Wie sich die Trockenheit in Europa auf die Stromversorgung auswirkt
Durch den Winter, aber nicht über den Berg – so lässt sich die Situation zur Energie-Versorgungssicherheit beschreiben. Denn "stark entlastende Faktoren sind nicht zu erkennen oder zumindest nicht sicher", heißt es in einer Kurzstudie von Consentec. Das auf energiewirtschaftliche Fragen spezialisierte Beratungsunternehmen hat im Auftrag der Strom-Branchenvertretung Oesterreichs Energie eine Kurzstudie erstellt.
Prognosen anhand historischer Daten werden allerdings zunehmend problematisch, heißt es darin, weil die Auswirkungen des Klimawandels auf das Wettergeschehen und insbesondere Extremwetterereignisse darin nicht ausreichend berücksichtigt werden können. "Ein weiterer Dürresommer wäre in diesem Zusammenhang krisenverschärfend", heißt es da etwa mit Blick auf das vergangene Jahr.
Trockenheit
Die Situation ist europaweit besorgniserregend: Im Frühling führen die Flüsse für gewöhnlich viel Wasser. Tun sie heuer aber nicht, aufgrund von fehlenden Niederschlägen in den Wintermonaten. Das betrifft nicht nur Österreich, sondern zeigt sich teils drastisch von Spanien über Frankreich, Italien bis nach Deutschland – und es macht nicht nur der Landwirtschaft zu schaffen.
Bereits im vergangenen Sommer führte die Trockenheit zu deutlich unterdurchschnittlichen Erträgen in der für Österreich wichtigen Wasserkraft. Europaweit waren aber nicht nur Flüsse und Stauseen, sondern auch andere Technologien betroffen. In Frankreich fehlte aufgrund der niedrigen Flusspegel Kühlwasser für die Kernkraftwerke, in Deutschland gab es Probleme bei dem Transport von Kohle auf dem Wasserweg. Zwar sind in Österreich keine Kohlekraftwerke mehr in Betrieb, Deutschland hat im vergangenen Jahr aber ein Drittel seines Stroms mit Kohle produziert.
Dass das Stromnetz europaweit verbunden ist, ist dabei übrigens eher Teil der Lösung, denn des Problems, wie es auch in der Studie heißt: "Die öffentliche und politische Debatte um Versorgungssicherheit wird nach wie vor überwiegend national geführt." Allerdings werde es "zunehmend klarer, dass eine stärkere Koordination und Kooperation zu Versorgungssicherheitsfragen auf europäischer Ebene nicht nur effizient, sondern für die Wirksamkeit von Maßnahmen auch unverzichtbar sind".
Ausbau
Gegen die Engpass-Krisen der Zukunft hilft nur der europaweite Ausbau. Das betrifft aber nicht nur Ökostromproduktion, sondern auch Netze und Speicher. Bereits in der Vergangenheit habe der Netzausbau mit dem der Erzeugungskapazitäten oft nicht Schritt halten können, heißt es in der Studie. Ohne ausreichende Transportinfrastruktur kann die Produktion aber nicht genutzt werden und wenn die Sektoren Verkehr und Wärme zunehmend elektrifiziert werden sollen, dürfte sich das Problem noch verschärfen. Gerhard Christiner, Chef des Übertragungsnetzbetreibers APG (Austrian Power Grid) ortet hier bereits "signifikante Defizite", die auch hohe Kosten verursachen, weil oft mit Notmaßnahmen eingegriffen werden müsse.
In Österreich müsste außerdem in die Gasinfrastruktur investiert werden, wird in der Studie empfohlen. Denn sollten die Lieferungen aus Russland ausbleiben, müsste Österreich deutlich mehr auf anderen Wegen importieren können.
Studienautor Christoph Maurer befürchtet, dass manche Krisenmaßnahmen, wie etwa die EU-weite Abschöpfung von Zufallsgewinnen, Investoren abschrecken könnten. Politische Entscheidungsträger müssten darauf achten, dass die Anreize zur Transformation der Energieversorgung – und seitens der Verbraucher zur Verhaltensänderung – gegeben bleiben.
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