Erneuerbare Energien sind wegen des Klimawandels in aller Munde. Faktum ist aber auch: Ohne Öl läuft fast nichts. Mehr noch: In absoluten Zahlen betrachtet ist Erdöl noch immer der wichtigste Energieträger der Welt (siehe Grafik unten). Auch, weil Ölkonzerne naturgemäß wenig Interesse haben, das zu ändern. Das zeigt exemplarisch aktuell der US-Riese ExxonMobil, der, wie berichtet, schon seit den 1970er-Jahren intern von der Wirkung des hohen Verbrauchs auf das Klima Bescheid wusste, diese Erkenntnis aber jahrzehntelang unter Verschluss hielt.
Etwa die Hälfte des weltweiten Ölverbrauchs geht in den Straßenverkehr, weitere sieben bis acht Prozent in die Luft- und Schifffahrt. Auf die Industrie entfällt knapp ein Viertel der weltweiten Fördermenge, davon aber zwei Drittel (17 Prozent) nicht als Brennstoff, sondern als Rohstoff für die chemische bzw. Kunststoffindustrie.
In diesen Sektoren wird der Verbrauch nach Prognose der Internationalen Energieagentur (IEA) auch noch weiter ansteigen. Inzwischen ist absehbar, dass Erdöl aber als Energieträger an Relevanz verliert, denn wichtige Wirtschaftsräume forcieren die Energiewende. Bespiel: Die Londoner Großbank HSBC hat im Dezember angekündigt, sich nicht mehr an der Finanzierung neuer Öl- und Gasförderprojekte zu beteiligen.
Wann ist "peak oil"?
Wann "peak oil", also der Zeitpunkt des weltweiten Ölfördermaximums erreicht wird, ist unklar. Die IEA geht davon aus, das es Mitte der 2020er- bis Mitte der 2030erJahre so weit sein könnte – abhängig von politischen Entscheidungen.
Vom Einbruch durch die Pandemie hat sich die Branche bereits 2021 wieder erholt. Im vergangenen Jahr haben die hohen Energiepreise vielen Konzernen Rekordprofite beschert. Im März kostete Öl mit 130 US-Dollar so viel wie zuletzt 2008. Die Preise sind zwar wegen der weltweit gedämpften Konjunkturaussichten wieder gefallen, gemessen an den Aktienkursen der "Oil Majors" wurden Aktionäre aber verwöhnt. In einem insgesamt verlustreichen Börsenjahr verzeichneten die Aktien der Ölmultis Shell, BP und Total je etwa ein Plus von 30 Prozent.
In den USA ging es etwa ExxonMobil (+70 Prozent) sowie Chevron und Marathon (je +50 Prozent) noch deutlich besser. In Österreich profitierte der Ölfeld-Ausrüster Schoeller-Bleckmann mit einem Plus von 71 Prozent. Die OMV, deren Aktie um acht Prozent nachgab, ist in dem Feld eher die Ausnahme. Detail am Rande: Der Begriff "Big Oil" beschreibt eigentlich die größten privatwirtschaftlichen Mineralölunternehmen und ihren politischen Einfluss. Die größten Umsätze der Welt verbuchen inzwischen aber die Staatskonzerne von Saudi Arabien und China.
Die großen Märkte
Noch sind die USA der größte Ölproduzent der Welt, in der Preissetzung dominiert aber das OPEC-Kartell mit einem Marktanteil von zusammengerechnet mehr als einem Drittel. Die nordamerikanischen Staaten verbrauchen knapp ein Viertel des weltweit geförderten Erdöls. Die EU kommt auf elf Prozent, China auf 16 Prozent. Indien verbraucht mit fünf Prozent mehr als der gesamte afrikanische Kontinent (4,2 Prozent).
Wie es mit dem weltweiten Ölverbrauch weitergeht, wird nicht zuletzt davon abhängen, wie der Energiebedarf in diesen Regionen steigt und mit welchen Technologien er gestillt wird. Die IEA rechnet damit, dass das Wachstum der kommenden Jahre vor allem aus dem Nahen Osten bedient wird, wo die Förderkosten geringer sind.
OPEC
Die OPEC-Staaten fördern ungefähr 40 Prozent der weltweiten Erdölproduktion. Zur OPEC gehören derzeit Algerien, Angola, Äquatorialguinea, Gabun, Iran, Irak, die Republik Kongo, Kuwait, Libyen, Nigeria, Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate und Venezuela
159 Liter Rohöl
sind ein Barrel (Fass), die Einheit für Erdöl. Derzeit kostet ein Barrel 80 Euro. Um 8.000 Euro bekommt man also 100 Fass oder 15.900 Liter. Diese Menge kann man sich noch halbwegs vorstellen. Der weltweite Verbrauch von Rohöl liegt bei etwa 100 Millionen Fass – und zwar pro Tag
(kurier.at, tem)
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Aktualisiert am 19.01.2023, 10:10
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