Tarifdschungel bei Elektroauto-Ladestationen
Mehr als zwei Euro kostet derzeit ein Liter Sprit, aber wenigstens weiß man das vor dem Tanken. Bei den E-Autos herrscht hingegen nach wie vor ein Tarifdschungel vor.
Je nachdem, wo und wann man ansteckt, variieren die Kosten von 1,9 Cent bis 1,11 Euro pro Kilowattstunde Strom. In einer Umfrage im Auftrag der Regulierungsbehörde E-Control gab nur ein Viertel der E-Autofahrer an, zu wissen, wie viel sie der Ladevorgang kosten wird. Etwa ein weiteres Viertel weiß es ungefähr.
Österreichweit gibt es 360 Betreiber von Ladestationen für E-Autos und kein einheitliches Tarifmodell. Für Verwirrung stiftet auch, dass manche Anbieter nach Leistung, andere aber nach Zeit verrechnen.
Allerdings findet nur etwa ein Drittel der Ladevorgänge an öffentlichen Stationen statt. Weitaus öfter werden die Akkus zu Hause (48 Prozent) oder am Arbeitsplatz (19 Prozent) gefüllt. Das klingt viel, liegt aber unter der Erwartung, dass etwa 80 Prozent privat geladen wird.
"Eine Ursache für diese Diskrepanz ist wahrscheinlich der immer noch vergleichsweise große Überhang an beruflich genutzten E-Fahrzeugen, die naturgemäß eher seltener zu Hause geladen werden, sondern vermutlich häufiger unterwegs", vermutet E-Control-Vorstand Wolfgang Urbantschitsch. Insbesondere in den Städten haben viele Konsumenten nicht die Möglichkeit, ein E-Auto privat aufzuladen.
Am billigsten ist das Strom Tanken an öffentlichen Stationen langsam und über Nacht. Bargeld spielt dabei kaum eine Rolle. Die meisten Fahrer nutzen Ladekarten, haben also dauerhafte Verträge mit bestimmten Betreibern. Insbesondere wer viel unterwegs ist, hat davon oft mehrere, weil man beim Laden in Fremdnetzen Aufschläge zahlt.
Die Leistung, mit der geladen wird, spielt eine wichtige Rolle bei den Kosten. Bis zu 150 kW bieten die schnellsten Ladestationen. Damit ist der Akku in etwa einer Viertelstunde voll, vorausgesetzt das Auto kann die Ladung so schnell aufnehmen. Zu Hause lädt man hingegen meist nur mit 3,7 kW. Denn wer mehr als 4 kW Leistung an seinem Stromanschluss will, zahlt eine höhere Netzbereitstellungsgebühr.
Ladestellenverzeichnis
Die E-Control betreibt ein Ladestellenverzeichnis, die Daten können online abgerufen werden. Darin sind alle 13.800 Ladepunkte an 6.000 öffentlich zugänglichen Ladestellen aufgelistet. Ob eine Ladestelle frei ist, kann dort bisher nicht abgerufen werden. Auch die Information, welche Stecker verfügbar sind, ist nur teilweise erfasst. Um das Dickicht zu lichten, würde die E-Control von genauere Vorgaben zur Transparenz durch die Politik begrüßen.
Befragt
wurden etwa 600 E-Auto-Fahrer und weitere knapp 1.900 "potenzielle", also in Österreich lebende Personen zwischen 16 und 70 Jahren. Die Daten wurden von Public Opinion Strategies zwischen November 2021 und Jänner 2022 erhoben.
E-Autofahrer
sind tendenziell männlich, technik-affin und haben ein höheres Einkommen. Die wichtigsten Gründe gegen die Anschaffung eines A-Autos sind die Anschaffungskosten (49 Prozent) und Sorgen ob der Reichweite (43 Prozent).
88.000 Elektroautos
gibt es in Österreich (ohne Hybride), insgesamt sind 5.134.000 PKW zugelassen. Knapp 15 E-Autos teilen sich also eine Ladestation mit jeweils zwei Ladepunkten.
Kommentare