Diesel und Benzin werden noch teurer - der Grund ist überraschend
In Indien wird an den Tankstellen Diesel und Benzin knapp. Deshalb verhängt die Regierung jetzt Ausfuhrzölle auf Benzin- und Diesellieferungen.
Und warum ist das jetzt wichtig? Weil die Regierung in Neu Delhi laut Experten damit wohl für einen weiteren Preisschub an den europäischen Zapfsäulen sorgen wird.
Indien jetzt für EU wichtiger Spritlieferant
Indien gehört nämlich neulich zu Europas wichtigsten Spritlieferanten – wegen des Ukrainekriegs. Indiens Raffinerien erzielen damit hohe Gewinne.
Die hohen Margen, die Indiens Raffierien im Ausland erzielen, führen nach Regierungsangaben jedoch zu Knappheiten von Benzin und Diesel am Heimatmarkt. „Weil die Ausfuhren derzeit so rentabel sind, beobachten wir, dass einige Raffinerien ihre Pumpen auf dem Inlandsmarkt austrocknen“, teilt das Finanzministerium in Neu-Delhi mit.
Trotz Indiens umfangreicher Produktionskapazitäten musste das Land daher in den vergangenen Wochen zunehmend Treibstoff aus dem Ausland einführen. Die Dieselimporte stiegen auf den höchsten Stand seit Februar 2020.
Zölle sollen nun die Trendwende bringen. Pro ausgeführtem Liter Diesel verlangt Indiens Regierung von den Exporteuren künftig eine zusätzliche Abgabe von umgerechnet 16 Cent. Für Benzin wird ein Aufschlag von acht Cent fällig.
50 Prozent Plus
Zudem werden die Raffierien verpflichtet, den Heimatmarkt mit einer Spritmenge zu versorgen, die mindestens der Hälfte des Exportvolumens entspricht. Das trifft Europas Autofahrer voll.
Asiens drittgrößte Volkswirtschaft lieferte im Mai laut Daten des Dienstleisters Vortexa 540.000 Tonnen Diesel und Benzin in die EU – 50 Prozent mehr als im gleichen Monat des Vorjahres.
Indische Lieferanten lagen damit vor jenen aus Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Mit 2,6 Millionen Tonnen stammt der Großteil von Europas Treibstoffimporten aber nach wie vor aus Russland.
Indien pfeift auf Sanktionen
Wobei Indien große Rohölmengen aus Russland importiert. Indien ist zu einem Großkunden der Russen aufgestiegen.
Mehr noch: Russland dürfte erstmals zu Indiens Hauptlieferanten geworden sein. Die Inder verarbeiten also billig das Öl aus Russland zu Sprit und verkaufen es profitabel an die EU. Übrigens: Eine Beteiligung an den westlichen Sanktionen gegen Russland lehnt Indien bislang eher ab.
Statt ebenfalls wirtschaftlichen Druck auf Russland zu machen, will Indien vielmehr sicherstellen, dass die Geschäfte mit dem Land ungehindert fortgesetzt werden können.
Das Außenministerium teilte mit Blick auf die westlichen Sanktionen mit: „Wir wollen unsere wirtschaftlichen Interaktionen mit Russland stabilisieren und dafür sorgen, dass unsere Firmen und unsere Interessen nicht betroffen sind.“
Eine Abkehr von Russland würde Indien aus Sicht der Regierung in Neu-Delhi schaden. Das Land ist abhängig von russischen Lieferungen von Militärausrüstung und will insbesondere mit Blick auf Konflikte mit China eine Schwächung seiner Armee nicht riskieren.
Gleichzeitig liefert Russland eben auch Energie. Seit Beginn des Ukrainekriegs weitete der Subkontinent seine Importe von russischem Öl deutlich aus.
Wie sagte EU-Kommissionspräsidenten Ursula von der Leyen: "Die Sanktionen werden Russland hart treffen."
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