Was getan werden muss, um die Klimaziele zu erreichen

Ein Windrad in Bau, von oben fotografiert. Der Rotor ist noch nicht montiert und liegt auf dem Fundament der Anlage
Österreich will bis 2040 klimaneutral sein - das ist laut Forschern auch machbar, die bisherigen Anstrengungen reichen aber nicht aus.

Die Bundesregierung hat das Ziel ausgegeben, dass Österreich bis 2040 klimaneutral sein soll. Das ist auch möglich, sagen Forscher der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU), der Österreichischen Energieagentur (AEA) und des Internationalen Instituts für angewandte Systemanalyse (IIASA). Der momentan eingeschlagene Pfad reicht dafür aber nicht aus.

Notwendig wären "sehr rasche, sehr tiefgreifende Veränderungen", sagte die Umweltökonomin Hermine Mitter von der Boku bei der Präsentation der Ergebnisse am Donnerstag. Schaffbar sei das nur, wenn die Ziele von der gesamten Gesellschaft mitgetragen werden.

Das Projektteam hat im Austausch mit Vertretern aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Zivilgesellschaft vier Szenarien erstellt, wie die angestrebte Klimaneutralität bis 2040 erreicht werden könnte. Allen gemein ist: Einfach wird es nicht. Die Forscher sehen einerseits die Politik gefordert, ambitioniertere Klimaschutzmaßnahmen umzusetzen. Zweitens müsste die gesellschaftliche Akzeptanz etwa für neue Infrastruktur deutlich steigen, drittens würden sich auch Gewohnheiten ändern müssen.

Strom statt fossilen Energieträger

Das Hauptaugenmerk liegt auf dem Energiesystem, auf das 80 Prozent der CO2-Emissionen in Österreich zurückgehen. "Ein wesentlicher Weg" sei, deutlich effizienter zu werden, sagte Johannes Schmitt vom Boku-Institut für Nachhaltige Wirtschaftsentwicklung. Das bedeute vor allem Elektrifizierung statt fossilen Energieträgern, insbesonere in den Sektoren Raumwärme (Wärmepumpen) und Mobilität. E-Autos würden bei gleicher Fahrleistung nur etwa ein Drittel der Energie benötigen. Beim Heizen ist der Umstieg auf Strom nur zielführend, wenn die Quote der thermischen Sanierung im Gebäudebestand deutlich ansteigt.

"Wir brauchen mehr Strom", sagte Schmitt, dafür würden fossile Importe, auf die derzeit etwa zwei Drittel der in Österreich verbrauchten Energie entfallen, schrittweise weniger werden.

Die derzeitigen Ökostrom-Ausbauziele seien zwar "viel ambitionierter als früher", sie gingen aber trotzdem nicht weit genug, sagte Schmitt. Das betreffe insbesondere die in Österreich teils skeptisch betrachtete Windkraft. Diese sei nämlich systemisch betrachtet deutlich kosteneffizienter als Photovoltaik, weil sie über das ganze Jahr verteilt deutlich gleichmäßiger verfügbar ist.

Der Ausbau der Ökostrom-Erzeugung müsste laut den Forschern um 60 Prozent schneller gehen, als das im Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz vorgesehen ist. - Und damit auch doppelt so schnell wie der Ausbau der Wasserkraft im vergangenen Jahrhundert.

Saisonaler Übertrag

Windräder sind vor allem auch deswegen wichtig, weil sie den Bedarf an Stromspeichern verringern könnten. Denn eine der großen Herausforderungen der Energiewende ist der sogenannte saisonale Übertrag: Im Winter wird mehr Energie verbraucht, Wind- und Wasserkraft sind im Sommerhalbjahr aber ergiebiger. Batteriespeicher sind nur für relativ kurze Speicherphasen geeignet, und die verfügbaren Pumpspeicher reichen nicht aus. Die Einspeicherung von grünem Wasserstoff, der mit Stromüberschüssen im Sommerhalbjahr gewonnen wird, ist noch in den Kinderschuhen. Zudem würde die Umwandlung mit Energieverlusten einhergehen.

Ein wesentlicher Punkt ist laut den Forschern auch, wie viel Geld noch in fossile Infrastruktur fließt. Denn die Investitionen im Energiesektor seien sehr langfristig angelegt. Werden etwa weiterhin Gasheizungen und Gasleitungen verbaut, ist davon auszugehen, dass diese Systeme auch 2040 noch betrieben werden. Soll der Betrieb klimaneutral erfolgen, müssen dabei aber vergleichsweise teure synthetische Kraftstoffe zum Einsatz kommen. Diese sollten aber, wie auch Wasserstoff, besser nur dort eingesetzt werden, wo es keine wirtschaftlichen Alternative gibt, etwa im Flugverkehr oder in der Industrie.

Kommentare