Neues Flüssiggas-Terminal an der italienischen Adria geplant
Europa ist auf der Suche nach Alternativen zu russischem Gas. Abhilfe soll unter anderem der Ausbau der Kapazitäten für verflüssigtes Erdgas (Liquefied Natural Gas, LNG) schaffen. Dazu gehört auch ein Projekt in der italienischen Adria.
Inwieweit Österreich davon auch profitieren kann, steht aber noch nicht fest.
Pläne für ein LNG-Terminal in Triest wurden vor Jahren eingestellt, nun gibt es einen neuen Vorstoß. Umsetzen möchte das Projekt dem Vernehmen nach eine Gruppe um den italienischen Industriellen Aldo Belleli, der bereits an der Errichtung des schwimmenden Terminals im italienischen Livorno beteiligt war.
Das Schiff, das als Terminal dienen soll, gibt es bereits, der Anschluss soll innerhalb von eineinhalb Jahren machbar sein. Der große Vorteil der Region Triest ist die Nähe zur Gaspipeline TAG (Trans Austria Gasleitung) – lediglich die Errichtung von etwa 40 Kilometer Pipeline wären notwendig.
Die TAG verbindet den Gasknotenpunkt Baumgarten mit Norditalien und hat bisher vor allem russisches Gas, das Österreich durch Slowenien erreicht, nach Süden transportiert. Allerdings kann die Flussrichtung der Pipeline auch umgekehrt werden. Als mögliche Lieferanten werden nordafrikanische und Nahost-Staaten genannt.
Neben deutschen Interessenten soll dem Vernehmen nach auch die OMV eine Beteiligung an dem Projekt erwägen. Der Konzern will das auf KURIER-Anfrage weder dementieren noch bestätigen. Man beziehe bereits LNG über ein Terminal in Rotterdam und arbeite "laufend an weiteren Diversifizierungsmaßnahmen" bei der Gasversorgung.
Eigentlich wollte Europa schrittweise weg von fossilen Energieträgern, Investitionen in fossile Infrastruktur werden deswegen durchaus kritisch gesehen.
Ende der Wende?
In Anbetracht der drohenden Gasknappheit hält das aber kaum jemanden auf. Der Fokus liegt derzeit auf der Reduktion der Abhängigkeit lediglich von russischem Gas. So soll das LNG-Terminal im kroatischen Krk auf die doppelte Kapazität ausgebaut werden und in Deutschland sind vier schwimmende LNG-Terminals geplant. Zwei davon sollen laut Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) noch heuer in Betrieb gehen. Die USA haben ihre LNG-Exporte nach Europa seit der russischen Invasion in die Ukraine knapp verdreifacht.
Ein mögliches Schlupfloch für den Ausbau ist die Hoffnung, dass die Gasinfrastruktur das fossile Zeitalter überleben könnte. Zum einen für die Nutzung mit grünem Wasserstoff. Zumindest eine Beimengung soll technisch möglich sein, eine andere Möglichkeit wäre die Umwandlung in synthetisches Methan.
In Italien wird außerdem die Produktion von Methan aus biologischen Abfallstoffen wie Holzschnitzel ausgebaut. Diese „grüne“ Nutzung einer nach aktuellem Stand weitgehend fossilen Infrastruktur erleichtert nicht nur Genehmigungsverfahren, sondern auch die Finanzierung.
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