Chemie-Nobelpreis geht an drei Molekularforscher
Der Nobelpreis für Chemie geht in diesem Jahr an den Franzosen Jean-Pierre Sauvage, den gebürtigen Briten James Fraser Stoddart und den Niederländer Bernard Feringa für die Entwicklung von molekularen Maschinen. Das teilte die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften am Mittwoch in Stockholm mit. "Die diesjährigen Preisträger haben extrem kleine Maschinen gebaut und sind in eine neue Dimension der Chemie vorgedrungen", hieß es von den Juroren. "Sie haben Moleküle entwickelt, deren Bewegungen man kontrollieren kann und die eine Aufgabe erfüllen, wenn sie die dafür nötige Energie bekommen."
Daraus entwickelten sie sogenannte Nanomaschinen: Autos und Aufzüge im Miniformat - ein menschliches Haar ist Tausend Mal größer als sie. Das Nobelkomitee erreichte einen der Forscher, Bernard Feringa, am Telefon. Die Nachricht von der Auszeichnung hat ihn überwältigt. "Ich wusste nicht, was ich sagen sollte und war ein bisschen geschockt, weil das so eine große Überraschung war", sagte Feringa, der nach der Verkündung in Stockholm per Telefon zugeschaltet war. Feringa berichtete auch über den Moment als er zum ersten Mal seine Nanomaschine sich bewegen sah, damals war er ebenfalls geschockt: "Es funktionierte tatsächlich."
Im vergangenen Jahr ging die Auszeichnung an die in den USA tätigen Biochemiker Paul Modrich und Aziz Sancar sowie den in Großbritannien arbeitenden Schweden Tomas Lindahl. Sie haben auf molekularer Ebene herausgefunden, wie Zellen beschädigtes Erbgut (DNA) reparieren. Übergeben wird der Preis alljährlich am 10. Dezember, dem Todestag des Stifters Alfred Nobel.
Mit dem Nobelpreis für Medizin hat am Montag die Woche der Ehrungen begonnen (mehr dazu lesen Sie hier). Am Dienstag wurde der Physik-Preis vergeben (siehe hier), am Donnerstag folgt Literatur und am Freitag der Friedensnobelpreis (Fahrplan siehe unten).
Die Laureaten für Chemie
Der Nobelpreis für Chemie wurde bisher an 171 Menschen vergeben. Neben Marie Curie erhielten nur drei Frauen den Chemie-Nobelpreis: 1935 deren Tochter Irène Joliot-Curie (gemeinsam mit ihrem Ehemann Frédéric Joliot-Curie) sowie 1964 die Britin Dorothy Hodgkin und 2009 die Israelin Ada Yonath.
2006 | Roger D. Kornberg ( USA) | Für Erkenntnisse darüber, wie die Zelle aus dem Bauplan in den Genen fertige Proteine herstellt. |
2007 | Gerhard Ertl (Deutschland) vom Fritz-Haber-Institut in Berlin | Für die exakte Untersuchung chemischer Reaktionen, wie sie etwa im Autokatalysator oder bei der Herstellung von Dünger ablaufen. |
2008 | Osamu Shimomura, Martin Chalfie und Roger Tsien (USA) | Weil sie ein grünlich leuchtendes Protein einer Qualle zu einem der wichtigsten Werkzeuge der Biologie gemacht haben. Damit lassen sich viele Vorgänge im Körper verfolgen. |
2009 | Venkatraman Ramakrishnan (Großbritannien), Thomas Steitz (USA) und Ada Jonath (Israel) | Für die Erforschung der Eiweißfabriken in biologischen Zellen, der Ribosomen. |
2010 | Richard Heck (USA) sowie Ei-ichi Negishi und Akira Suzuki (Japan) | Weil sie komplexe Substanzen aus Kohlenstoff herstellten. Sie bauten so unter anderem natürliche Wirkstoffe gegen Krebs nach. |
2011 | Dan Shechtman (Israel) | Er entdeckte Quasikristalle, die zuvor von vielen Chemikern für unmöglich gehalten wurden. |
2012 | Robert Lefkowitz und Brian Kobilka (USA) | Für die Entdeckung von Rezeptoren, die zahlreiche Signale von außen in die Körperzellen übermitteln. |
2013 | Martin Karplus (USA/Österreich), Michael Levitt (USA/GB) und Arieh Warshel (USA/Israel) | Für Methoden, mit denen sich auch komplexe chemische Reaktionen virtuell nachvollziehen lassen. Mehr dazu hier. |
2014 | Stefan Hell (D) sowie Eric Betzig und William Moerner (USA) | Für die Erfindung superauflösender Mikroskope. Damit kann man in lebende Zellen blicken und Abläufe bei Krankheiten wie Alzheimer oder Parkinson beobachten. |
2015 | Tomas Lindahl (Schweden), Paul Modrich (USA) und Aziz Sancar (USA/Türkei) | Sie haben Erbgut-Reparatursets beschrieben. Diese Erkenntnisse dienen unter anderem zur Suche nach Krebsmedikamenten. |
2016 | Jean-Pierre Sauvage (F), James Fraser Stoddart (GB) und Bernard Faringa (NL) | Für die Entwicklung von molekularen Maschinen. |
Die Bekanntgabe der Nobelpreises für Medizin bildet den Auftakt der alljährlichen Preisverleihung. Am Dienstag folgte die Auszeichnung für Physik, am Mittwoch im Bereich Chemie. Der Friedensnobelpreis-Gewinner folgt am Freitag, den 9. Oktober. Seit 1969 gibt es den von der schwedischen Nationalbank gestifteten Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften, der am 12. Oktober verkündet wird. Verliehen werden die Auszeichnungen am Todestag des Preisstifters Alfred Nobel, dem 10. Dezember, in Stockholm und Oslo.
Der Gewinner des Friedensnobelpreis wird am 7.10. ab 11 Uhr bekannt gegeben:
An wen der Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften geht, ist am 10.10 ab 13 Uhr hier zu sehen:
Der genaue Termin für Literatur steht noch nicht fest, soll aber jedenfalls am Donnerstag stattfinden:
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