bekannt ist, dass sie das Risiko für Covid-Patienten erhöhen.
Falsche Behandlung
Trump schwor schon früh in der Pandemie auf den Entzündungshemmer Hydroxychloroquin (ursprünglich ausschließlich zur Malariatherapie beziehungsweise Malariaprophylaxe entwickelt). Obwohl das Medikament wegen möglicher schwerer Nebenwirkungen auf das Herz umstritten ist, nahm Trump dieses zeitweise vorbeugend ein. Zudem propagierte er die intravenöse Verabreichung von Desinfektionsmittel als Covid-Therapeutikum – eine abstruse Idee, wie Experten weltweit urteilten.
Christine Jenkins, Lungenspezialistin am George Institute for Global Health mit Sitz in Australien, dazu im Guardian: "Trumps Ideen zur prophylaktischen Behandlung mit Hydroxychloroquin und Desinfektionsmittel waren Fake News." Der US-Präsident sei gut beraten, sich nun evidenzbasierten Methoden zuzuwenden und vom wissenschaftlichen Fortschritt zu profitieren. Auf genaue Zahlen – etwa wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass Trump ins Spital kommt oder beatmet werden muss – wollte sich Jenkins nicht festlegen. Dazu fehle der Zugang zu Trumps gesamter medizinischer Akte.
Auch Jenkins hält Trumps Übergewicht und sein Alter für potenziell problematisch: "Zu Beginn dachten wir, dass man, wenn man mit Covid-19 auf die Intensivstation kommt und über 70 Jahre alt ist, eine Überlebenschance von 40 bis 50 Prozent hat. Heute sind die Zahlen nicht mehr ganz so schlecht und wir haben Studien mit vielversprechenden Ergebnissen über Behandlungen für Menschen, die schwer krank werden."
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