Kärntner Wurstfleisch mit 100 Prozent Pferde-DNA

Eine Plastikwurst und eine Kuh mit Aufklebern in Anspielung auf den aktuellen Fleischskandal stehen am 19.02.2013 bei einem Warnstreik für mehr Gehalt auf dem Gelände des Landeslabors in Neumünster (Schleswig-Holstein). In dem Labor werden zur Zeit Fleischproben auf mögliches Pferdefleisch untersucht. Foto: Carsten Rehder/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++
Die Probe wurde bei einem Fleischer aus dem Lavanttal gezogen. In Südafrika fand man Esel in Rind-Produkten.

Der Pferdefleisch-Skandal in Österreich weitet sich aus. In Kärnten wurde in einer Probe der Rohware "Wurstfleisch" am Montag 100 Prozent Pferde-DNA nachgewiesen, teilte die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) mit.

Dabei handelte es sich jedoch um kein Lebensmittel, da die Rohware noch nicht verarbeitet worden war.

Kärntner Wurstfleisch mit 100 Prozent Pferde-DNA
APA11560984-2 - 21022013 - WIEN - ÖSTERREICH: "Lavantaler Bauernwurst" und "Kärntner Hauswürstl", aufgenommen am Donnerstag, 21. Februar 2013. In diesen Produkten der Firma Josef Freitag in Kärnten wurde Pferdefleisch nachgewiesen, dass auf der Ware nicht deklariert ist. APA-FOTO: APA/HELMUT FOHRINGER
Die Probe gehörte zu jenem Fleischereiunternehmer, der Würste mit nicht deklariertem Pferdefleisch produziert und verkauft hat. Die Probe wurde gezogen, nachdem bekannt geworden war, dass in "Kärntner Hauswürstel" und "Lavanttaler Bauernsalami" der betroffenen Fleischerei Pferdefleisch gefunden worden war.

Der Lavanttaler Fleischer hat bereits am Samstag bei der Polizei ein Geständnis abgelegt. Er gab zu, seit eineinhalb Jahren Pferdefleisch aus der Steiermark und aus Deutschland verwendet zu haben. Dies tat er laut seinem Anwalt, um die Qualität und den Geschmack der Würste zu verbessern. Zum Vorwurf des Betrugs war der Fleischer nicht geständig.

"Extra-Vorsichtsmaßnahme"

Kärntner Wurstfleisch mit 100 Prozent Pferde-DNA
ILLUSTRATION - Tiefgefrorene schwedische "Köttbullar" vom Möbelhaus Ikea, aufgenommen am 25.02.2013 in Berlin. In den Hackbällchen «Köttbullar» der Möbelhaus-Kette Ikea haben Behörden in Tschechien Pferdefleisch nachgewiesen, in den deutschen Filialen wurde hingegen keines gefunden. Foto: Stephanie Pilick/dpa (zu dpa "Pferdefleisch in Tschechiens Ikea-Köttbullar - Deutschland ohne Fund" vom 25.02.2013) +++(c) dpa - Bildfunk+++
Erst gestern hat der schwedische Möbelgigant IKEA als "Extra-Vorsichtsmaßnahme" denVerkauf von Fleischbällchenin den Shops und in den Restaurants vorerst gestoppt.

Der Lieferant von Fleischbällchen ("Köttbullar", sprich Schöttbullaa") für Ikea hat nun zwar bei eigenen Tests bisher kein Pferdefleisch entdeckt. Einen Tag nach entsprechenden Vorwürfen aus Tschechien teilte das Unternehmen Dafgard in Lidköping mit, man habe bei "extensiven eigenen Tests" keine Spuren von Pferdefleisch entdeckt.

Ikea kündigte dennoch an, den Stopp des Verkaufs der "Köttbullar" (sprich "Schöttbullaa") in Schweden, Österreich, Deutschland und 21 weiteren Ländern aufrechtzuerhalten.

Hingegen sieht sich McDonald's Österreich nicht betroffen, Kunden laufen angeblich nicht Gefahr, in einen "McHorse" zu beißen.

Lebensmittel-Kennzeichnung

Österreich Gesundheitsminister Alois Stöger macht nun mit der angekündigten Strafverschärfung für falsche Lebensmittelkennzeichnung ernst. Einen entsprechenden Entwurf hat er am Montag an den Koalitionspartner ÖVP übermittelt, wie Stöger am Dienstag vor dem Ministerrat bekanntgab. Nicht nur Kanzler Werner Faymann, sondern auch Vizekanzler Michael Spindelegger und Landwirtschaftsminister Niki Berlakovich signalisierten Zustimmung.

EU-weit Berlakovich sieht übrigens nach der Diskussion beim gestrigen EU-Agrarministerrat zum Pferdefleisch-Skandal "Bewegung" hin zu einer Herkunftskennzeichnung für verarbeitete Fleischprodukte. Berlakovich sagte, kein Land habe sich bei der Aussprache dagegen ausgesprochen. Die EU-Kommission wolle den Entwurf für eine entsprechende Verbraucher-Informationsverordnung anstatt zu Jahresende noch im Herbst vorlegen.

Auch Deutschland hat seinen nächsten Fall: In einem weiteren Fertiggericht des Discounters Aldi Nord ist Pferdefleisch nachgewiesen worden. Das Unternehmen rief das Produkt "Zigeuner Hacksteak 480 g" der Marke "Höffner die Landküche" zurück, das im gesamten Vertriebsgebiet von Aldi Nord verkauft wurde.

In Spanien sind in Cannelloni Spuren von Pferdefleisch entdeckt worden. Laut Etikett hätten die Teigrollen mit Rindfleisch gefüllt sein sollen.

Der Skandal um falsch deklariertes Pferdefleisch hat auch Ungarn erreicht. Nach Worten des Direktors des ungarischen Nationalen Amtes für Lebensmittelsicherheit (Nebih), György Pleva, ist das Tiefkühlprodukt "Lasagne Bolognese" der Luxemburger Firma Tavola betroffen.

Ein besonders skurriler Fall stammt aus Südafrika: Eine Studie der Stellenbosch-Universität in der Nähe von Kapstadt ergab, dass sich in 68 Prozent der untersuchten und als "Rindfleisch" gekennzeichneten Produkte zusätzlich das Fleisch von anderen Tieren befand. Am häufigsten wurden den Würstchen und Hamburgern Hühner- und Schweinefleisch beigemischt, jedoch fanden sich auch exotischere Zutaten wie Esel, Ziegen und Wasserbüffel.

Eine von Forschern an der TU Berlin entwickelte Laserpistole kann in Sekundenschnelle Pferdefleisch aufspüren. Wie die Technische Universität am Dienstag mitteilte, kann das Gerät auch andere Fleischsorten wie Schwein, Rind, Pute, Huhn und sogar Exotisches wie Kamel-, Krokodil- und Python-Fleisch unterscheiden.

Ursprünglich wurde die Laserpistole entwickelt, um die Frische von Fleisch zu identifizieren. Sie sorgte bereits als Detektor im Zusammenhang mit dem "Gammelfleisch"-Skandal von 2007 für Schlagzeilen. Seitdem wurde die Laserpistole laut TU weiterentwickelt und kann heute sogar die Frische und Sorte des Fleisches selbst durch die Verpackung messen.

In der Laserpistole befindet sich demnach eine kleine rote Laserdiode, die einen Lichtblitz von einer Sekunde in das Fleisch schießt. Das Licht wird im Fleisch gestreut und dieses Streulicht enthält Informationen über die Fleischsorte und sogar zusätzlich noch über das Alter des Fleisches. Von der Laserpistole gibt es einen Prototyp an der TU Berlin.

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