Risikopatienten: Für wen Covid-19 schwere Folgen haben kann
Für Risikopatienten könnte eine Infektion mit dem SARS-CoV-2-Virus und eine Covid-19-Erkrankung schwerere Folgen haben als für Gesunde. Wer zählt aber zu dieser Gruppe?
Nicht jeder mit einer chronischen Erkrankung, präzisiert man im Sozialministerium. Bei Personen, die mit einer schweren chronischen Grunderkrankung zusätzlich an Covid-19 erkranken, ist allerdings das Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf erhöht.
Heinz Burgmann, Virologe an der MedUni Wien betont: „Mit einer schweren Vorerkrankung hat man eine schwierigere Ausgangsposition, weil vorhandene Probleme durch eine Infektion verstärkt werden.“
Unterdrücktes Immunsystem
Aufgrund einer Erkrankung, bei der das Immunsystem beteiligt ist, arbeitet es nicht wie bei Gesunden. Zur Risikogruppe zählt das Sozialministerium etwa „Menschen, die aktuell eine Krebstherapie erhalten oder diese erst innerhalb der letzten sechs Monate abgeschlossen haben“. Chemotherapien sollen schnell wachsende Zellen zerstören – neben Tumorzellen gehören leider auch wichtige Zellen des Immunsystems dazu.
Bei Patienten mit Autoimmunerkrankungen greift das Immunsystem den eigenen Körper an. Diese überschießende Reaktion wird durch die Einnahme von Medikamenten gebremst, die die Immunabwehr unterdrücken. Auch hier sind nicht alle Patienten in gleichem Maß gefährdet, etwa bei Medikamenten der neueren Generationen. „Es gibt Biologika, die exakt auf bestimmte Zellen des Immunsystems wirken“, sagt Burgmann. Die Funktion anderer Immunzellen bleibe aufrecht.
Zu den immunsupprimierten Patienten zählen auch Organtransplantierte. Diesen Eingriffen geht im Normalfall eine fortgeschrittene, chronische Erkrankung voraus. Medikamente, die auf das Immunsystem wirken, verhindern eine Abstoßung des Spenderorgans.
Ältere
Das Risiko einer schweren Erkrankung steigt ab 50 bis 60 Jahren stetig an. Denn auch das Immunsystem altert und wird schwächer. Experten nennen das „Immunseneszenz“. Man weiß von anderen Infektionserkrankungen, dass Ältere schwerer betroffen sind. „Schon eine normale Lungenentzündung kann bei Hochbetagten auch ohne Corona schwere Folgen haben“, sagt Burgmann.
Lunge
Bei einer Lungenentzündung aufgrund einer Infektion mit SARS-CoV-2 kommt es zu einem gestörten Sauerstoffaustausch im Atmungsorgan, wichtige Areale werden nicht mehr richtig durchblutet. Für Patienten mit Vorerkrankungen, etwa bei fortgeschrittener COPD, kann es rascher zu kritischen Situationen kommen.
Adipositas
Schweres Übergewicht macht auch Jüngere unter 60 Jahren zu Risikopatienten. Darauf weisen Studien aus den USA hin. Sie mussten häufiger intensivmedizinisch versorgt werden. Warum, erklärt Umweltmediziner Hans-Peter Hutter von der MedUni Wien: „Ein hoher Körperfettanteil setzt Immunreaktionen in Gang, die auch mitverantwortlich für das Auftreten von Lungenentzündungen bei dieser Personengruppe sind.“
Erklärbar sei dies durch die Freisetzung von Entzündungsmediatoren aus dem Fettgewebe im Bauchraum. „Diese Botenstoffe fördern Entzündungen und beeinträchtigen die Immunabwehr.“ Dazu kommt, dass das Bauchfett die Atemtätigkeit der Lunge, die sich in den Bauchraum ausdehnt, einschränkt.
Diabetes
Nicht jeder Diabetiker zählt zu dieser Risikogruppe, betont Virologe Burgmann. Ein gut eingestellter Diabetiker habe ein geringeres Risiko für schwere Erkrankungsverläufe. „Es geht um jene, die schon ohne eine Covid-19-Erkrankung Probleme haben.“ Bei ihnen treten oft Diabetiker-Komplikationen auf, etwa Nieren- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Durchblutungsstörungen.
Herz-Kreislauf
Bluthochdruckpatienten zählen laut Burgmann nur dann zur Risikogruppe, „wenn man schon Folgeerscheinungen hat“. Hans-Peter Hutter: „Es wurde beobachtet, dass die Covid-19-Symptome bei Patienten mit Herz-Kreislauf-Vorschädigungen schwerer sind.“ Coronaviren binden sich an ACE2-Rezeptoren von Zellen, die im Blutdruckreguliersystem eine wichtige Rolle spielen. Ebenso kann das Virus den Herzmuskel angreifen. Und auch Lungenentzündungen belasten das Herz enorm.
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