„Dank Neptun Deep wird Rumänien der größte Erdgasproduzent in der EU werden, und eine zuverlässige und sichere Energiequelle für die Region darstellen“, sagt OMV-Chef Alfred Stern, der vom Aufsichtsrat einstimmig bis August 2026 als CEO verlängert wurde.
Die Förderung im Schwarzen Meer ist wirtschaftlich lukrativ. OMV Petrom erwartet, dass Neptun Deep den operativen Gewinn (zuletzt knapp 2,5 Milliarden Euro) bis 2030 um die Hälfte steigern werde.
Das Potenzial der beiden Felder Domino und Pelican South wird insgesamt auf rund 100 Milliarden Kubikmeter Erdgas geschätzt. Zum Vergleich: Das ist rund die Hälfte der Gasmenge, die Russland vor dem Krieg nach Europa pumpte. Österreichs Gasverbrauch liegt bei knapp neun Milliarden Kubikmeter im Jahr. Die Gasverträge Österreichs mit Russland laufen noch bis 2040.
Neptun Deep wird Rumänien helfen, die Gasabhängigkeit von Russland zu verringern. Trotz hoher nationaler Reserven stieg der Anteil der Gasimporte aus Russland zwischen 2018 und 2021 von fünf auf 30 Prozent des Gesamtverbrauchs. Das Neptun-Gas ist für Südosteuropa bestimmt und werde die Versorgungssicherheit in diesem Raum verbessern, heißt es bei der OMV.
Pipeline-Bau eingestellt
Obwohl Rumänien das ursprüngliche Exportverbot aufgehoben hat, wird aus dem Schwarzen Meer vorläufig kein Gas nach Österreich fließen. Um auch Österreich zu versorgen, müssten die Pipelines ausgebaut bzw. verstärkt werden.
2018 war ein Pipeline-Projekt geplant, das Europas Abhängigkeit von Russland verkleinern sollte. Diese Brua-Pipeline hätte Bulgarien, Rumänien, Ungarn und Österreich mit dem Schwarzen Meer verbinden sollen. Der staatliche rumänische Pipeline- Betreiber Transgaz begann mit dem Bau, die EU steuerte 430 Millionen Euro an Förderungen bei, doch das Projekt wurde eingestellt.
NGOs fordern Stopp
Die Umweltorganisationen laufen erwartungsgemäß Sturm gegen Neptun Deep und fordern den sofortigen Stopp. Greenpeace sieht eine „zusätzliche Bedrohung für die ohnehin schon stark unter Druck stehende Artenvielfalt im Schwarzen Meer“. Zudem feuere das Projekt die Klimakrise weiter an. Statt weiter fossile Projekte zu finanzieren, wäre die OMV besser beraten, mit dem Geld den eigenen Betrieb auf einen klimaneutralen und kreislaufwirtschaftlichen Kurs zu bringen.
Attac kritisiert, dass der Nettogewinn der OMV von 5,2 Milliarden Euro nicht in Erneuerbare Energien investiert werde. „System Change, not Climate Change“ wirft der OMV Petrom vor, statt möglichst schnell aus Gas auszusteigen, die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern und hohen Gaspreise für Jahrzehnte einzuzementieren. Umweltschutzorganisationen in Rumänien schließen sich den Vorwürfen an.
„Erdgas dient als Brückentechnologie und ist für die Energiewende unverzichtbar“, kontert die OMV. Die nationale rumänische Behörde für Bodenschätze muss das Projekt noch absegnen.
In Rumäniens Politik gab es zuletzt ein ständiges Auf und Ab zu Neptun Deep und zu OMV Petrom. Zuletzt machte Staatspräsident Klaus Iohannis bei einem Besuch von OMV-Chef Stern in Bukarest Druck für das Projekt. Doch das Schengen-Veto Österreichs löste eine öffentliche Negativ-Kampagne gegen die OMV aus und rechte politische Kreise forderten die Reverstaatlichung der Petrom.
Die OMV hatte 2004 für 1,5 Milliarden Euro die Mehrheit am staatlichen Energiekonzern Petrom übernommen. Petrom war damals mit 60.000 Mitarbeitern wesentlich größer als die OMV und schwer defizitär. Heute hat das Unternehmen nur noch 8000 Mitarbeiter und ist hoch rentabel. Wäre die Sanierung misslungen, hätte Petrom die OMV mit in den wirtschaftlichen Abgrund gerissen. Der rumänische Staat hält nur noch 20,7 Prozent, der Rest ist an der Börse.
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