Ökostrom-Ausbau erstmals auf Schiene
„Es wurden mehr Photovoltaik-, mehr Wasserkraft- und mehr Windkraftanlagen installiert“, fasste Wolfgang Urbantschitsch, Vorstand der Regulierungsbehörde E-Control die Entwicklung im Jahr 2022 zusammen. Insbesondere der Zuwachs bei der Photovoltaik sei „wirklich enorm“ (siehe Grafik). Hält das Ausbautempo, dann sind auch die Ausbauziele erreichbar, gab sich Co-Vorstand Alfons Haber bei der Präsentation des Berichts am Donnerstag zuversichtlich.
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Trotzdem ist die Ökostrom-Produktion im vergangenen Jahr geringer ausgefallen als 2021. Das liege daran, „dass wir ein schlechtes Wasser-, Wind- und Sonnenjahr hatten“, sagte Haber. Dass der Anteil am gesamten Stromverbrauch 78 Prozent betrug, ist dem niedrigeren Verbrauch geschuldet. Bei durchschnittlichen Wetterverhältnissen hätte der Ökostromanteil laut E-Control die Marke von 80 Prozent geknackt.
Im laufenden Jahr hat sich das Tempo noch beschleunigt. Die E-Control rechnet mit einem PV-Zubau von etwa 2.000 Megawatt Leistung. Dabei wirkt sich auch aus, dass heuer und auch 2024 vermehrt Großprojekte fertiggestellt werden.
Dass die Windkraft 2022 unter Soll lag (siehe Grafik), beunruhigt die E-Control-Vorstände hingegen nicht. Hier sind die Vorlaufzeiten länger, etwa weil Genehmigungsverfahren länger dauern, Netzanschlüsse erst hergestellt werden müssen, oder weil Anlagen oft nicht kurzfristig verfügbar sind. Insgesamt gibt es laut E-Control Förderzusagen für Windkraftwerke mit einer Gesamtleistung von etwa 740 Megawatt.
Steil nach oben zeigt der Trend auch bei den Erneuerbare-Energiegemeinschaften (EEG), bei denen Bürgerinnen und Bürger gemeinsam Strom produzieren. Gab es Ende 2022 noch 161 solcher Zusammenschlüsse, waren es zum Ende des ersten Halbjahres 2023 schon 675.
Deutlich rückläufig war hingegen die von der Abwicklungsstelle für Ökostrom AG (OeMAG) abgenommene Strommenge. Das liegt daran, dass Ökostrom aufgrund der hohen Marktpreise kaum Förderungen braucht. Auch die entsprechenden Abgaben für Stromkundinnen und Stromkunden sind seit dem Vorjahr ausgesetzt.
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Die OeMAG verzeichnete aus der Differenz von zu garantierten Preisen abgenommenem Strom und dem Verkauf zu Marktpreisen sogar einen Gewinn von 109 Mio. Euro. Dieser wurde für die Zukunft einbehalten.
In Anbetracht der hohen Marktpreise verließen viele Anlagenbetreiber das System der garantierten Einspeisetarife, um ihren Strom selbst am Markt zu verkaufen. Es ist aber damit zu rechnen, dass ein Teil in das Förderregime zurückkehrt, wenn die Preise sinken. Für neue Anlagen gilt seit 2022 ein Marktprämien-System, bei dem statt Fixtarifen die Differenz zwischen Erzeugungskosten und Marktpreis ausgeglichen wird.
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Netzausbau vor Gericht
Einen Rückschlag für den Erneuerbaren-Ausbau gab es am Donnerstag beim Bundesverwaltungsgericht. Dieses erkannte einer Beschwerde gegen den Bau einer Hochspannungsleitung in Oberösterreich aufschiebende Wirkung zu. Übertragungsnetzbetreiber Austrian Power Grid (APG) will dagegen berufen und rechnet damit, 2024 mit dem Bau beginnen zu können. Die Hochspannungsleitung soll unter anderem dabei helfen, die Energiewende beim Stahlkonzern voestalpine zu ermöglichen.
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