Demnach sollen Haushalte und Industrie ihren Energieverbrauch jährlich um zwölf Prozent senken – etwa über thermische Gebäudesanierungen. Die Bundesregierung sieht hier einen Zielwert von drei Prozent der Gebäude pro Jahr vor. Real liegt die Sanierungsquote bei 1,5 Prozent, nötig wären laut Greenpeace zehn Prozent. Klimafreundlichere Alternativen zum Heizen mit Gas wären etwa Wärmepumpen, Solarthermie und Geothermie. Diese können auch in Fernwärmenetzen eingesetzt werden – so will etwa Wien Energie bis 2040 auf Erdgas in der Fernwärme verzichten.
Als schwieriger gilt der Umstieg in der Industrie. Insbesondere wenn hohe Temperaturen benötigt werden und eine Elektrifizierung nicht sinnvoll möglich ist, könnten grüner Wasserstoff (hergestellt mit Ökostrom, Anm.) und Biomethan (etwa aus Biomasse) eingesetzt werden.
➤ Mehr zum Thema: Wer alles "Blutgeld" für Gas an Russland zahlt
Zu den Kosten für den Gasausstieg gibt es von Greenpeace keine Schätzung. Eine solche wäre angesichts des langen Zeitraumes und der unklaren künftigen Rahmenbedingungen – etwa wie sich die Energiepreise entwickeln, wie schnell eine Wasserstoffwirtschaft entsteht, wie hoch die volkswirtschaftlichen Wachstumsimpulse, ausgelöst von den Investitionen sind – vermutlich nicht seriös zu beziffern. Freilich entstehen auch beim Festhalten an fossilen Energieträgern hohe Kosten.
Image vom sauberen Gas
Aber warum sollte vorrangig auf Erdgas verzichtet werden? Gas hat durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine politisch einen schlechten Ruf, es verbrennt aber deutlich sauberer als Kohle und Treibstoffe aus Erdöl. Kohle, der schmutzigste aller fossilen Energieträger, wird in Österreich noch in Teilen der Industrie verwendet (anders als etwa in Deutschland), aber nicht mehr zur Stromherstellung. Erdöl hingegen ist mit einem Gesamtanteil von mehr als einem Drittel der wichtigste Primärenergieträger in Österreich, Gas deckt ein Viertel des gesamten Energiebedarfs.
➤ Mehr zum Thema: Weltwirtschaft: Ohne Öl geht nach wie vor nichts
Für Greenpeace ist das „saubere Image“ von Erdgas jedoch überholt. Denn große Mengen würden bei der Förderung, durch unsaubere Verbrennung und beim Transport durch Lecks entweichen. Und unverbranntes Methan (Hauptbestandteil von Erdgas) ist deutlich klimaschädlicher als CO2.
Laut der Internationalen Energieagentur (IEA) sind Methanemissionen für ein Drittel der globalen Erwärmung verantwortlich. Der weltweite Energiesektor hat im Jahr 2022 Methanemissionen im Ausmaß von 135 Mio. Tonnen verursacht, etwa je 40 Mio. Tonnen entfallen dabei auf die Bereiche Öl, Kohle und Gas. Laut der IEA könnten 70 Prozent dieser Methan-Leckagen vermieden werden.
Kommentare