Diese Gaslieferungen könnten deswegen mit Dezember 2024 enden, wenn keine neuen Transitverträge abgeschlossen werden, warnte etwa der ehemalige OMV-Chef und jetziger Regierungsberater Gerhard Roiss im Frühsommer. Die Ukraine hat Gespräche über die Fortsetzung des Gastransits zuletzt ausgeschlossen. Die OMV hat inzwischen zusätzliche Pipeline-Kapazitäten für den Import aus nicht-russischen Quellen ersteigert. Wenn Sie diese nutzt, bekommt sie für den Import übrigens eine staatliche Subvention.
➤ Mehr dazu hier: Zwei Schritte weiter bei der Sicherung der Gasversorgung
Insgesamt haben die EU-Staaten ihre Erdgas-Abhängigkeit von Moskau erfolgreich reduziert, auch wenn einige Staaten nicht mitmachen. Dazu zählt auch Österreich, wofür das Land etwa vom britischen Economist zu einem "nützlichen Idioten Putins" erklärt wurde.
"Unser Ziel ist, auf Null runterzukommen" bekräftigte Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) zuletzt in der ORF ZIB2 das von Klimaschutzministerin Leonore Gewessler mit dem Jahr 2027 definierte Ziel. Wie genau das geschehen soll ist allerdings nicht klar. Denn die teilstaatliche OMV hält bisher an den Verträgen mit Gazprom fest und diese laufen auch noch bis 2040. Neben der Ukraine-Route erreicht russisches Gas Europa übrigens auch noch über die Türkei.
➤ Mehr zum Thema: Was der größte Gasfund seit 40 Jahren durch die OMV bedeutet
Importe auch bei vollen Speicher wichtig
Die Speicher in Europa sind bereits gut gefüllt – in Österreich wie EU-weit liegt der Füllstand bei 92 Prozent. Allerdings muss beachtet werden, dass Österreich, das etwa einen Jahresbedarf Gas einspeichern kann, damit die Ausnahme ist. Die gesamte EU kann nur etwas mehr als ein Viertel ihres jährlichen Gasverbrauchs einspeichern. Das bedeutet, selbst wenn die Speicher voll sind, braucht Europa weiterhin Importe, um gut über den Winter zu kommen.
Der größte Teil davon erreicht die EU-Staaten inzwischen als Flüssiggas per Schiff (Liquefied Natural Gas, kurz LNG), der größte Lieferant für Pipelinegas ist Norwegen, das in etwa so viel liefert wie vor dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine.
➤ Mehr zum Thema: Was von der Energiekrise geblieben ist
Die Sorge, dass in Europa insgesamt das Gas knapp werden könnte, zeichnet sich am Großhandelspreis allerdings nicht ab. Der richtungsweisende Lieferkontrakt TTF an der Börse Amsterdam, der zuletzt wegen Sorge um einen Streik in Australien nach oben ausgeschlagen war, liegt wieder auf dem Niveau der vergangenen Monate. Sollte es dennoch dazu kommen, wäre das übrigens auch für die Ukraine unerfreulich: Das Land bekommt sein Erdgas nämlich von (West-)Europa, seit es 2015 den Import aus Russland eingestellt hat.
Kommentare