Analyse zur Klimakonferenz: Überholversuch auf der Öl-Spur

UN-Klimakonferenz COP28 in Dubai, 2. von links: Industrieminister und Gastgeber Sultan Ahmed Al Jaber
Die UNO-Staaten haben sich in Dubai auf eine Abkehr von allen fossilen Energieträgern geeinigt. Konkrete Maßnahmen ergeben sich daraus aber nicht.

Das zentrale Ergebnis der UN-Klimakonferenz in Dubai ist eine Abkehr von fossilen Energieträgern. Ein konkretes Aus für Öl, Gas und Kohle findet sich in der Abschlusserklärung aber nicht.

Ein zentraler Begriff ist dabei „Net Zero“, also Netto-null-Emissionen. Obwohl der Zusammenhang mit der Nutzung fossiler Energieträger auf der Hand liegt und bei der COP28 auch benannt wurde, liegt hier ein enormer Unterschied. Denn „Net Zero“ bedeutet, dass die Konzentration von Treibhausgasen in der Atmosphäre nicht steigt.

Ein Verbot von fossilen Energieträgern bedeutet das nicht. Denn CO2 kann auch gespeichert werden – in natürlichen Senken wie etwa Wäldern, oder mit technischen Mitteln. Zwar ist Kohlenstoffabscheidung derzeit unwirtschaftlich und etwa die unterirdische Einspeicherung in vielen Staaten derzeit illegal, die theoretische Möglichkeit dazu besteht aber. Und den Staaten ist freigestellt, wie sie ihre Ziele erreichen. Supranational gibt es also nur eine Zielvorgabe. Mit Leben erfüllt werden muss sie auf der untergeordneten Ebene. Wirklicher Druck ist in der Absichtserklärung nicht vorgesehen.

Nicht nur Umweltschutzorganisationen wie Greenpeace kritisieren die „Schlupflöcher“ – auch die Wirtschaftskammer bezeichnen die Einigung als „Minimalkompromiss“, der nicht ausreiche. Die Industriellenvereinigung, deren Chef sich kürzlich noch gegen strengere Umweltauflagen ausgesprochen hat, sieht Wettbewerbsnachteile, weil die EU „in der Vorreiterrolle der internationalen Klimapolitik“ allein bleibe.

Franz Angerer, Geschäftsführer der Österreichischen Energieagentur, betont hingegen die Fortschritte. Es sei „sinnvoll, die Abkehr von Fossilen in einem Ölland zu verhandeln“ und zwar „allen Unkenrufen zum Trotz“. Wie sich am deutlichen Widerstand der OPEC-Länder gegen eine stärkere Resolution gezeigt habe, sei aber noch ein langer Weg zu bewältigen.

Österreichs Strategie

Österreich hat sich das Ziel der Klimaneutralität schon für 2040 gesetzt. Sämtliche Klimaschutzmaßnahmen wie etwa die CO2-Bepreisung oder die Förderungen für den Heizungstausch sind Teil dieser Strategie. Weitere, konkrete Verpflichtungen ergeben sich aus dem UN-Beschluss für Österreich nicht.

Dementsprechend hält auch Österreichs größter Mineralölkonzern Kurs: „Die OMV begrüßt das Ergebnis der COP28, das auch mit der Strategie der OMV, bis spätestens 2050 ein Netto-null-Unternehmen zu werden, übereinstimmt“ heißt es zum KURIER. Die Strategie der OMV stützt sich maßgeblich auf einen Ausbau der Chemiesparte. In die Öl- und Gasförderung, etwa im Schwarzen Meer (Neptun Deep) investiert das Unternehmen aber weiterhin.

Analyse zur Klimakonferenz: Überholversuch auf der Öl-Spur

Ölförderpumpe im Marchfeld

Zwar warnt etwa die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock davor, „dass sich Investitionen in fossile Energien langfristig nicht mehr rechnen“, diese Sorgen scheint in der internationalen Öl- und Gasindustrie aber nicht verbreitet zu sein.

Nach Zahlen der Internationalen Energieagentur (IEA) werden weltweit etwa 800 Mrd. Dollar pro Jahr (741 Mrd. Euro) in neue Öl- und Gasförderprojekte investiert. Der größte Ölproduzent der Welt, die USA, fördern heuer etwa doppelt so viel Rohöl wie vor zehn Jahren. Auch die Gasförderung und die Gasexportkapazitäten werden noch weiter ausgebaut – nicht zuletzt, weil man immer mehr Flüssiggas in EU-Staaten verkauft, seitdem weniger russisches Gas nach Europa kommt.

Zwar prognostiziert die IEA, dass der weltweite Öl- und Gasverbrauch noch dieses Jahrzehnt seinen Höhepunkt erreichen wird, der Rückgang werde aber langsam stattfinden. Denn während fossile Energieträger in reichen Volkswirtschaften schrittweise durch erneuerbare ersetzt werden, wird der Energieverbrauch in Schwellenländern insgesamt noch stark ansteigen. Soll dies möglichst mit erneuerbaren Energieträgern erreicht werden, müssen die reichen Staaten die ärmeren dabei deutlich stärker unterstützen.

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