Im Jahr 2030 werden laut Prognose der IEA weltweit etwa zehnmal so viele E-Autos fahren, wie derzeit. Fossile Heizungen würden schrittweise durch mordernere Systeme wie Wärmepumpen ersetzt. Beim Strom soll der Erneuerbaren-Anteil bis 2030 weltweit von 30 auf 50 Prozent steigen. Insbesondere der rasche Ausbau von Photovoltaik und Wind sollen dazu beitragen, Kohle- und Gaskraftwerke zu ersetzen.
Zunehmen wird der Verbrauch fossiler Energieträger allerdings in Schwellen- und Entwicklungsländern (siehe Grafik), wo allgemein mit einem starken Anstieg des Energieverbrauchs gerechnet wird.
Zuletzt lag der Anteil fossiler Energieträger am weltweiten Verbrauch bei 82 Prozent (siehe Grafik). Im Jahr 2030 sollen es laut Prognose der IEA noch 73 Prozent sein. Dass das nicht schneller geht, hängt auch damit zusammen, dass der insgesamte Energieverbrauch weiterhin ansteigen wird, also erneuerbare und fossile Energieträger vermehrt verbraucht werden.
Insofern müsse auch weiter in die Gas- und Ölförderung investiert werden, argumentierte Birol. Die Frage sei, wie schnell es gelinge, fossile Energieträger durch Investitionen in konkurrenzfähige Erneuerbare zu ersetzen.
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Die IEA fordert im Vorlauf des Klimagipfels COP28 in Dubai eine Verdreifachung der Investitionen in Ökostrom, eine massive Reduktion der Methan-Emissionen (etwa bei der Öl- und Gasförderung) und verstärkte Energieeffizienzmaßnahmen.
Mit der Prognose widerspricht die IEA der Organisation der Organisation erdölexportierender Länder (OPEC). Das Ölförderkartell rechnet mit einer weiteren Zunahme des weltweiten Ölverbrauchs bis ins Jahr 2045.
Klimawandel verursacht "enorme Kosten"
Die Folgen des menschengemachten Klimawandels seien immer ausgeprägter, sagte Birol. So werde 2023 wohl das heißeste Jahr in der Geschichte der Aufzeichnungen. Und aufgrund der zeitverzögerten Wirkung werde sich die globale Erwärmung auch dann noch weiter fortsetzen, wenn die Emissionen, wie von der IEA prognostiziert, 2025 ihren Höhepunkt erreichen.
Soll das Ziel, die globale Erwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, erreicht werden, wären aber zusätzliche Maßnahmen nötig. Im aktuellen Szenario würde der Temperaturanstieg bis Ende Jahrhunderts 2,4 Grad betragen, warnt die IEA. Dadurch würden auch wirtschaftlich "enorme Kosten" entstehen.
Verbrauch in China soll sinken
Gute Nachrichten kommen diesbezüglich aus China. Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt ist in den vergangenen Jahrzehnten massiv gewachsen. Etwa zwei Drittel des Wachstums der Ölnachfrage entfiel in den vergangenen zehn Jahren auf China, seit 15 Jahren hat das Land den höchsten Energieverbrauch der Welt.
Die chinesische Wirtschaft sei aber im Wandel, konstatiert die IEA. In Zukunft werden die Zuwächse in weniger energieintensiven Sektoren liegen. Der Verbrauch fossiler Energieträger, etwa in der Schwerindustrie, sollte deswegen sinken.
Dass Indien, das China heuer als bevölkerungsreichster Staat überholt hat, auch beim Energiehunger an erste Stelle kommt, ist laut IEA-Expertin Laura Cozzi nicht wahrscheinlich. Der indische Ölmarkt sei derzeit etwa ein Drittel so groß wie der chinesische und werde voraussichtlich auch 2030 noch kleiner sein.
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Eine Schwachstelle der Entwicklung hin zur Energiewende ist der Netzausbau. Die IEA hat erst kürzlich davor gewarnt, dass hier Flaschenhälse entstehen könnten, wenn etwa neue Erzeugungsanlagen ihre Energie nicht einspeisen könnten. Auch in Österreich fehlen Stromnetze, unterstrich am Dienstag der Übertragungsnetzbetreiber Austrian Power Grid (APG). Bis 2034 will die Verbund-Tochter neun Milliarden Euro in den Netzausbau investieren.
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