Wie die Öl-Firma Exxon die Öffentlichkeit hinters Licht führte
Der Öl-Gigant Exxon wusste sehr genau über die Auswirkungen der Klimakrise Bescheid, die durch die Nutzung fossiler Brennstoffe wie Öl und Gas, dem Kerngeschäft von Exxon, befeuert wird.
2015 tauchten die ersten Medienberichte auf, wonach Ölkonzerne wie Exxon deutlich mehr über die Klimakrise wusste, als zugegeben wurde. Das belegten interne Dokumente, die an die Öffentlichkeit geraten waren. Darin wurde auch der Vorstand informiert, dass "dramatische Auswirkungen auf die Umwelt noch vor 2050" zu erwarten sind.
Neu ist, dass Top-Wissenschaftler die internen Studien des Ölriesen analysiert haben und feststellen mussten, dass die von Exxon intern beauftragten Studien mitunter präziser waren, als die damals bekannten und veröffentlichten Studien der Klimawissenschaft. Das Ergebnis wurde im Magazin Science nun veröffentlicht.
Präzise Prognosen
"Insgesamt sind die Vorhersagen von Exxon absolut konsistent mit dem, was unabhängige Forscher an Universitäten oder Forschungsinstituten damals vorhersagten", sagt Stefan Rahmsdorf, einer der Top-Wissenschaftler, der Leiter der Abteilung Erdsystemanalyse des Potsdam Institut für Klimafolgenforschung."
"Die Prognosen sind sogar besser als die, die der damalige Nasa-Direktor Jim Hansen 1988 dem amerikanischen Senat vorstellte", wird der Wissenschaftler in der Zeit zitiert. Das alles belege die Auswertung von 32 internen Dokumenten und 72 unabhängig begutachteten Studien, die Exxon zwischen 1977 und 2014 verfasste.
Mehr noch: Es seien zusätzliche Unterlagen aufgetaucht, die belegen, dass die größte Handelsorganisation des US-Öl- und Gashandels bereits seit den 1950er Jahren Bescheid wusste, die US-Kohleindustrie seit den 1960er Jahren und Firmen wie General Electric, Total, General Motors und Ford seit den 1970er Jahren die Auswirkungen kannten.
ExxonMobil weist die Berichte über die eigene Klimaforschung allerdings zurück und verweist auf eine falsche Darstellung der Fakten.
Leugnen und täuschen
Für besonderen Wirbel sorgt aber der Umstand, was Ölfirmen wie Exxon mit diesem Wissen machten. Nämlich verheimlichen, leugnen, täuschen.
Immer wieder hatten Konzernverantwortliche sogar behauptet, dass Forschende während der Siebzigerjahre statt einer Erwärmung eine kommende Zwischeneiszeit befürchteten.
2000 ließ das Unternehmen zum Beispiel wissen: "Es gibt keinen Konsens über die langfristigen Klimatrends und was sie verursacht. (..) Während der 1970er Jahre sorgten die Menschen sich um global cooling." Viel Geld floss seither in Lobbying der Politik, aber auch in PR-Aktionen, um die Öffentlichkeit zu täuschen.
Protest "Exxon knew"
Seit 2015 hat sich auch der öffentliche Protest gegen Exxon geformt: Mit dem Schlagwort "Exxon knew", also "Exxon wusste es", wird dem Unternehmen genau das vorgeworfen.
Spannend sind die damaligen Berichte und die neue Studie für die bereits laufenden und zu erwarteten Klagen gegen den Ölkonzern. Schließlich verdiente der Konzern trotz besseren Wissens mit dem Öl- und Gasgeschäft seit den 1070er Jahren einige tausend Milliarden Dollar.
Kommentare