Die USA waren jahrzehntelang ein Netto-Importeur. Das änderte sich mit dem Fracking-Boom. Im Jahr 2017 überstiegen die Exporte bei verflüssigtem Erdgas (LNG) erstmals die Importe. Im Dezember 2021 waren die USA erstmals der größte LNG-Exporteur, was sie zumindest bis 2025 auch bleiben könnten.
Der Wettbewerb um den Weltmarkt ist aber in vollem Gange: So investiert der staatliche Konzern Qatar Energy 50 Milliarden US-Dollar (44 Mrd. Euro) in ein neues Flüssiggasterminal. Es soll 2025 fertiggestellt werden und dann das größte der Welt sein. Das Beratungsunternehmen Wood Mackenzie geht davon aus, dass sich der Bedarf an Flüssiggas bis 2040 etwa verdoppelt. Insbesondere in Asien soll die Nachfrage weiter ansteigen.
Streitfrage
In Europa soll die Energiewende nicht nur mit Atomstrom, sondern auch mit Erdgas gelingen. Für Umweltschutzorganisationen und Grüne wie die österreichische Ministerin Leonore Gewessler ein Affront, denn fossile Energieträger sind per Definition nicht nachhaltig.
Dabei geht es nicht um die Illusion, kurzfristig auf den Energieträger verzichten zu können. Erdgas kommt nicht nur im Haushalt, also zum Kochen und Heizen zum Einsatz, sondern auch zur Stromerzeugung und in der Industrie. Vor allem dort, wo hohe Temperaturen nötig sind, wie zum Beispiel in der Stahlerzeugung, ist es bisher nicht wirtschaftlich zu ersetzen. Wasserstoff, insbesondere wenn er mit erneuerbaren Energien gewonnen werden soll, wird vor 2030 voraussichtlich keine relevante Rolle spielen.
Dass Gas durch die Taxonomieverordnung ein grünes Mascherl bekommen soll, ist deswegen relevant, weil dadurch vermehrt Ressourcen in eine Technologie fließen könnten, von der man eigentlich wegkommen wollte.
Kritiker verweisen zudem darauf, dass die Nutzung von Gas weniger klimaschonend ist als lange Zeit angenommen. Bei der Gewinnung und Verarbeitung wird überschüssiges Gas verbrannt. Laut einem Bericht der IEA vom Herbst entweicht dabei deutlich mehr als bisher angenommen. Etwa acht Prozent gelangen unverbrannt in die Atmosphäre. Methan ist ein hochwirksames Treibhausgas. Gerechnet über einen Zeitraum von 100 Jahren ist es Schätzungen zufolge 30 Mal so schädlich wie CO2. Im Jahr 2020 sollen durch unvollständiges Abfackeln mehr CO2-Äquivalente in die Luft gekommen sein als durch alle Autos in der EU.
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