"Mehr Tempo": Brunner will CO2 unterirdisch speichern
Leonore Gewessler wäre bei dieser Veranstaltung nicht glücklich geworden. Sie war allerdings gar nicht eingeladen: Montagmittag lud Finanzminister Magnus Bruner ins Dachgeschoß seines Ministeriums zu einer Podiumsdiskussion über „Gutes CO2, böses CO2 und CCU als Bausteine für Klimaschutz und Standortvorteil“. Beim CCU wird abgefilteres CO2 wiederverwendet – es dient etwa zur Herstellung von Karbonaten, aber auch chemischen Produkten wie n Polymere, Kunststoffe oder auch Treibstoffe, aber auch als Dünger.
Konkret ging es am Montag um die Frage, ob Österreich künftig wieder erlauben soll, dass Kohlendioxid aus der Industrie in alten Gaslagerstätten verpresst (und dann auch wiederverwendet) wird.
In dieser Frage müssen sich Türkise und Grüne bis Herbst einigen, so eine Evaluation sieht das „Gesetz zum Verbot der geologischen Speicherung von CO2“ vor (das 2011 von Rot-Schwarz beschlossen wurde).
Die Volkspartei und Brunner (der bei dieser Veranstaltung in seiner Nebenrolle als Rohstoffminister auftrat) wollen das Gesetz aufheben. Die Grünen und Klimaministerin Gewessler wären nur für eine temporäre CO2-Speicherung, wenn das CO2 dann rasch wiederverwendet wird – als Rohstoff. Genau darüber wurde aber an diesem Montag nicht diskutiert, sondern vor allem über den langsam beginnenden internationalen Wettlauf, CO2 im Boden zu verpressen. Island macht das, Norwegen, die USA, Kanada, China als auch arabische Staaten machen das in weltweit 18 Projekten.
Großes Interesse
In der EU filtert noch niemand CO2 aus Schornsteinen, das Interesse an dieser Technologie ist aber groß. Muss es auch sein, merkte der deutsche Klimaexperte und IPCC-Klimaberichtautor Oliver Geden an: Alle Klimaszenarien gehen früher oder später davon aus, dass Negativemissionen benötigt werden, damit sich das Klima langfristig stabilisieren kann. Die neue dänische Regierung etwa habe als neues Klimaziel, bis 2050 110 Prozent ihrer Treibhausgase einzusparen, und das geht nur, indem man CO2 aktiv aus der Luft holt („direct air capture and storage“).
Brunner verwies auf interne Analysen, die von einem jährlichen CO2-Speicherbedarf von fünf bis zehn Millionen Tonnen ausgehen (Österreichs Industrie gesamt produziert etwa 30 Millionen Tonnen Treibhausgase jährlich). Es würden aber Tempo, rechtliche Rahmenbedingungen und zielorientierte Finanzierung fehlen.
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