Was ist das Emissions Trading System (ETS)?
Das ETS ist das EU-Emissionshandelssystem. Es wurde 2005 eingeführt und seitdem schrittweise ausgeweitet. Die Grundidee ist, dass CO2-Emissionen der Allgemeinheit Kosten verursachen und deswegen einen Preis haben sollen. Ein Zertifikat berechtigt zum Ausstoß von einer Tonne CO2. Die verfügbaren Zertifikate werden im Laufe der Jahre aber weniger und deswegen teurer. Im Vergleich werden klimafreundliche Alternativen dadurch profitabler. Im Februar stieg der Preis erstmals über die Marke von 100 Euro je Tonne (siehe Grafik).
Welche Bereiche sind davon erfasst?
Zunächst galt der ETS für den Energiesektor und die energieintensive Industrie. Seit 2012 sind innereuropäische Flüge erfasst und seit 2013 die chemische Industrie. Nächstes Jahr soll auch die Schifffahrt in das System. Insgesamt sind etwa 40 Prozent der EU-Emissionen im ETS abgedeckt, bis 2030 sollen es drei Viertel sein. Ziel ist, den CO2-Ausstoß in den entsprechenden Bereichen im Vergleich zum Jahr 2005 um 62 Prozent zu senken.
Wie funktioniert der Handel?
Die Zertifikate werden von den EU-Staaten ausgegeben und an Energiebörsen gehandelt. Unternehmen können ihre Zertifikate aber auch weiterverkaufen, etwa wenn sie sie selbst nicht benötigen. Industrieunternehmen haben seit der Einführung des ETS Gratis-Zuteilungen erhalten. Begründet wurde das damit, dass diese im internationalen Wettbewerb stehen. Diese Gratis-Zertifikate laufen aber 2034 aus.
Hat Europa dadurch einen Nachteil im Wettbewerb?
Theoretisch gilt das für jede Art des Umwelt- und Arbeitnehmerschutzes oder auch für Besteuerung. Andererseits profitieren Unternehmen vom gesamten Wohlstand der Gesellschaften. Um eine gewisse Fairness gegenüber Importen zu gewährleisten – und zu verhindern, dass Produktionsstätten samt ihrer Emissionen einfach ausgelagert werden – wurde 2021 das Europäischen CO2-Grenzausgleichssystem (Carbon Border Adjustment Mechanism, kurz CBAM) vorgestellt. Von 2026 bis 2034 werden demnach bei Importen aus Regionen ohne CO2-Abgabe entsprechende Abgaben eingeführt.
Wie hängt das mit dem nationalen Emissionshandel zusammen?
Mehrere EU-Staaten haben ergänzend eigene Systeme. Als ersten Land hat Schweden bereits 1991 einen Preis für CO2-Emissionen eingeführt. In Österreich gilt ein solches System seit 2022 für die Bereiche Gebäude, Verkehr, Landwirtschaft, Abfallwirtschaft und kleine Industrieanlagen. Der Preis ist dabei staatlich festgelegt und steigt jedes Jahr. Mit 32,5 Euro kostet eine Tonne CO2 derzeit deutlich weniger als an den Energiebörsen. An der Zapfsäule wirkt sich das mit etwa 9 Cent pro Liter aus. Bis 2025 soll dieser Preis schrittweise auf 55 Euro je Tonne (etwa 15 Cent pro Liter, Anm.) ansteigen.
Damit das nicht zur zu einer Mehrbelastung der Konsumentinnen und Konsumenten wird, hat die Regierung den "Klimabonus" eingeführt. Die Idee dahinter: Wer weniger Emissionen verursacht, dem "bleibt" mehr davon. Ein Haken dabei: Bisher kostet der Klimabonus den Staat mehr als die CO2-Bepreisung einbringt. Im Jahr 2027 soll dieses nationalstaatliche System in das EU-weite "ETS 2" übergehen.
Wie hängt das mit dem privaten CO2-Kompensationshandel zusammen?
Immer mehr Unternehmen, etwa Fluglinien, bieten Kundinnen und Kunden an, das verursachte CO2 zu kompensieren, etwa indem ein Geldbetrag an Aufforstungsprojekte bezahlt wird. Diese durchaus umstrittene Vorgehensweise hat nichts mit dem staatlich geregelten Emissionshandel zu tun. Das Emissionsrecht für den Flug muss das Unternehmen unabhängig davon kaufen, die Kosten dafür sind Teil des Ticketpreises.
Funktioniert das System?
Es sieht zumindest danach aus. Die im ETS erfassten Emissionen sinken in Österreich und Europa.
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