Island verwandelt CO2 in Gestein – für die ganze Welt?

Island verwandelt CO2 in Gestein – für die ganze Welt?
In Hellisheiði werden gleich zwei Zukunftstechnologien erprobt: CO2 aus der Luft holen und im Gestein für immer speichern.

Klimapolitisch ist Island ganz weit vorne: Schon seit Jahren verfügt das Land über 100 Prozent grünen Strom und grüne Wärme. Möglich macht das die außergewöhnliche geologische Situation der Insel im Nordatlantik: Hier stoßen die europäische und nordamerikanische tektonische Platte aneinander, was sich auch in Form von Vulkanausbrüchen wie zuletzt beim Eyjafjallajökull (2010) zeigt.

Anders gesagt: Island zapft die unzähligen Vulkane im Land an und produziert damit Strom und Wärme. So viel Strom, dass das Land, das größer als Österreich ist und weniger Einwohner als Vorarlberg hat, sogar drei große Aluminium-Schmelzen betreiben kann, die bekanntlich enorm viel Elektrizität benötigen.

Unabdingbar für Klimaschutz

Ende April begab sich Finanzminister Magnus Brunner zu einer zweitägigen Factfinding-Mission ins Land von Feuer und Eis, um sich gleich zwei technische Revolution genauer anzusehen: „Climeworks“, eine Schweizer Firma, holt seit 2018 mit dem Strom und der Wärme aus dem Geothermalkraftwerk Hellisheiði CO2 aus der Umgebungsluft. An diesem DAC genannten Verfahren (Direct Air Capture) wird weltweit geforscht; nicht zuletzt, weil das Herausfiltern von CO2 aus der Atmosphäre als unabdingbar für den Klimaschutz bis Ende des Jahrhunderts gilt.

Nicht weniger spannend ist die isländische Firma „Carbfix“, die unweit von den Climeworks-Kollegen operiert. Im Prinzip wird deren CO2 genommen, mit Wasser vermischt (wäre es Trinkwasser, wäre es Mineralwasser) und tief in Basaltgestein gepresst.

Das Faszinierende von Carbfix: Innerhalb von zwei Jahren geht das CO2 vom Wasser über in den Basalt, indem die Gase im Gestein mineralisieren und als chemisch stabile Mineralien gespeichert werden – für immer. Mehr als 90.000 Tonnen CO2 seien damit seit 2014 entsorgt worden, sagt das Unternehmen.

Beide Firmen, Carbfix und Climeworks, gehen davon aus, dass man die Anlagen in den kommenden Jahrzehnten entsprechend hochskalieren kann – und jedes Jahr sogar Milliarden Tonnen an CO2 versenken könnte.

Derzeit werden jährlich rund 35 Milliarden Tonnen Treibhausgase wie CO2 emittiert. Die Wissenschaft geht davon aus, dass zwar der allergrößte Teil der Emissionen vermieden werden kann, einen Rest von über 100 Milliarden Tonnen werden wir aber aus der Luft holen müssen, damit sich das Klima langfristig stabilisieren kann. Kein Wunder also, dass alle Welt nach Island schielt.

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