Energiebedarf
Umgerechnet auf Strom beträgt der jährliche Energieverbrauch des privaten Pkw-Verkehrs derzeit 31,5 Terawattstunden (TWh), so die Statistik Austria. Allerdings sind Elektroautos deutlich energieeffizienter als Verbrenner: Für 100 Kilometer brauchen sie durchschnittlich 17 Kilowattstunden (kWh) elektrische Energie.
Sollen also die jährlichen 50,5 Mrd. private Pkw-Kilometer mit Strom zurückgelegt werden, wären dafür nicht 31,5 TWh, sondern nur 8,6 TWh Strom nötig. "Das ist eine Reduktion um rund 72 Prozent" rechnet der Verkehrsclub Österreich (VCÖ) vor.
Allerdings beruht der jetzige Durchschnittswert auf relativ vielen Kleinwagen. Wenn in Zukunft vermehrt auch größere und schwerere Autos mit Strom fahren, würde er steigen. Günter Paurtisch von der Österreichischen Energieagentur (AEA) hält deswegen einen Bedarf von zehn TWh für realistischer.
Zum Vergleich: Derzeit werden in Österreich jährlich 72 TWh Strom verbraucht, es entstünde also ein Mehrbedarf von 14 Prozent. Bis 2030 soll die Ökostrom-Produktion kräftig ausgebaut werden, allerdings wird erwartet, dass auch der Stromverbrauch in mehreren Sektoren steigt. Im Klimaschutzministerium schätzt man, dass 2030 etwa ein Drittel der privaten Pkw Strom tankt, der Bedarf dafür wäre im Ökostromausbau eingerechnet. Der Mehrbedarf, der durch eine Umstellung des gesamten privaten Pkw-Verkehrs anfallen würde, ist dadurch aber nicht abgedeckt.
Bei Oesterreichs Energie, der Interessensvertretung der E-Wirtschaft, sieht man das Problem weniger in der benötigten Strommenge, denn in der Belastung für das Stromnetz. So würde ein Anteil von 30 Prozent E-Mobilität bis 2030 zusätzliche Netz-Ausbaukosten von über vier Mrd. Euro verursachen.
Laden ohne Lastspitzen
Die Gretchenfrage ist dabei die der Lastspitzen. Idealerweise werden Elektroautos langsam geladen, und zwar automatisch gesteuert dann, wenn gerade weniger Strom gebraucht wird. Das wäre technisch bereits möglich, die legalen und Infrastruktur-Voraussetzungen fehlen aber.
Private Autos stehen etwa 90 Prozent der Zeit über, typischerweise zu Hause und am Arbeitsplatz, so Daniel Hantig von der Regulierungsbehörde E-Control. Deswegen könnten die Akkus der Autos auch als Pufferspeicher dienen und so zur Entlastung der Stromnetze beitragen. Die durchschnittliche wöchentliche Kilometerleistung entspreche zudem etwa einer vollen Akkuladung. Schnellladestationen wären deswegen vor allem an öffentlichen Orten, etwa entlang von Überlandstraßen nötig.
Derzeit gibt es in Österreich 4.972 Ladestationen mit 9.773 Ladepunkten, an Schnellstraßen und Autobahnen findet sich im Schnitt alle 80 Kilometer eine. Die EU-Kommission empfiehlt ein Verhältnis von einem öffentlichen Ladepunkt für zehn Elektroautos. Für den gesamten motorisierten Pkw-Verkehr in Österreich wären also 460.000 öffentliche Ladepunkte nötig. Im dicht besiedelten Gebiet, wo die meisten Fahrzeughalter keine privaten Stellplätze haben, ist der Bedarf höher als am Land.
Genaue Zahlen zum geplanten Ausbau gibt es beim Klimaschutzministerium auf Anfrage des KURIER nicht, diese sollen erst noch erarbeitet werden.
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