Stromkonzern Verbund hat Gewinn 2022 verdoppelt
Für den Verbund war 2022 ein Rekordjahr. Umsatz und Gewinn haben sich in etwa verdoppelt (siehe Grafik). Ausschlaggebend dafür war vor allem der steile Anstieg der internationalen Energiepreise in Folge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine. Für seinen Strom aus Wasserkraft erzielte der Konzern im Großhandel durchschnittlich einen Preis von 115 Euro je Megawattstunde (MWh) – 55 Euro waren es im Vorjahr.
Man werde "diese günstige Ertragslage nützen, um massiv zu investieren", erklärte Verbund-Chef Michael Strugl am Donnerstag bei der Präsentation der Ergebnisse. Bis 2025 will das Unternehmen 4,6 Milliarden Euro in die Hand nehmen.
Der größte Brocken entfällt dabei mit 1,7 Mrd. Euro auf das Stromnetz, gefolgt von 1,2 Mrd. Euro für die Wasserkraft. In Zeiten von Wetterextremen schwankt diese allerdings in der Produktivität: 2022 lag die Effizienz um 14 Prozent unter dem langjährigen Schnitt und auch heuer zeichnet sich wegen der Trockenheit im Winter kein gutes Jahr ab. Der Verbund erweitert deswegen seine Produktion von Wind- und Sonnenstrom, bis 2025 sind dafür 1,1 Milliarden Euro vorgesehen. Weitere 500 Millionen Euro entfallen auf sonstige Bereiche.
Die hohen Preise waren für das Unternehmen aber nicht nur ein Segen, relativierte Finanzvorstand Peter Kollmann. Denn die Marktverwerfungen hätten Risiken und Unsicherheiten in "zum Teil historischem Ausmaß" gebracht. So müsse der Konzern wegen der hohen Volatilität an den Strombörsen einen "milliardenschweren Sicherheitspuffer" bereithalten.
Von dem hohen Gewinn profitiert auch die öffentliche Hand. In Summe werde der Verbund der Republik für 2022 etwa 1,5 Mrd. Euro an Dividende, Sonderdividende, Steuern und Zufallsgewinnsteuer einbringen, argumentiert der Konzern. Dazu kämen noch etwa 650 Mio. Euro, die über die am Konzern beteiligten Landesenergieversorger an die Bundesländer fließen.
Wenn Marktpreise nicht mehr maßgeblich sind, schafft das eine völlig neue Situation.
Dass die Gewinne derart sprudeln, führt auch zu Kritik. Das linksliberale Momentum-Institut sieht darin den Beleg, dass die EU-weite Abschöpfung von Zufallsgewinnen zu zaghaft ansetzt.
Tarifanhebung
Der Verbund hat Berufung gegen ein rezentes Urteil des Handelsgerichts Wien eingelegt. In diesem wurde eine Tarifanhebung im Jahr 2022 auf Basis der Entwicklung des Großhandelspreises für rechtswidrig erklärt. Hält das Urteil, hätten Versorger mit eigener Erzeugung gegenüber reinen Händlern einen Wettbewerbsnachteil, argumentiert Strugl. Dazu, ob für den Verbund gegebenenfalls ein Rückzug vom Endkundenmarkt denkbar wäre, gibt es laut Strugl noch keine Entscheidung.
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