Millionenpleite eines bekannten Reiseveranstalters

Millionenpleite eines bekannten Reiseveranstalters
Das Unternehmen bietet Gruppenreisen an, 1.900 Gläubiger und 116 Mitarbeiter sind von der Pleite betroffen.

"Vor mehr als 30 Jahren begann die Erfolgsgeschichte unseres Familienunternehmens, damals noch unter dem Namen Tirol Hotels. Heute ist Travel Europe einer der erfolgreichsten Reiseveranstalter Österreichs. Wir sind sehr stolz auf diese Entwicklung, die vor allem unserer langjährigen Erfahrung, dem gewissen Know-how in der Branche und unseren engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu verdanken ist", heißt es auf der Firmen-Homepage. "Wir möchten in Zukunft noch leistungsorientierter gegenüber unseren Kunden werden. Eine optimale Zusammenarbeit und Unterstützung, kombiniert mit einem breiten und dennoch flexiblen Produktangebot, sind die Hauptvorraussetzungen für kontinuierliches Wachstum und Verbesserung. Lassen Sie sich überzeugen!"

Die Rede ist von der Travel Europe Reiseveranstaltungs GmbH, FN 54226w, mit Sitz in Stans im Unterinntal, Tirol. Sie hat einen Antrag auf Eröffnung eines Sanierungsverfahrens ohne Eigenverwaltung am Landesgericht Innsbruck eingebracht. Das bestätigt Karl Quendler von Creditreform dem KURIER. Es sind rund 1.900 Gläubiger und 116 Dienstnehmer von der Pleite betroffen. 

Das Unternehmen

„Die Travel Europe Reiseveranstaltungs GmbH wurde 1989 gegründet. Der Tätigkeitsbereich des Unternehmens liegt in der Veranstaltung von Gruppenreisen. Bei diesen Reisen handelt es sich überwiegend um kulturelle Rundreisen in Europe, die als geführte Gruppenreisen angeboten werden. Wesentliche Quellmärkte (Märkte der Kunden) der Antragstellerin sind Frankreich, Spanien und das Vereinigte Königreich. Wesentliche Zielmärkte (Destinationen) sind Kroatien, Portugal und Österreich“, heißt es weiters.

Sanierung nicht gelungen

"Bereits im letzten vorgelegten Jahresabschluss war das Eigenkapital der Schuldnerin leicht negativ. Offensichtlich ist es den Geschäftsführern nicht gelungen, entsprechende Sanierungsmaßnahmen rasch im Unternehmen umzusetzen. Laut den Angaben der Travel Europe Reiseveranstaltungs GmbH soll es aber bereits Gespräche mit einem Investor geben, welcher mit frischem Geld den Fortbetrieb und die Sanierung des Unternehmens unterstützen soll", so Klaus Schaller vom KSV1870.

Die Insolvenzursachen

„Die Insolvenzursachen liegen darin, dass die multiplen Krisen der letzten Jahre, Covid-19, Ukraine-Krieg und Teuerung, die Reisebranche schwer getroffen haben. Auch die Schuldnerin blieb von den massiven wirtschaftlichen Auswirkungen dieser Krisen nicht verschont. Trotz umfangreicher Gegenmaßnahmen und immer wieder positiver Tendenzen in den letzten Jahren zeigte sich zuletzt Ende Herbst 2024 im Rahmen einer Analyse der Ergebnisse des laufenden Geschäftsjahres, dass die Beantragung eines Sanierungsverfahrens unumgänglich sei“, so Creditreform.

Schulden und Vermögen

Die Passiva (Liquidationswerte) belaufen sich auf rund 22,974 Millionen Euro, die Aktiva (Liquidationswerte) betragen rund 3,02 Millionen Euro. 

"Die Aktiva bestehen aus offenen Forderungen von rd 12,4 Millionen Euro, die allerdings nach Angaben der Schuldnerin überwiegend uneinbringlich sind; Beteiligungen (100% an der AWS Tourismus Beteiligungs GmbH (Wien), 100% an der MAKUL d.o.o. (Kroatien), 100% an der VISIT EUROPE SA (Frankreich), 85% an der Rob Roy Tours Ltd (Schottland) sowie einige geringe Beteiligungen an weiteren Gesellschaften in Süd- und Osteuropa.) und einem Fuhrpark von 17 Fahrzeugen, von denen 12 im Eigentum der Schuldnerin stehen", so Johanna Schumacher vom AKV

Die Zukunft

„Die Schuldnerin beabsichtigt das Unternehmen im Rahmen des Sanierungsverfahrens fortzuführen. Bereits laufende Vorgespräche zur finanziellen Unterstützung durch einen starken Partner aus der Reisebranche sollen die Travel Europe Reiseveranstaltungs GmbH als verlässlichen Partner in der Organisation von Gruppenreisen und als wichtigen Arbeitgeber in der Region erhalten“, so Creditreform.

Finanzierung durch Investoren?

Die Finanzierung der 20%-igen Sanierungsplanquote soll aus den Ergebnissen des laufenden Geschäftsbetriebs sowie durch Finanzierungsbeiträge von Geschäftspartnern aus der Tourismusbranche und Investoren erfolgen.

 

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