Die Statistik belegt, was jeder Konsument beim Bezahlen an der Supermarktkassa selbst längst bemerkt: Lebensmittel sind empfindlich teurer geworden. Im März 2023 hat man in Österreich beim Lebensmitteleinkauf um rund 14 Prozent mehr bezahlt als noch vor einem Jahr.
Klingt viel, ist im europäischen Vergleich aber noch moderat, argumentieren Händler und Produzenten und verweisen auf Steigerungsraten von bis zu 45 Prozent etwa in Ungarn. Dem Einzelnen hilft das wenig.
➤ Leitartikel zum Lebensmittelgipfel: Viel Lärm um nichts
Sozialminister Johannes Rauch hat am Montag die Lebensmittelbranche sowie diverse Experten und Interessenvertreter zum Lebensmittelgipfel gerufen. Erklärtes Ziel war es, die Schuldigen für die Teuerung zu finden und für Entspannung an der Preisfront zu sorgen.
Der Erfolg bleibt abzuwarten (siehe Beitrag unten). Der KURIER hat währenddessen beim Konsumpsychologen Hans-Georg Häusel nachgefragt, was jeder Einzelne tun kann, um beim Einkauf möglichst wenig Geld an der Kassa liegen zu lassen.
Einkaufszettel schreiben und sich auch an selbigen halten
„Viele gehen heutzutage in den Supermarkt und lassen sich dort einfach inspirieren. Zuhause stellen sie dann fest, dass sie Dinge eingekauft haben, die sie gar nicht brauchen. Einfach nur, weil der Moment scheinbar günstig war“, beobachtet Hans-Georg Häusel.
Er rät, nur noch mit Einkaufszettel in den Supermarkt zu gehen. Studien zufolge landen ein Viertel bis zu einem Drittel der gekauften Lebensmittel letztlich im Müll. Ein durchschnittlicher Konsument, der künftig nichts mehr wegschmeißt, könne sich also laut Statistik bis zu 25 Prozent seiner Lebensmittelkosten einsparen, wenn er nur noch kauft, was er auch wirklich konsumiert.
Ein knurrender Magen treibt die durchschnittliche Kassenbon-Summe in die Höhe
Weniger einkaufen ist leichter gesagt als getan. Vor allem dann, wenn man nach dem Büro mit knurrendem Magen in den Supermarkt hastet. Man muss kein Konsumpsychologe sein, um zu wissen, dass so mehr im Wagerl landet als eigentlich nötig.
Einkaufswagen stehen lassen
Apropos Einkaufswagen. Häusel rät, diesen stehen zu lassen. Seit der Einführung der ersten Hypermärkte sind die Einkaufswägen immer größer geworden. Das Kalkül dahinter: Konsumenten sollten so immer das Gefühl haben, dass der Wagen noch halb leer ist, noch ein paar weitere Artikel verträgt. Aus psychologischer Sicht ist es deswegen ratsam, den Wagen stehen zu lassen. Und stattdessen mit dem Einkaufssackerl ins Geschäft zu gehen.
Nicht nur auf Augenhöhe einkaufen
Der Mensch ist von Natur aus bequem, wissen auch die Verkaufsexperten. Und stellen jene Produkte, die ihnen am meisten Profit bringen, auf Augenhöhe ins Regal. Für jene, die möglichst günstig kaufen wollen, kann es sich buchstäblich bezahlt machen, sich zu bücken oder zu strecken. Zu jenen günstigeren Produkten auf den billigeren Plätzen – ganz unten bzw. ganz oben im Regal. Ein Phänomen, das sich übrigens durch alle Produktkategorien zieht.
Zu No-Name-Produkten statt zu Markenware greifen
Wer sich an diese Regel hält, spart laut Häusel um durchschnittlich 15 bis 25 Prozent pro Artikel. „Die Preisunterschiede sind teils enorm, die Qualitätsunterschiede aber nicht.“ Grund dafür sind unter anderem gesparte Marketingkosten, wissen Insider.
Sich nicht von Aktionen blenden lassen
Wie geschmiert funktionieren Rabatte. Aktionen schalten das Großhirn aus und aktivieren das Belohnungssystem. Unabhängig davon, ob man sich etwas spart oder in Wirklichkeit über den Tisch gezogen wird, wissen Neurowissenschafter. Wer wirklich billig fahren will, muss die Kilopreise vergleichen. Wobei es rational sein kann, Aktionen zu kaufen. Etwa bei Vorratsartikeln – wie Kaffee. Nicht unbedingt bei „2+1 Gratis“-Aktionen von Frischware, von denen letztlich die Hälfte im Müll landet. Skeptisch sollten Konsumenten bei sogenannten Verbindungsplatzierungen sein. Also etwa, wenn in der Spargelzeit neben dem 1+1-Gratis-Spargel die praktische Packung Sauce hollandaise samt passendem Weißwein am Verkaufstisch steht. Wer zugreift, kauft tendenziell teuer. Ein Blick in die Wein- und Soßenabteilung kann Bares wert sein.
Nicht auf den letzten Metern Geld liegen lassen
Thematisch sind Geschäfte übrigens oft aufgebaut wie der Tag – beginnend mit dem Frühstück (Müsli, aufgeschnittenes und damit hochpreisiges Obst) über Mittagssnacks bis hin zum Abendmenü. Und oft sind es die letzten Meter im Geschäft, die das Belohnungssystem im Hirn aktivieren und die Einkaufstasche füllen. Kalkül. Als Belohnung gönnt man sich am Ende des Einkaufs noch eine Schokolade, eine Flasche guten Wein oder mal eine Spirituose. „Wobei bekannte Marken oft als Orientierungshilfe platziert werden“, hat Christoph Teller, Handelsexperte der Johannes Kepler Universität Linz, im KURIER-Interview erklärt. Etwa die Standard-Wodka-Marke auf Augenhöhe, das No-Name-Produkt darunter.
Sich nicht von der Wohlfühlatmosphäre im Geschäft einlullen lassen
Sogenannte Marktkonzepte sollen für Entschleunigung sorgen. Sprich, Konsumenten zum Verweilen einladen – und zum Öffnen ihrer Geldbörsen. Nicht zufällig gibt es gleich nach dem Eingang oft kunstvoll aufgestapeltes, mit Licht in Szene gesetztes Obst und Gemüse.
Viele bleiben unweigerlich stehen und greifen zu. So wie auf den letzten Metern vor der Kassa, wo vermeintliche Angebote warten. Auch hier hilft Tipp Nummer 1: sich stur an den Einkaufszettel halten.
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